Heute ist nicht unser Tag. Am Morgen mussten wir feststellen, dass die Alhambra, der ursprünglichen Reisegrund, bis in den November hinein ausgebucht ist. Als wir seinerzeit Tickets lösen wollten, war es zu früh. Jetzt ist es zu spät. Wir haben es verhauen. Wir wollen dann Juancho noch fragen, vielleicht weiss er einen Kniff. Und sonst haben wir dann einen Grund, nochmals nach Granada zu reisen.
Danach wollten wir uns die gemäss unserem Reiseführer „(…) einzige wirkliche Sehenswürdigkeit von Andorra (…)“ anschauen gehen. Stefan nahm im Parkhaus die Treppe. Hätte ich wohl besser auch getan. Immerhin funktionierte im Lift die Gegensprechanlage, wenn schon der Lift mich nicht mehr rauslassen wollte… Derweil mich zwei nette Herren aus dem Lift rauslöteten, wurde Stefan allmählich etwas nervös, weil ich vorerst verschwunden blieb. Immerhin war die Casa de la Vall, ein repräsentatives Steinhaus aus dem 16. Jahrhundert, in der Tat schön anzusehen. Aber es liegt zwischen Strassen und hässlichen Klötzen von Gebäuden eingepfercht.
Der Wagen informierte uns bereits zum zweiten Mal, dass der Reifendruck reduziert sei. An einer Tankstelle fanden wir dann heraus, dass der rechte Hinterreifen etwas Luft verlieren müsse, weil wir die Pneus kurz nach Abfahrt in Bern allesamt aufgepumpt hatten. Hinten rechts fehlte also 0.5 Bar Luft. Aber da sich diese über 1000 Kilometer verflüchtigt hatte, dürfte das nicht allzu dramatisch sein. Füllen wir halt ab und an nach.
Also verliessen wir den Zwergstaat Andorra. Fazit: Viele Strassen und noch viel mehr an Skiorte in der Schweiz erinnernde, grosse Häuser, eingepfercht in ein paar Täler. Definitiv keine Reise wert. Once is enough.
Am spanischen Zoll hiess uns das Navi rechts halten. Da wir Autobahnen vermeiden wollten, taten wir das und merkten dann leider zu spät, dass wir lediglich auf dem Gelände für die Abfertigung von Lastwagen gelandet sind. Das gab ein gutes Bild ab. Einige Lastwagen, Kastenwagen und Anhänger und mitten drin ein weisses Cabrio mit zwei dummen Touristen. Aber auf diese Weise wirkt man harmlos, weil dämlich und der Zöllner sagte auf meinen Verweis auf das Navi bloss, ‚Yeah, it‘s always the same.‘
Die Erleichterung, den engen Gassen und Tälern Andorras zu entfliehen, hielt nicht lange an. Das Warten auf einen eigenen Staat, hat die Katalanen anscheinend ungeduldig gemacht. Anders kann man sich den halsbrecherische Fahrstil (und die vielen „Si“-Fahnen an den Häusern) nicht erklären. Geschwindigkeitstafeln haben offenbar nur Vorschlagscharakter, denn überholt wird man grundsätzlich immer, auch wenn auf der Gegenfahrbahn bereits ein anderes Fahrzeug entgegenkommt. Dies führte auf der Strecke nach Leida dazu, dass sich ein Auto in letzter Sekunde noch vor uns hineinzwängte, um eine Frontalkollision zu vermeiden. Steffu quittierte dieses Manöver mit einem entschiedenen Dauerhupen.
Je mehr wir uns der Stadt Leida näherten, wo es laut unserem Reiseführer ausser Landmaschinen und Geschäfte für den Agrarbedarf nicht viel zu sehen gab, umso mehr liessen wir die Pyrenäen und die mächtigen, von der Tektonik durchgekneteten, grau orangen Kalksteinformationen zurück. Nach einem Mittaghalt an einer Raststätte öffnete sich auf der Strecke nach Saragossa die Landschaft und wir schlängelten uns über eine karge Ebene an einem Tross Lastwagen vorbei. Um etwa 17 Uhr erreichten wir endlich das Hotel Catalonia El Pilar in Saragossa.
Saragossa oder Zaragoza war ursprünglich eine Siedlung der Iberer, die von den Römern eingenommen und in Caesaraugusta umbenannt wurde, woraus sich dann der heutige Namen entwickelt hat. Mauerreste des römischen Castrums sind am Ende der Plaza del Pilar sichtbar.
Mit dem Fotoapparat bewaffnet machten wir uns nach der Ankunft daran bei Abendsonne die Umgebung der Plaza del Pilar zu erkunden. Nebst einer wundervollen Markthalle im Jugendstil und einem schrägen Kirchturm, der dem schiefen Turm von Pisa in nichts nachsteht, beeindruckte uns natürlich die imposante Basilica de Nuestra Señora del Pilar mit ihrem rechteckigen Grundriss und den unzähligen Türmen und farbigen Kuppeln.
Den Abend liessen wir im Gourmetmarkt Cinegia an der Plaza de España ausklingen, wo wir feine Tapas, Pinchos und andere Spezialitäten geniessen konnten, die von unzähligen kleinen Bars im Innenhof angeboten wurden. Ein Film, projiziert an unsere Zimmerdecke, durfte als Abschluss nicht fehlen.