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Stefan & Steffu's travels

Brú na Boinné

Die spiralförmigen Figuren sind allgegenwärtig

05:53 Uhr. Alarm. Schliesslich sind wir nicht zum Hängen hier oder auf Englisch ausgedrückt: „The early bird catches the worm“. Und einen Wurm wollen wir heute auf jeden Fall fangen. Und dieser Wurm heisst Brú na Bóinne, neolithische Grabkultur und Kunst. 5000 Jahre alte Kunst, da darf man mit Freude früh aufstehen. Wenn wir dann reinkommen. Die Site ist nämlich nicht nur beliebt, sondern wegen „under construction“ kann man derzeit nicht reservieren und sie lassen täglich nur eine sehr begrenzte Anzahl Besucher*innen rein und da werden Erinnerungen an die Alhambra wach, weil da schafften wir es ja GAR nicht rein. Hoffentlich ist uns die neolithische Göttin Gaja gnädig. Das Visitor center öffnet erst in drei Stunden, bald stechen wir nach dem 50 Kilometer entfernten Weltkulturerbe in See. Ich will mal hoffen, dass die Zeitmarge reicht, sonst weiss ich dann auch nicht mehr weiter.

Eingang in das neolithische Ganggrab
Tourguide in Knowth

08:20 Uhr, Caffé Nero, Drogheda: Nach fünfzig Kilometern Galopp, schlugen wir dermassen früh beim Visitor center von Brú na Bóinne auf, dass wir zeitgleich mit einer Angestellten vor dem Tore standen. Sie nahm sich unser sogleich sehr zuvorkommend an und so erfuhren wir, dass wir beim Besuch heute „fine“ sein werden und weshalb „not having breakfast first?“. Also in die ein paar Kilometer entfernte Stadt Drogheda gefahren und nach einigem Umherkurven um gefühlt tausend geschlossene Bars, wurden wir fündig. Das Caffé Nero stellte sich absolut nicht als Notlösung heraus, sondern ist total schick, aus den Lautsprechern schallmeit Fellinis La Strada, Stefans Cappuccino kommt gar mit Soyamilch daher, das Shortbread ist köstlich und überhaupt – live is good. 

Beim Eingang in das Ganggrab von Newgrange

Im grossen Ganggrab von Knowth

13:55 Uhr, Navan: Wir machen Halt in einer uncharmanten Kleinstadt und sitzen in einem ebenfalls wenig Charm verströmenden Einkaufszentrum in einer Aisa-Beiz. Aber Futter gibt es hier und darum geht es gerade.

Überall legte die unbekannte neolithische Kultur solche Steine hin

Die neolithischen Ganggräber Knowth und Newgrange in Brú na Bóinne sind definitiv ein must see! Eintausend Jahre vor Stonehenge haben die Menschen hier dutzende Grabhügel aufgeschüttet und tonnenschwere, eigens hierhin verfrachtete Felsblöcke kunstvoll verziert. Die Anlagen lassen sich mit der Radiokarbonmethode sicher datieren und das Arbeiten mit der Sonne am kürzesten Tag des Jahres und mit den beiden Tagundnachtgleichen ist offensichtlich. Aber dann hat es sich auch fast schon mit dem heute Bekannten. Die Tourguide riet uns keine Literatur über Brú na Bóinne zu kaufen – wir können gerade so gut selber etwas schreiben und Vermutungen anstellen, diese wären in etwa so gesichert wie die anderer Quellen. Geradezu Ehrfurcht erregend ist ein Aufenthalt in der zentralen Kammer von Newgrange. In der Mitte ist sie meterhoch, das Dach bilden flache Felsbrocken, welche sanft gegen aussen gekippt sind, damit der Regen abfliessen kann. Das Dach stützt sich selber ab und leitet das Gewicht gegen aussen und darüber wurde meterhoch 20‘000 Tonnen Material aufgeschichtet. Und die Anlage hält. Seit 5000 Jahren. 5000 Jahre ohne eine einzige Renovation und die Anlage ist noch immer intakt. Wenn am 21. Dezember die Sonne über dem Horizont aufgeht, wirft sie ihr Licht durch zwanzig Meter Tunnel und lässt die verzierte Zentralkammer golden erstrahlen. Und wir wissen nicht, wer diese Leute damals waren.

Grabhügel an Grabhügel in Knowth
Tonnenschwere, kunstvoll verzierte Felsblöcke liegen vor dem Eingang in das grosse Grab von Newgrange

Dem interessanten Tipp im Reiseführer folgend, doch ohne viel zu erwarten, fuhren wir dem Fluss Boyne entlang nach Trim, mit kurzem Halt bei einer malerischen Klosterrunie auf dem Hill of Slane und in Navan (siehe weiter oben).

Auf dem Hill of Slane soll der Nationalheilige von Irland, St. Patrick, im Jahr 344 das Feuer entzündet haben
Trim Castle war eine der grössten Burgen Europas
Das hier ist nicht der Bergfried, sondern nur ein Zugangstor zu Trim Castle

Als wir die Ruinen von Trim Castle erblickten, wussten wir, weshalb die aus dem 12. Jahrhundert datierende anglo-normannische Burg 1994 als Kulisse für den Film Braveheart diente. Mel Gibson war zwar nirgends zu erblicken, doch unser Tourguide liess die spannende Geschichte der grössten Burganlage jener Zeit humorvoll wieder aufleben und uns den frostigen Wind vergessen, der uns auf dem imposanten Burgfried um die Ohren pfiff.

Die gewaltige Burgruine Trim Castle

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