Exploring the world

Stefan & Steffu's travels

Jack the Ripper

Mein Blick schweift nach oben zu den Dächern und bleibt an den für Grossbritannien typischen Kaminen hängen, die wie Finger dutzender Hände anklagend in den Himmel ragen. Wären wir nicht im 21. Jahrhundert, sondern im Jahre 1888 in den Strassen Londons, würde hier Kohle abgefackelt, dass es selbst der heiligen Barbara nicht mehr gefallen würde und die ist als Schutzpatronin der Bergbauleute bestimmt pro Kohle. 

Harrods

Der Himmel verdunkelte sich vom Russ und anderem Feinstaub, den wir zusammen mit Schwefeldioxid und Schwermetallen einatmen würden. Es würde bleiern schwer riechen. Früher war eben nicht alles besser. Dafür könnten wir uns in Whitechapel an der Aufklärung der berühmten Morde abarbeiten und dabei Jack the Ripper nachspüren. Wir würden dazu um die Docks und in den mehr als sechzig Bordellen dieses Stadtteils ermitteln. Der Gedanke ist verstörend.

The famous London Tube

Derweil spüren mein Neffe und Zugewandte ebenfalls in London Mister X nach – er hat nämlich das Brettspiel Scotland Yard geschenkt gekriegt. Er rutscht also zu Hause mit Figuren auf der Piccadilly Line rum, wir tun dies auch, allerdings in etwas grösserem Massstab und dreissig Meter unter der Oberfläche. Es ist saulaut auf dieser Linie. Unterdessen wird das älteste U-Bahn-Netz der Welt elektrisch und nicht mehr mit Kohle betrieben. Mister X begegneten wir nicht, auch nicht Jack the Ripper.

Mind the gap!

Vor dem brauchen wir uns wohl nicht mehr zu fürchten. Scotland Yard wurde seiner zwar nie habhaft, aber da dieser eben 1888 sein Unwesen trieb, müsste er längst von alters wegen abgegangen sein. Kommt hinzu, dass die Lebenserwartung damals wesentlich tiefer war. Und schliesslich entsprechen wir beide so ganz und gar nicht seinem Beuteschema.

Battersea Power Station

Unweit von Whitechapel befindet sich die Battersea Powerstation. In dem gigantischen Art-déco-Gebäude wurde zur Stromgewinnung einst die schier unvorstellbare Menge von 240 Tonnen Kohle verfeuert. Pro Stunde! Nix neue erneuerbare Energien. Braunkohle. Volle Kanne. 

Jack the Ripper in der Battersea Powerstation nachzuspüren, wäre wohl einigermassen idiotisch gewesen. Diese wurde nämlich erst 1929 erbaut. Es dauerte dann allerdings etwas mehr als siebzig Jahre, bis man herausfand, dass man darin nicht zwingend Kohle abgefackeln muss, die gewaltigen Hallen machen sich nämlich auch gut als Shopping- und Food-Mall.

Luxus, wo das Auge hinsieht

Shopping geht auch einwandfrei im Harrods. Da gibt es eine B&O-HiFi-Anlage für 230‘000 £ käuflich zu erwerben. Daneben nehmen sich der vintage Ferrari als elektrisch betriebenes Modell im Massstab 1:0.75 (135‘000 £) sowie der Fahrrad-Hometrainer (14‘000 £) geradezu als Schnäppchen aus. Eine iPhone-Hülle in 24 Karat Gold und mit Diamanten besetzt? Harrods – wo Wahnsinn und Dekadenz aufeinandertreffen.

Dann doch lieber das London von Jack the Ripper. Dieses war zwar bestimmt versifft, dafür bodenständig und als Filmkulisse für Thriller geeignet. Und das ist doch auch etwas wert.

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