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Stefan & Steffu's travels

Talmont-sur-Gironde

Selbst wenn wir die Ardennen, die Cevennen und die Pygmäen kennen und daher gewahr sind, dass Frankreich nicht eben nur flach ist, so erstaunte uns dennoch, wie wir seit nunmehr tausend Kilometern durch Höger ohne Ende gefahren sind. Das ist zwar durchaus hübsch, aber nach sieben Tagen darf dann auch mal wieder anders und so erzwangen wir deren Ende, indem wir an das Estoire im Département Charente-Maritime fuhren. Wasser in Meeresform und Berge verhalten sich zueinander schliesslich in etwa so, wie Öl und Wasser. Das geht nicht zusammen. Spätestens am Meer ist flach und Weite. Das ist aus physikalischen Gründen so.

Eine kurze Fahrradstrecke von unserem Camperstellplatz direkt am Gironde-Estoire entfernt: Talmont-sur-Gironde

Gewässer wie Meere sind es auch, welche Orten wie Talmont-sur-Gironde ein gewisses etwas geben. Und das liegt nicht nur daran, dass fast nur noch Muscheln kriegt, wer in ein angeschriebenes Haus reingeht. Talmont-sur-Gironde zählt ein vielfaches an Parkplätzen, als es an Einwohnern arm ist. Es sind deren nämlich gerade noch 83. Das macht weniger als 0.038 Einwohner pro Jahr Geschichte des Städtchens. Das ist nicht viel. 

Talmont ist Fussgängerzone

Dafür wird für Ordnung gesorgt und wie. Als sich zwei Fahrradfahrer auch nur ansatzweise anschickten deren Fahrräder eventuell, vielleicht in das Städtchen mitzunehmen, hatte der Wächter schon seine Trillerpfeife im Mund. Gut war er nicht bewaffnet und der Ort liegt nicht in den U.S.A., die beiden wären bestimmt von 72 Kugeln niedergestreckt worden. Und wir als collateral dammage gleich mit. Das hätte zwar eines mehrfachen Magazinwechsels bedurft, aber Sicherheit geht vor und wenn dann nicht Sicherheit, so doch immerhin Ordnung. Und da spart man nicht an Munition. Aber so weit kam es gottlob nicht, die beiden stellten ihre Räder vorschriftsgemäss ab.

Über den Ort gibt es nicht viel zu berichten, ausser vielleicht, dass es auf dem Friedhof vor der romanischen Kirche Ste-Radegonde Scheingräber gibt und der Friedhof bis in die 60-er hinein nach Katholiken und Protestanten segregiert war. Erstere waren den nicht zurückgekehrten Seeleuten gewidmet und die Segregation vermutlich wieder der Ordnung geschuldet.

Romanik ist am Meer besonders romantisch

Ein 3-er-Kännchen Bialetti-Moka – eben nicht Kaffee – ist für zwei bis eben drei Personen vorgesehen. Man kann aber selbstverständlich auch alleine ein solches kippen, wenn man des Lebens müde genug ist, oder aber eine grosse Zuversicht in sein nicht eben mehr ganz junges Herz hat. Schliesslich hat es auch schon jüngere Leute vom Stängel gezwickt. Die drei Tassen sind weg und bisher läuft alles rund. Der Ruhepuls hat zwar die Zahl angenommen, welche der inhalierten Koffeinmenge von 150 mg entspricht, aber alles was 220 minus Alter ist, geht in Ordnung. Ich schaue zur Windschutzscheibe des geparkten Malibus raus auf das Estoire, Wasser soll ja beruhigen, wobei … wo ist das Wasser hin? Stimmt – nur weil es ein Estoire und noch nicht das offene Meer ist, bedeutet das ja nicht, dass es keine Gezeiten gibt.

Ein Café Gourmand im „La Brise“ versüsst den Ausflug

Ich wüsste sonst noch eine Methode, wie ich testen könnte, ob es noch als Meer gülte, oder eben nicht: Ich müsste in das Wasser steigen und wenn mich nicht binnen drei Minuten eine Qualle am Hintern packte, wäre es wohl Süsswasser. Aber der Test ist mir eindeutig zu gefährlich, schliesslich unterlag ich auch schon auf dem letzten Meter des Oslofjords einer Qualle, hier dokumentiert 😬. Das schaffte vor mir vermutlich noch niemand, ist das Meer von da aus doch praktisch nicht mehr auffindbar und dutzende nautische Meilen entfernt. Da ist es wohl ungefährlicher Unmengen Koffein zu verinnerlichen, zumal mein Körper dieses gewohnt ist. Vielleicht sollte ich mal eine Quallen-Desensibilisierung machen.  

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2 Kommentare

  1. Herbert Walker 27. September 2025

    Hallo Stefu und Stefan, sehr eindrücklich und äusserst interessant eure Reiseberichte zu lesen. Euer Schreibstil sowie die detaillierten Kommentare zu bestimmten Ereignissen und die bewundernswerten Naturbeobachtungen sind einzigartig. Wir regen an, dass ihr bald ein Buch über eure Reisen schreiben solltet. Fahrt weiter so und geniesst die grosse Vielfalt der Erde. E härzleche Gruess vo Sylvia und Hebu

    • Stefan und Steffu 27. September 2025 — Autor der Seiten

      Guten Tag Hebu, guten Tag Sylvia
      Danke Euch für Eure Zeilen. Wir freuen uns, dass Ihr mit uns unterwegs seid. Danke auch für die netten Worte. Tatsächlich ergäben die mittlerweile 513 Blogbeiträge vermutlich einen ganz schönen Wälzer. Dazu kämen noch die 8700 aufgeschalteten Bilder. Heute kommen dann gleich noch ein paar mehr dazu auf dem 514. Beitrag.
      Reisen ist schön! ☺️
      Herzliche Grüsse von der Île d‘Oléron
      Stefan & Steffu

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