Der grösste Vorteil einer Flussschifffahrt gegenüber einem Segeltörn auf offenem Meer ist, dass dir nicht speiübel wird. Ich weiss das aus Erfahrung. Leider. Die Steigenberger Regencypflügt sich jedenfalls den Nil hoch und wäre da nicht das Geräusch der Wellen, ich wähnte mich in einem Hotel und nicht auf einem Schiff.
Wir schiffen ein
In der abendlichen Dämmerung hielten wir Ausschau nach Krokodilen. Aber wir sahen keine. Nur ein Boot mit Händlern, welche längs kamen und sich mitziehen liessen, um den Touristen an Bord irgendwelche Waren anzudrehen. Kaum schauten Teilmengen der portugiesischen Familie vom Oberdeck runter, kamen auch schon Waren zu fliegen. Es folgten lautstarke Verhandlungen. Dem Jung der Familie in gebrochenem Englisch mit hartem portugiesischen Einschlag und geschätzten 110 dbA: «What have I to do, if we don‘t want?» Min Jung, dachte mir, min Jung, ich kann Dir genau sagen, wie das ausgehen wird. Genau. Die Familie ist nun einige Tücher und die Chinesen und wir ein paar Fotos reicher. So viel zu we don‘t want.
Shopping über die Reling
Wir müssen die Zeit im Griff behalten. Auf Schiffen ist das nicht ganz einfach, vor allem, wenn man mit Sextant navigiert. In ein paar Minuten gibt es einen Drink im Salon, dem Oberdeck, dem Maschinenraum oder wo auch immer. Den wollen wir natürlich nicht verpassen, wäre ja schade. Vielleicht hat es dann ja Krokodile.
Wir schippern dem Sonnenuntergang entgegen
Den Irish Coffee hätte ich besser nicht genommen. Jetzt ist mir schlecht von. Krokodile hatte es auch keine. Dafür haben wir Bekanntschaft mit einem maltesischen Herrn gemacht, der alleine reist. Er war ganz erstaunt, dass wir Malta kennen. Seinerseits war er noch nie in der Schweiz. Dafür in Schweden. Die Länder werden bekanntlich gerne in einem Atemzug genannt und noch lieber miteinander verwechselt.

Jetzt ist abends um neun. Stau vor der Schleuse. Die Schiffe liegen herum wie Krokodile auf der Lauer. Wir sitzen im «Kaffee Ring», ich schaue auf den Nil. Wehte nicht die Schiffsfahne, ich wähnte uns in einem Standbild. Das nennt man wohl Entschleunigung. Das ist jetzt ja modern. Entschleunigung ist das neue Digital detox.
Für letzteres sorgt die entschleunigte Datenrate. Es ist fraglich, ob wir es schaffen werden, einen weiteren Blogbeitrag zu schalten. Ich tippte darauf, dass die Bits und Bytes per Morsecode vom Schiff wegkommen. Stefan vermutet Brieftauben.
Ah ja, am morgen haben wir ja noch den Luxor-Tempel mit der Sphinxen-Allee besucht
Da wir ihn nicht mehr gesehen haben, glaubten wir Fadl bereits verlustig. Doch einem Dschinn gleich stand er plötzlich neben unserem Tisch und legte uns das morgige Programm hin. Antrittsverlesen um acht. Die Entschleunigung wird auf sich warten müssen.