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Stefan & Steffu's travels

HERCVLANEVM

Die Menschen schienen Herculaneum rechtzeitig verlassen zu haben. Doch dann wurden die Bootshäuser entdeckt …

Was bei unzähligen Erdbeben erprobt, war beim Ausbruch des Vesuvs leider eine Todesfalle

Pompeji ist allen bekannt, Herculaneum hingegen nicht. Dass dies unrecht ist, erkennt der Besucher unversehens. Die kleinere der beiden verschütteten Städte vermag die andere dergestalt in den Schatten zu stellen, als dass hier ganze Häuser nahezu intakt geblieben sind. Trennwände und Betten aus Holz, Fenstergitter, Stautuen, Schmuck und Zeichnungen sowieso, alles da und so tipptopp, dass die Häuser mit ein bisschen auskehren und Elektrisch umgehend bezogen werden könnten. Parkett braucht es nicht, hat ja wunderbare Mosaike überall.

Der unter 20 m hohem Bims- und Lavastein konservierte Küstenort Herculaneum

Der Vesuv verfuhr mit Herculaneum – vorerst zumindest – sanfter als mit Pompeji und haute nicht meterweise Bims auf die Dächer. Dadurch blieben diese intakt. Der Vulkan verfüllte die Häuser von innen bis in die letzten Winkel, was sich wiederum positiv auf die Statik auswirkte. Das ganze dann gut luftdicht verpackt, der Vesuv versteht sich in seinem Handwerk als ausgezeichneter Konservator.

Die Innenräume der Häuser bleiben teils samt Möbel, Holzverkleidungen, Esswaren und Hausrat erhalten

Wo aber sind die Leute geblieben? Diese besahen sich die Eruptionssäule, sagten sich, dass man das wohl besser etwas aus Distanz betrachten sollte und zogen von hinnen. Und so fand man keine Opfer. Zumindest anfänglich nicht.

Welche Kunstschätze sich in der „einfachen“ Siedlung Herculaneum einst fanden, ist erstaunlich

Es bräuchte nur Wasser in den Becken und Feuer in den Öfen, um die Thermen zu wieder eröffnen

Da Archäologie mehr so von oben nach unten geht, dauerte es, bis der Bootshafen freigelegt wurde. Herculaneum hatte sich für die Boote sogar Hallen geleistet. Und da fand man die Toten. 

270 Menschen suchten in den massiven und soliden Gewölben Schutz. Als nach Mitternacht die bis in die Stratosphäre reichende Eruptionssäule unter ihrer eigenen Last zusammenbrach, führte der erste pyroklastische Strom zwar kaum Material mit sich, brach aber mit bis zu 300 km/h und 400 ° Hitze über die Stadt herein. Alle Zurückgebliebenen fanden binnen Sekunden den Tod durch thermischen Schock.

Eine Stunde später traf der zweite Strom die Stadt mit voller Wucht. Nach einem dritten und vierten Strom lag Herculaneum schliesslich für die kommenden 1500 Jahre unter zwanzig Metern Bimsstein begraben.

Der Zustand der Häuser im antiken Herculaneum unterscheidet sich kaum von den Gebäude in Neapel

Lassen wir Plinius den Beitrag abschliessen, er hat als Augenzeuge den ersten Bericht einer Naturkatastrophe verfasst:

„NUBES ORIEBATUR, CUIUS SIMILITUDINEM ET FORMAM NON ALIA MAGIS ARBOR QUAM PINUS EXPRESSERIT. NAM LONGISSIMO VELUT TRUNCO ELATA IN ALTUM QUIBUSDAM RAMIS DIFFUNDEBATUR, CREDO QUIA RECENTI SPIRITU EVACTE, DEIN SENESCENTE EO DESTITUTA AUT ETIAM PONDERE SUO VICTA IN LATITUDINEM VANESCEBAT.“

„Die Wolke erhob sich in einer Gestalt, die mit keinem Baum besser zu vergleichen war als mit einer Pinie. Denn sie schien auf einem sehr langen Stamm in die Höhe zu steigen und sich in einige Zweige zu verbreitern; wahrscheinlich, weil sie anfangs durch den frischen Druck in die Höhe stieg und sich dann, als jener nachliess, senkte oder sich durch ihre eigene Schwerkraft in die Breite ergoss.“

„PROPERAT ILLUC UNDE ALLI FUGIUNT. IAM NAVIBUS CINIS INCIDEBAT, QUO PROPIUS ACCEDERENT, CALIDOR ET DENSIOR. INTERIM E VESUVIO MONTE PLURIBUS LOCIS LATISSIMAE FLAMMAE ALTAQUE INCENDIA RELUCEBANT, QUORUM FULGOR ET CLARITAS TENEBRIS NOCTIS EXCITABATUR.“

„Dorthin eilt er, von wo andere fliehen. Schon fiel Asche auf die Schiffe, heisser und dichter, je näher man kam. Inzwischen leuchteten an mehreren Stellen aus dem Vesuv breite Flammen und hohe Feuerbrände empor, deren Glanz und Helligkeit durch die Finsternis der Nacht gesteigert wurde.“

Und zum Schluss zur Stärkung eine typisch neapolitanische Pizza fritta (frittierte Pizza!)

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2 Kommentare

  1. Sebastian 15. April 2023

    Liebe Stefans
    Vielen herzlichen Dank für eure Beiträge, die einem Daheimgebliebener wie mich, mitreisen lassen und mich kulturell, geschichtlich und menschlich weiterbilden.

    Mich würde es interessieren, wie für euch ist, diesmal mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs zu sein. Wie fühlt sich es an? Was macht es mit euch?

    A liaba Gruass, Sebi

    • Stefan und Steffu 15. April 2023 — Autor der Seiten

      SALVE Sebastian
      Danke für Deine Nachricht. Toll, dass Du mit auf der Reise bist.
      Das Reisen mit den ÖV und die Hotelaufenthalte erinnern uns vor allem an die Zeiten, in welchen wir viele Länder so bereist haben. Toll ist, wie flott man das doch grosse Land mit dem Frecciarossa zu queren vermag.
      Tanti Saluti di Napoli
      Stefan & Steffu

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