Der Besitzer des Camps ist ein stattlicher, älterer Herr mit deutschen Wurzeln. Sein sonorer Bass passte perfekt zu seinen Ausführungen zu den Lebensbedingungen in der Namib. Wir wollen die eine oder andere Geschichte hier kurz schildern.
Bei den gestern entdeckten Spuren, welche wie Hände aussehen, handelt es sich tatsächlich um Spuren von Pavianen. Diese wären ein grosses Problem, würde der Hausherr sie nicht fernhalten. Die Paviane würden vor nichts halt machen, den Gästen Material und Essen aus den Zelten und Campern stehlen und den Rest verwüsten. Aber er rede ab und zu ein ernstes Wort mit den Pavianen und dann kämen sie wieder gut aneinander vorbei. Ich vermutete schon richtig, was „reden“ meint – .260 Remington auf Pavian. Die Paviane wüssten genau, dass er auf 300 Meter treffen würde. Von 500 Metern würden sie ihm quasi die Lange Nase machen. Ab und zu schiesse er dann in die Luft und danach genüge es, ab und zu mit einem Besen um das Haus zu gehen. Die Paviane würden ihn genau beobachten.
Bezüglich Strom und Wasser müsse sich jeder selber versorgen. Tagsüber sei Strom mit den Solarzellen überhaupt kein Problem, dann wird mit dem überschüssigen Strom automatisch mit einer 12V-Pumpe Grundwasser aus 100 Metern hochgepumpt. Ich fragte, ob das Grundwasser in dieser Wüste nie versiegen würde, wo es doch nur alle paar Jahr mal regnet. Das sei die grosse Umweltfrage hier, würde das Grundwasser versiegen, könnte die Namib nicht mehr bewohnt werden. Die Solarzellen speisen ein mehrere Batterieblöcke für den Strombedarf am Abend und für die Nacht. Batterien sind aber sehr teuer und zudem ist es anspruchsvoll, das Netz stabil zu halten. Aus diesem Grund verzichtete der Camp-Besitzer auch darauf, die Stellplätze und Zimmer mit Strom zu versorgen. Würden die Leute alle ihre Geräte anhängen oder gar Wasser zu kochen versuchen, bräche das Netz zusammen.
Wir durften aber gerne von seinem Solarstrom ziehen und den Laptop und ab diesem iPad und iPhone laden. Auf Reisen wie dieser lohnt es sich aber etwas vorauszudenken. Wir haben eine 6000 mAh und eine 15‘000 mAh Powerbank dabei und dazu passend ein aufklappbares Solarpanel von xTorm. Es dauert zwar ganz schön, die grössere Powerbank ganz zu laden, aber die Sonne brennt hier ganztags zuverlässig und Zeit hat man in Afrika sowieso.
Es ist ohnehin interessant festzustellen, wie wir den tieffrequenten Rhythmus dieses Kontinents übernehmen, ohne dass wir uns dazu zwingen müssen. Auch merkwürdig kommt es uns gar nicht vor. Die Ruhe kehrte von selbst ein. Gestresst? Dann fahr in die Namib und der Stress fällt von dir ab. Bestimmt!
Schliesslich hiess es, Abschied zu nehmen von Johann und seinem Camp und durch die Namib nach Sesriem zu fahren. Nun sind wir wirklich tief in der Wüste. Eine Schleppe von Sandstaub hinter uns herziehend, fahren wir stundenlang durch die Namib. Obwohl er dafür gebaut ist, tut mir der Camper leid. Bisweilen sind die Vibrationen so stark, dass wir beinahe schreien müssen, um uns zu verständigen. Nun ist auch klar, weshalb der Toyota Blattfedern hat. Stossdämpfer würden nach einer Fahrt durch die Namib bestimmt die Segel streichen.
Mal ist der Boden hart und Alles vibriert, dann ist es wieder sandig und der Wagen schwimmt. Ab uns zu sind die Hinterräder nicht mehr ganz in der Spur der Vorderräder aber einfach laufen lassen. Das Fahren ist nicht schwer, man muss es lediglich aushalten.
Wie die Pneus diesen Boden heil überstehen ist mir ein Rätsel. Aber wir sind froh, dass sie es tun. Wir haben zwar einen Ersatzreifen, Wagenheber und Werkzeug mit, aber ob wir alle Muttern zu lösen vermögten ist dann eine andere Frage. Also: Holz anfassen, Blick geradeaus und ab durch die Prärie.