Die Relativitätstheorie bereitet mir offen gestanden mental noch immer Schwierigkeiten. Weniger schlimm als die Quantentheorie, aber doch so sehr, dass ich nicht guten Gewissens behaupten möchte, sie zu verstehen. Und da wäre auch noch Schrödingers Katze, aber lassen wir die mal bleiben und kehren zurück zu unserer Relativitätstheorie, um welche es hier gehen soll. Was uns Nichtphysikern helfen kann, sind anschauliche, lebenspraktische Beispiele und an einem solchen kam ich gestern vorbei. Unfreiwilligerweise zwar, aber der Anschauung dennoch dienlich: Wenn es Dich in den Beinen abwechselnd, jedoch beständig wie von fünf kalten Spitzen nadelt – sagen wir mal von einer Qualle –, es am Vorabend aber gefühlt mehr als hundert Nadeln waren, dann bist Du relativ besser dran, wie vorher. Auch wenn schön anders ist. Physik – herrlich!
Ich schaue vom iPad auf und über dieses hinweg durch die Windschutzscheibe auf die vorbeiziehende E6. Eigentlich kommt Physik noch so häufig vor, wenn ich es mir richtig überlege: Der Regen, der auf die Scheibe klatscht, die Elektromotoren, welche die Scheibenwischer rhythmisch bewegen, die Zentripetalkräfte auf den Rädern, der Stuss in meinem Kopf in Form elektrochemischer Entladungen. Wobei letzteres wohl an der Nahtstelle zur Chemie stattfindet.
Sonne tanken am Hafen von Skärhamn – sogar die Kirche hat gute Laune
Weniger Physik und auch nicht Chemie, sondern eher zwischenstaatlicher Natur ist wohl der Umstand, dass das Land, auf welchem wir nun wieder zugegen sind, gemeinhin als Schweden und nicht mehr als Norwegen gülte. Ich hasse es Norwegen zu verlassen. Hasse es, hasse es, hasse es. Also nichts gegen Schweden und so, aber Norwegen mag ich halt schon sehr. Mehr noch als die Lodderogen von Fiske Mannen, welche schon fast im Kilogrammbereich im Kühlschrank gebunkert mit nach Hause reisen. Norwegen kann leider nicht mit. Passt nicht in die Schweiz rein. Auch wenn der Schweiz etwas Küste gut täte und Norwegen schon etwas davon entbehren könnte, ohne dass es auffällt. Die Quallen dürften aber dort bleiben. Ich hätte sonst sicher so ein Exemplar auf mich gebucht. Seit gestern mag ich Quallen offiziell nicht mehr. Im nächtlichen Delirium – in Ermangelung an Schlaf hatte ich ja Zeit Gedanken zu spinnen – hatte ich plötzlich eine Eingebung: Das Karma f …, besorgt‘s Dir ja bekanntlich und in Vietnam ass ich im November neunzehn Quallensalat. Das war wohl nun die Rache der Quallen oder eben Karma. Drum Leute: Um himmels Willen nie, nie auf einem ägyptischen Basar oder so Mumienkebab essen. Ihr wisst Bescheid.
Ursprünglich hätten wir die E18 Richtung Karlstad einschlagen wollen. Da Tom und Barbara aber auch in diesen Landen und reisenderweise zugegen sind, nahmen wir die E6 nach Skärhamn. Es ist immer lustig, Leute auf Reisen zu treffen und nachdem wir mit André in Oslo abgemacht haben, wollten wir beim Konzept bleiben. Und so verbrachten Barbara, Tom und wir beiden einen glatten Abend, wir waren quasi zu Besuch bei ihnen. Danke an dieser Stelle Euch beiden!
Heute trennten sich ihre und unsere Wege wieder, sie fuhren weiter gen Süden und wir schlugen einen Bogen ins Landesinnere. Dieses ist so langweilig, dass ich mich beim Fahren bisweilen in einer Zeit- und Raumschleife wähnte. Hier ist sie wieder, die Physik. Die hier installierte Topografie hat allerdings den Vorteil, dass Du den Tempomat auf 80 einstellen und dich zurücklehnen kannst. Malibu und das Navi erledigen dann den Rest, die können ganz gut zusammen und etwas Schlaf kann uns beiden nicht schaden. Nur ab und zu störte das Navi die Ruhe mit dem Hinweis Achtzig-Kilometer-pro-Stunde-Tempolimit-Kamera-voraus. Von den Dingern stehen in Schweden mehr herum als Bäume und von denen hat es viele.
Produziert seit über hundert Jahren Strom aus Wasserkraft – das Kraftwerk von Trollhättan
