Wer sich lange genug abseits von allem rumtreibt, kommt irgendwann auch an, erlebt dabei aber eindeutig mehr. Malibu hat endlich wieder Autobahn unter den Hufen und mir ist das ganz recht. Mehreren tausend Kurven und Serpentinen folgten nochmals ebensoviele Kreisel und nun ist mir schlecht.
Die wilde Landschaft der Cevennen
Im Département Gard lässt sich aushalten – Silvia und Dänu wissen schon, weshalb sie sich dort ein Haus aufgetan haben – aber da wir doch sehr dem Nomadentum zugeneigt sind, zog es uns gestern weiter. Schliesslich kommen nach dem Gard noch Hérault, Tarn, Aude und Pyrénées-Orientales. Und die wollen auch bereist sein.
Unlängst habe ich mir Buch und Karte zum Label Les plus beaux Villages de France gekauft. Wenn ich gerade nicht reisen kann, reise ich schon mal gerne in Gedanken und beim Abkleben der bereits besuchten Orte mit kleinen Klebepunkten in Gelb und Orange kam mir eine Idee sie alle zu besuchen. Also die Orte, nicht die Klebepunkte. Das würde selbst uns nämlich eine Weile beschäftigen, gibt es deren Stand 2023 doch immerhin 176 und Frankreich ist zudem so klein auch wieder nicht.
Schmuck, aber etwas leblos – Olargues
Also beschlossen wir nicht den einfachsten, sondern den Weg durch die Cevennen zu wählen und unserer Liste der besuchten Orte zwei weitere hinzuzufügen. Olargues machte es uns nicht so einfach. Bei der Aire de Camping Car tat der Automat so bucklig, dass wir selbst mit Stefans IT-Fähigkeiten nicht reinkamen und auf dem Weg zum Campingplatz musste ich arg in die Eisen steigen, weil Malibu sonst eine Strassensperre durchbrochen hätte. Kein Anschluss unter dieser Nummer. Schliesslich wurde es uns zu blöde und wir stellten den Van mitten im Ort ab. Mit einer guten Rückfahrkamera, etwas Übung und Selbstbewusstsein geht das auch bei engen Platzverhältnissen.
Olargues ist in Ansätzen hübsch, aber wie leider so vieles in dem Lande arg heruntergekommen und wie ausgestorben. Letzteres kann in Zeiten des Massentourismus auch ganz schön sein, aber wenn Du Dich wie in einer gänzlich entvölkerten Kulisse eines Films vor dem Auftritt der Zombis wähnst, ist das irgendwie auch komisch. Also fuhren wir alsbald weiter und verschlauften uns ännet eines Passes bei den Enten.
Nicht nur das Städtchen, auch die schroffe Felslandschaft besticht in Minerve
Neuer Tag, neues Reiseglück, die Katharer-Stadt Minerve ist richtig pittoresk. Die letzte Katharer-Festung Montségur in den Pyrenäen ist uns längst bekannt, aber das es auch eine Katharer-Stadt gibt, war uns neu. Also gab. Sind Euch die Katharer ein Begriff? Sie lebten im Hochmittelalter das Christentum antiklerikal und asketisch und wiesen Eigentum zurück. Heute gülte das als vorbildlich, aber wir ahnen, dass dies der katholischen Kirche, welche die sieben Todsünden dermassen gut studiert hatte, dass sie diese schliesslich vollkommen zu eigen gemacht hatte, so gar nicht in den Kram passen mochte. Kreuzzüge gingen nicht nur im heiligen Land, sie wurden durchaus auch in hiesigen Gegenden gerne durchgeführt und die Georges du Brian bei Minerve sind für ein Grillfest durchaus einladend. 1209 waren allerdings die Katharer das Grillgut.
Ente gut, alles gut!