Auf einer Treppe der Prager Katedrála sv. Víta, Václava a Vojtěcha sitzend übe ich mich in der Doppelrolle des Blogschreibers und Brompton-Wächters, derweil Stefan den südlichen Turm der Kathedrale erklimmt, um eine gute Sicht über Prager Burg und Altstadt zu erlangen.
Mit den Brompton gelangt man schnell in die Stadt, sofern man der Hundesch**sse ausweichen kann
Die Bromptons sind praktisch, um vom Campingplatz auf der Moldauinsel nach der Altstadt zu gelangen, dann aber nicht mehr so. Aber es gehört zum Plan, dass wir heute unser Bild der Stadt auffrischen können, um morgen dann punktgenau und ohne Räder einzelne Orte aufzusuchen.

«Though this be madness, yet there is method in’t.», liess Shakespeare Polonius im 2. Akt der 2. Szene des Hamlet berichten. Wobei präzisierend festgestellt werden muss, dass Shakespeare nicht Tscheche war. Wir auch nicht. Polonius ebenso nicht, der war zudem fiktiv. Václav Havel hingegen war Tscheche, ist aber unterdessen tot. So wie Shakespeare, der in der Holy Trinity Church von Stratford-upon-Avon begraben liegt. Ist auch schön da. Friedlich. Shakespeare verschied zehn Tage vor Miguel de Servantes, dem Autor des Don Quijote. Alle tot. Wobei sich das in der Volkswirtschaftslehre gerne zitierte Bonmot «In the long run, we’re all dead!» zu bestätigen scheint. Das ist zwar weniger poetisch als Don Quijote und Hamlet, aber wohl wahr. Da kann man wenig tun dagegen.
Vom Turm der Kathedrale hat man einen wundervollen Blick auf ganz Prag
Ein bisschen tötelt es auch in Prag, wie einem scheint. Die Kostel Matky Boží před Týnem sieht so aus, als bewöhnte sie Vlad Țepeș, also Vlad der Pfähler, auch bekannt als Drăculea, höchst persönlich. Wobei dieser Tage in Prag nur noch Süssgebäck und ab und an etwas Fleisch gespiesst wird. Am klassischem Pfählmaterial des Vlad Țepeș mangelte es jedenfalls nicht, dieses wälzt sich zu zehntausenden durch den am rechten Moldauufer gelegenen Altstadtteil. Darunter wir beide mit unseren Rädern. Die Bromptons kriegen allmählich Dichtestress.
Dem Dichtestress in der von Touristen überfüllten Altstadt kann man etwas am Ostermarkt bei Wurst und Senf entfliehen
Bei der Abbiegung auf die Prager Moldauinsel, auf welcher wir die nächsten zwei Nächte stehen, händigte ich zwecks Aufsuchens eines Shops Stefan mein Brompton aus und bezahlte dies mit einem erneuten Abbrechen eines Seitenspiegels des Rads. Schon wieder. Die Dinger sind zwar super, aber eben auch superfunzelig. Meine Stimmung zeigte kurz südwärts.
Prag hat architektonisch so einiges von Gotik, Renaissance, Barock, Jugendstil bis in die Moderne zu bieten
Nun richtete ich auch erstmals meine Aufmerksamkeit bewusster auf das grosse Wohnmobil, welches mir nun doch bereits länger in der Ausfahrt zur Hauptstrasse zu stehen scheint. Davor zwei Kleinwagen. Alle beide kaltverformt und das nicht eben knapp. Da brauchte es nicht mehr viel Fantasie sich die Ursache vorzustellen. Das relativierte meinen abgebrochenen Rückspiegel dann doch sehr. Ob das Wohnmobil wohl noch zu retten ist? Die beiden Kleinwagen sind es jedenfalls nicht mehr.
Abendessen mit Gästen