Was in der Werbung geht – „Für die einen ist es Duplo, für die anderen die wahrscheinlich längste Praline der Welt„ ** – geht offenbar auch bei einer Burg. Und wo sich diese ausgebreitet hat, ist nach einem Besuch in Burghausen zweifelsohne klar.

Die Burg zu Burghausen oberhalb der Altstadt Burghausen ist mit 1051 Metern die längste Burganlage Europas und gilt seit einem Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde als längste Burg der Welt (Quelle: Wikipedia).
Die Burg besteht aus einem Aussenwerk am Eggenberg, fünf Vorhöfen, der Hauptburg und einem Aussenwerk, welches die Steilhänge hinabführt, den Wöhrsee abschloss und das Vorgelände der Burg sicherte.

Mein Hotel liegt unmittelbar vor dem Vorwerk und dem anschliessenden fünften Vorhof. Als ich diesen betrat, lagen Vorhof und Umgebung in dichtem Nebel eingepackt.
Ich durchschritt Vorhof um Vorhof. Das knirschen der Kiesel unter meinen Schuhen stellte das einzige Geräusch dar. Keine Sau hier. Bin die einzige. Wie herrlich ist das denn in Zeiten des Massentourismus. Alleine das ist schon ein Highlight.

Venedig platzt aus allen Nähten. Den Mont-Saint-Michel begehst du in Pinguin-Schrittchen, weil es anders nicht geht und in Carcassonne kommst du nur als schlanker Mensch in halbwegs vernünftiger Zeit überhaupt rein. In der Burg zu Burghausen kannst Du in aller Ruhe Bilder schiessen und daneben die Stille auf dich wirken lassen.
Im fünften Vorhof ist noch eine Pferdeschwemme zu sehen, also eine Art Waschbox für diese grossen Gockel. Habe ich noch nie gesehen, so etwas. Da wiehert der Schimmel vor Freude!

Die Burg zu Burghausen wurde in ihrer langen Geschichte viele Male umgebaut und erweitert. Sie wurde so massiv ausgebaut um die anrückenden Türken abzuwehren, später die Schweden. Ein Schwede schaffte es dennoch rein, allerdings nicht so, wie er sich das vorgestellt haben wird – Feldmarschall Gustav Graf Horn darbte im Dreissigjährigen Krieg ganze sieben Jahre im Kerker der Hauptburg.

Ich erspare der Leserschaft an dieser Stelle weitere Details über die Burg. Eine ausgezeichnete Übersicht gibt die Webseite der Burg her – dass die damals im Hoch- und ausgehenden Mittelalter bereits eine Webseite hatten beeindruckt mich.

Nach einem längeren Fussmarsch und rund zwei Millimeter Schuhsolenabrieb erreichte ich doch noch die Hauptburg. Der Nebel hat sich unterdessen verzogen und der milde scheinenden Dezembersonne Raum eröffnet.


4 € und einen Schwatz mit den Damen der „Security“ später erklomm ich schnaubend den obersten Punkt der Hauptburg. Von hier war erstmals ein Blick über die gesamte Burg möglich. In der Ferne erkannte ich den Zugang zum fünften Vorhof, den ich einst durchschritt.


Im Burggaffee mit einer Cola gestärkt kann ich nun den Rückweg antreten. Damit ich die Burg noch vor einbrechender Dunkelheit verlassen kann.

** Den Spruch gibt es auch noch anders: „Für die einen ist es Klopapier, für die andern das längste Bilderbuch der Welt.“
Mahlzeit.