Hunde jagen gerne Stöckchen, die Wölfe Skalli und Hati begnügen sich nicht mit so Welpenkram, sie jagen gleich Sonne und Mond, um diese zu verschlingen. Wenn schon, denn schon. Danach fallen die Sterne vom Himmel, der Fenriswolf löst sich von seiner Kette – nicht gut, gar nicht gut – und die Midgardschlange kommt an Land – auch nicht gut.
Von Dalen geht’s Richtung Drammen
So berichtet Snorri in seiner Edda von Ragnarök, dem Kampf zwischen Göttern und Riesen, in dessen Folge die Welt untergeht (siehe Blogbeitrag gestern). Die biblische Apokalypse arbeitet mit anderen Darstellern, halt weniger mit Freyr, Surt und so, dafür mit Lamm und dem Tier, aber mir scheint, es gäbe da durchaus Parallelen, Stichwort Sterne, die vom Himmel fallen. Die Post geht auf jeden Fall in beiden Geschichten ab und das nicht zu knapp.
Im Fegefeuer glaube auch ich mich zu befinden und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Leider. Aber dazu ein paar Zeilen weiter unten.
Stabkirche von Heddal
Wenn ich mir Stabkirchen betrachte, dann weiss ich, dass diese seit jeher christlich sind, aber die Dinger sehen total nach Wikingern aus und gemahnen daher mehr an die nordische Sagenwelt. Ebenso schien der isländische Skale und Historiker Snorri Sturluson zwischen eben den beiden Welten gestanden zu haben. Er bewies um 1200 Weitsicht, indem er die Edda niederschrieb, weil er befürchtete, dass mit der Christianisierung die nordische Sagenwelt in Vergessenheit geraten würde. Well done, Snorri!
Leider sind von den einst rund tausend Stabkirchen nur 28 erhalten. Die von Heddal ist die grösste davon und empfängt die Besucherinnen mit hübschen Details. Mich fasziniert immer wieder der Fakt, dass man den Stabkirchen alle Wände wegnehmen könnte und sie immer noch stünden. Heute lernte ich zudem, dass diese im Baukastensystem vorbereitet wurden und dann machte es ratz-fatz und die Dinger standen. Kein Wunder ist IKEA skandinavisch.
Die Midgardschlange wuchs zu einer solch immensen Grösse an, dass sie schliesslich die Welt umspannte und sich in den eigenen Schwanz beissen konnte. Mit unserer heutigen Querung von Telemark schloss sich auch ein grosser Kreis auf dieser Reise in Drammen, welches wir von einer anderen Richtung kommend nach knapp zehn Tagen wieder durchfuhren.
Wo nordisch-heidnische sich mit christlichen Figuren und Symbolen vermischen
Regen war auf dieser Reise bekanntlich üppig vorhanden und so freuten wir uns am Ende des Oslofjordes angekommen über die Sonne, die Wärme und das Schmatzen der Grillen. Sommer. Schön. Dachten wir. Den Tag mit einem Bad im Oslofjord abrunden? Ich mag keine nassen Badehosen. Tönt blöd, ich weiss, ist aber so. Stefan fand das Bad im angenehm warmen Oslofjord toll. Das gab den Ausschlag, dass ich die Badehosen dennoch an den Körper anbrachte und ihm gleich tat. Hätte ich besser nicht. Wirklich nicht. Bei der Schwimminsel fragte ich mich noch, ob mich hier etwas beissen könnte. Merkwürdigerweise kamen mir nur Haie in den Sinn. Aber vor denen fürchte ich mich nicht, schliesslich genoss ich die Riffabrisskante der Malediven schnorchelnder Weise auch schon mit dutzenden Riffhaien und zudem schien mir mehr als fraglich, ob Haie den ganzen Weg bis ans Ende des Oslofjordes zurücklegen würden. Tun sie wohl nicht. Aber ein anderes Meerestier sehr wohl … Zwanzig Meter vor dem Ufer bestand meine Welt auf einen Schlag nur noch aus Feuer. Die treffende Analyse war knapp eine Sekunde später gemacht, gefolgt von dem Gedanken, dass es wohl besser sei, das Ufer rasch zu erreichen, falls dem Feuer noch ein Kreislaufkollaps folgen sollte. In Spanien durfte ich schon einmal einen Streifschuss einer Qualle geniessen. Aber das hier? Beide Beine. Von den Oberschenkeln bis runter zu den Füssen. Grossflächig. Volltreffer.
Vom Unheil, das sich im Wasser versteckt, wussten wir da noch nichts
Ich gewinne selten die Aufmerksamkeit von Kindern. Plötzlich standen sie verwundert neben uns, als mich Stefan mit Aceto Balsamico übergoss. Mit meinem Hinweis Jellyfish konnten sie wenig anfangen. Verstanden vorderhand wohl erst fengs Norwegisch. Egal. Ich hatte ein anderes Problem. Habe es. Es fühlt sich an, als hätte ich mich in Brennnesseln gelegt und würde mich seither darin wälzen. Seit nunmehr drei Stunden habe ich am ganzen Körper Hühnerhaut. Bei 29° im Van. Ununterbrochen. Das Schreiben lenkt mich etwas ab. Ragnarök auf den Beinen. Geil.
Ueli und Vreni Baumgartner 24. Juli 2023
Mit Freuden verfolgen wir wieder eure Reise.
Wir waren ja auch schon im Norden, auch in Bergen. Auch wir waren beeindruckt, da wir eine informative Führung hatten.
Euer Wissen erstaunt uns immer wieder.
Durch eure Reportagen können wir Reisen im Gedränge vermeiden. Aber vor Ort ist es immer eindrücklicher.
Dank und gute Weiterreise!!!
Stefan und Steffu 25. Juli 2023 — Autor der Seiten
God gad Ueli & Vreni
Danke Euch für Eure Nachricht und schön Euch einmal mehr als unsere treuen Reisebegleiter zu wissen!
Das Gedränge ist unsere Sache unterdessen auch nicht mehr – Skandinavien ist bestens geeignet um dem Dichtestress zu entgehen.
Mange hilsener fra Norge
Stefan & Steffu