Das Wi-Fi war stets schlecht auf dem Schiff, aber seit zwei Tagen geht gar nichts mehr. Einloggen können wir uns zwar noch, aber danach ist Stille im Äther. Gut gehören wir noch der Generation an, welche sich auch ohne stete Datenrate einigermassen zu beschäftigen weiss. Digital detox hat auch seine Vorteile, die Weltlage dringt für einmal nicht mehr zu uns durch, was vor allem bei einem Zeitungs-Junkie wie mir so schlecht gar nicht ist. Es gibt ja auch noch Bücher.
Mit einem Fährschiff wechseln wir noch ein letztes Mal die Nilseite
Allerdings wartet das Buch Globale Erderwärmung und Migration – Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Migration in den Norden des russischen Klimawissenschaftlers Boris Soukharev auch nicht eben mit erbaulichen Nachrichten auf. Aber das Verstehen von Dingen ist bekanntlich ein Pfeiler der Resilienz und mit der Beschreibung von Soukharev wird fassbar, was an kollektivem Ungemach mehr oder weniger latent über und unter uns wabert. Sehr interessant, was der Mann schreibt. Der Erklärung der RCP2.6-8.5 (Representative Concentration Pathways)folgen die positiven Klimarückkoppelungen wie die Wasserdampf- oder die Eis-Albedo-Klimarückkoppelung. Nun ist es so, dass positiv hier nur auf die selbstverstärkenden Mechanismen bezogen ist und nicht etwa positive Effekte im Sinne von gut meint. Diese sind im Gegensatz ganz und gar nicht gut. Da rollt also etwas auf uns zu, von dem man sagen muss: «Ähhh, ups!».

Nun wollen wir uns hier aber nicht auf Buchrezensionen verlegen, sonst wähnte sich geneigte Leser*innenschaft noch in einem Literaturclub. Solche sind zwar auch schön, aber seit der Reich-Ranicki nicht mehr den Karasek und vor allem die Löffler gekonnt auf ihre Plätze verweist, ist es auch nicht mehr dasselbe. Das Literarische Quartett – das waren noch Zeiten, wo man sagen muss, dass das noch Zeiten waren. Best of und so sind in einem Video-Streaming-Dienst der Wahl verfügbar und mitunter ganz amüsant. Aber dazu braucht es Datenrate. Die wir nicht haben.
Ausserdem ist das ein Reise- und kein Literatur-Blog. Die Schusterin soll bekanntlich bei ihren Leisten bleiben und nur, weil wir den Faust nicht bloss vom Hörensagen kennen, macht uns das noch nicht zu Literatursachverständigen. Ein bisschen haben wir zwar schon studiert, aber mehr so andere mehr oder weniger nützliche Dinge, aber eben nicht die Literatur des ausgehenden 18. Jahrhunderts oder dergestalt mehr. Da muss man schon realistisch bleiben.
Reisen haben wir allerdings auch nicht studiert. Wir reisen also ohne entsprechende Abschlüsse. Sur dossier quasi, wie man im HR-Sprech sagen würde. Gut, dass sur dossier auch geht, wenngleich dies in Zeiten des geforderten zero-gap-fit gar nicht gerne gesehen wird. Nun verhält es sich allerdings so, dass wir mit dem Reisen ja auch kein Geld verdienen. Das macht einen kleinen, aber entscheidenden Unterschied.
Agatha Christie haben wir in den Gängen des Winter Palace leider nicht angetroffen
So. Nun aber wük Reise. Wieso der Ahmed bereits um Acht unten an der Reception der Steigenberger Regency stand, ist uns schleierhaft, scheint er doch exklusiv für uns da zu sein und wir sind erst um Eins aufgeboten. Er ist auf jeden Fall da und das ist schon mal gut, wenn Reisende später einen Flug zu erwischen haben.
Im Park lungern auch nur Touristen herum
Auf Backbord steht das Winter Palace. Also das Jugendstil-Hotel, in welchem Christie wie bereits erwähnt Tod auf dem Nil geschrieben hat. Da ist sie wieder, die Literatur. Merkwürdig. Item. Das Winter Palace. Das wollen wir uns noch anschauen. Also nehmen wir auch einen erneuten Spiessrutenlauf auf uns. Wir haben aber ausgemacht, dass dieser nach meinen Gefechtsgrundsätzen erfolgen soll. Man muss dem Gegner immer seine Taktik aufzwingen, um seinerseits nicht zur Reaktion verdammt zu sein. Heute soll es die amerikanische Taktik des Shock and Awe sein. Wenn der Blog weitergeht und Ihr ihn lesen könnt, ist die Rechnung aufgegangen. Falls nicht, wohl eher nicht so.
Gediegenes Kaffeekränzchen
Zweimal unbeschadet Crossy Road und Händler-Tetris später sind wir wieder in der Steigenberger Regency, nun allerdings bereichert um das Erlebnis eines Aufenthaltes im Winter Palace. A thousand things we wanna do before we die #673: Having Coffee in Luxor‘s Winter Palace with Hercule Poirot. Been there – did that ✅. Wir werden nun unseren Grosskindern erzählen können, dass wir in Luxor Kaffee mit Hercule Poirot getrunken hätten. Und die Grosskinder werden fragen: «Luxor?» Sei‘s drum. Generationendialog ist wichtig.