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Stefan & Steffu's travels

Dolmen, Westgoten, Roses

Die Costa Brava heisst Costa Brava, weil die Küste nicht brav ist, wie vermutet werden könnte, sondern weil sie wild sei. Der Golf von Roses wiederum heisst so, weil die Stadt Roses an einem Golf liegt. Also im geografischen und nicht im automobilen oder sportlichen Sinn à la Tiger Woods. Dabei bezieht Roses ihren Namen nicht von dem ähnlich klingenden Geblühm, sondern von Rhodes, Ῥόδη, ist also griechisch. Sachen gibt es.

Blick auf den Golf von Roses vom Castrum Visigòtic

Roses unterstreicht etymologisch und mit erfrischendem Understatement, dass deren urbaner Raum seit jeher kosmopolitisch ist. Betrachten wir uns dies näher: Da waren die Leute aus dem Neolithikum. Sie kannten noch keine Nationen. Glaubs. Aber Bauten haben sie zurückgelassen. Ausserhalb der Bauzone zwar, aber wer keine Begrifflichkeit von Nationalität hatte, brauchte wohl auch noch kein Grundbuch zum verbriefen dinglichen Rechts. Dann waren natürlich die Römer hier – wo waren die im Mittelmeerraum schon nicht – und als denen der Saft ausging, mussten die Westgoten einspringen. Diese wiederum kamen arg unter Druck von der südwestlich einfallenden arabisch-islamischen Expansion und ännet den Pyrenäen waren die Franken auch nicht eben Wunschnachbarn. Viel später leistete sich Roses eine nach allen Künsten gebaute Zitadelle, aber Napoleon wollte diese auch. Und kriegte sie.

Zitadelle von Roses

Wegen dem Dolmen taten wir uns also die Steigung an. Aber nur ein paar Menhir- oder Hinkelsteinwürfe entfernt liegt auch noch das Castrum Visigòtic del Puig Rom und das erregte unsere historisch interessierten Herzen poetisch doch sehr. Im Kastell machten meine Gedankenkräfte unversehens folgende fruchtbare Ausschreitung: Hochmittelalterliches besuchten wir gar oft. Römisches auch, von unserem Augst (AUGUSTA RAURICA), über Avenches (AVENTICUM), runter nach Rom (S.P.Q.R.) und bis ims jordanische Jarasch (GERASA). Alles voll davon. Frühmittelalterliches? Gibt es das eine oder andere, Karol- und mit etwas Glück Merowingische, aber da muss man schon sehr suchen. Aber dazwischen? Also POST ROMANUM und PRÄ MEROWINGUM? Vielleicht noch die Hagia Sophia in Istanbul, respektive im damaligen Byzanz, aber dann ist rasch mal Ebbe und die Hagia Sophia ja wieder eine Mosche. Und sonst? NIHIL. Bis wir uns heute im Castrum Visigòtic del Puig Rom wiederfanden. 7. Jahrhundert. Westgotisch. Toledanisch. Da haben wir ihn, den Missing Link, den Übergang zwischen der Spätantike und dem Frühmittelalter. Alles hängt mit allem zusammen, irgendwie. Ursache und Wirkung, Kausalität. Von Chlodwig zu Roderich und von dem zu Tariq ibn Ziyad. Und von da ist es auch nicht mehr weit zu Carolus Magnus, dem Karolinger eben, und dem Claustra Son Jon des bündnerischen Müstair. Epochal. Absolut. Holistisch.

Zwischen Dolmen und westgotischen Ruinen liegen zeitlich Jahrtausende – in Roses aber nur ein paar hundert Meter

Aber wenden wir uns, bevor ich mich gar arg in historische Schwärmereien versteigere und vollends in Ekstase gerate, doch wieder aktuelleren Themen zu. So fügte es sich, dass wir zwar bedolmt und bewestgotischt waren, aber eben auch sonnengegärbt und mit vielen Fahrradkilometern in den Knochen, aber in vollkommener Ermangelung an Wasser und Nahrung. Also begaben wir uns beseelt wieder aus den Pyrenäen runter und hungrig in die bereits erwähnte Tapas Bar rein. Eingelegte Artischocken, in Knoblauchöl ertränkte Scampis, etwas Kartoffeln und zwei Copas Vino blanco und danach war deutlich besser.

Wir geniessen die Geschenke Neptuns und Bacchus am Mittagstisch

Der bis dahin eingefahrenen vierzig befahrradeten Kilometer wären genug gewesen, aber zurück sollten es nochmals einige werden und die waren im Gegenwind, über eine weite Strecke an der Hauptstrasse gelegen und mit viel Verkehr dann nicht mehr so schön wie der neolithische Dolmen oder das westgotische Kastell.

Bei knapp 60 km kommt man schon ins Schwitzen

Die müden Beine ausruhen

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1 Kommentar

  1. Pädu 3. Oktober 2023

    So cool, Roses ist echt hübsch. Als kleiner Junge durfte ich meine ersten solo Auslandsreisen von Wichtrach nach Roses machen. Wo ich hoffte der Grossvater kommt mich zur rechten Zeit abholen, er war da schon Schwerhörig somit ein Gambel. Hat aber gut geklappt und meine Reiselust eher geweckt als eingeschränkt, gell. Viele liebe Grüsse aus Mexiko

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