Das Ende ist nah, die Apokalypse steht bevor. Stoff für so manches Buch. Und so faszinierte der Guet der Lausanner Kathedrale Notre-Dame einen amerikanischen Thrillerautor dermassen, dass er die Apokalypse literarisch gleich von dieser Stadt aus ihren Anfang nehmen liess.
Also wenn ich mir die Stadt etwas näher betrachte, könnte das schon passen. Wobei nicht wegen der Kathedrale Notre-Dame, die ist ganz hübsch. So mehr wegen dem drum herum. Wirkt bisweilen etwas, wie soll ich es nett ausdrücken – nun ja, bisweilen etwas depressiv. Und dabei ist heute noch stahlblauer Himmel. Vielleicht wirkte es auch etwas so, weil alle Läden zu und kaum eine Menschenseele unterwegs war. Doch, das könnte sein und so tun wir der Stadt wohl nicht so unrecht.
Also rauf zur Kathedrale. Ist eine tolle Idee, eine Kathedrale an einem Sonntagmorgen anschauen zu gehen. Weil dann nämlich Messe ist. Da wäre es etwas unpassend rumzulatschen. Für Unruhe sorgten wir ungewollt dann dennoch. Stefan bereits wieder raus und war der Meinung, ich würde das schwere Portal – von einer Türe zu sprechen würde es nicht treffen – aufhalten. Ich noch kurz einen Haken geschlagen, weil Sujet zum flashen und schon krachte es. Das Schmettern des Tores setzte sich vom Schall getragen wunderprächtig von vorne, der Apsis entlang bis zum Chor fort. Kriegte auch bestimmt jede Messebesucherin und auch jeder Besucher mit. Pfarrer und Organist auch. Peinlich.
Gut war Stefan schon draussen und damit aus Sicht der Leute in der Kathedrale inexistent. Ich aber noch drinnen und verdächtig nah beim Portal. Wegen meiner FFP2 sah man aber wohl nicht, dass sich mein darum noch sichtbares Restgesicht einem Chamäleon gleich der Farbe des Messweins anzugleichen vermochte. Besser also auch raus. Dazu muss das Tor aber nochmals auf und das bedingte den Einsatz meines ganzen von Schoggiosterhasen aufgepimpten Abtropfgewichts. Da stehst du also diagonal bis du dieses Tor so weit hast. Schlussendlich durchgeschlüpft, sorgte ich dann aber peinlichst genau dafür, es nicht noch einmal zu einer ebensolchen akustischen Messeverschmutzung kommen zu lassen. Wir wollen uns schliesslich nicht noch den Zorn des Guets, des Vikars oder anderer irdischer oder nicht irdischer Gestalten auf uns ziehen.
Vor einem Schaufenster stehend, nahm zuerst mein linker, danach mein rechter Nasenflügel Notiz von einem herbei- oder heraufziehenden Geruch, von dem ich mir nicht sicher war, ob es sich dabei um den Rauch einer Zigarre, oder aber um Hundescheisse handelte. Stefan meinte, dass es vielleicht beides sein könnte. Aber das glaube ich nicht, denn wer raucht schon Hundescheisse?
Ein bisschen Jugendstil Dazwischen schon mal Bauhaus Ältestes Hochhaus der Schweiz
Den Guet, also den Brandwächter, der seit mehr als 600 Jahren des Nachts vom Turm der Lausanner Kathedrale Notre-Dame die Stunde schreit, gibt es übrigens noch immer. Schön, dass es in der schnelllebigen Zeit noch Dinge von Bestand gibt.
Morgen soll es regnen.