Wandern bei Regen bringt Nässe und Segen. So muss denken, wer sich von der zentralfranzösischen Météo nicht schrecken lassen will. Weil es auf dem Vulkan regnete, stiegen wir von diesem runter und begaben uns nach der Stadt Issoire. In dieser regnete es zwar auch, aber was soll man machen. Gestern noch versprachen die Regenbänder durchzuziehen, sie von Westen nach Osten, wir von Ost nach West. Erkennt Ihr die Taktik? Genau. Nur ist es wie im Boxen. Da legst du dir eine Taktik zurecht und dann schlägt dir der Gegner die Faust ins Gesicht (Zitat Mike Tyson). Heute Morgen präsentierten sich die Bänder eben nicht mehr als Bänder, sie haben sich zu einem sich drehenden Tiefdruckgebiet organisiert. Also sind wir in die Waschmaschine geraten. Einmal in dieser drin, kommt man fast nicht mehr raus. Ich weiss, wovon ich rede, ich arbeite in der Verwaltung.
Alle Wege führen nach Issoire: die blaue Reliquien-Schatulle in der romanischen Kirche hat nach einem Diebstahl den Weg über die Niederlande, Los Angeles, Neuseeland und Hawai’i wieder nach Issoire gefunden.
Issoire hat eine romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert und immerhin eine offene Beiz, in welcher wir Cappuccinos kriegten. Das ist keine schlechte Bilanz für eine Stadt mit 15’000 Einwohnern und mehr, als die meisten anderen Orte zu bieten haben.
Auch in Murat steht eine Marienstatue auf den Basalt-Orgeln eines Vulkan-Schlotes
Im Lot sieht es auch nicht viel anders aus. Da liegen die Les plus beaux Villages de France aneinander wie Sardinen in der Dose. Sie sind auch ungefähr gleich lebendig. So zum Beispiel Cardaillac. Dieses ist ganz hübsch und wirbt mit Cité mediéval. Im Mittelalter war hier vermutlich das letzte Mal etwas los. Gut haben wir eine Küchenzeile und Futter dabei, so brauchen wir zumindest nicht zu hungern. Aber wir wollen uns nicht beklagen. Etwas Kontemplation im jasperschen Sinne tut ganz gut. Wir könnten das auch nach Heidegger tun, das wäre dann anders. Aber Heidegger machte mit den Nazis und bei solchen ist bei mir der Zapfen umgehend ab. Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht. Und so halten wir uns besser an Karl Jaspers, kehren in uns ein und machen für heute Schluss.
Wir fragen uns, ob sich die Bewohner:innen von Cardaillac in den vielen Türmen verstecken.
























