Ho-ho-ho! Pharaonen-Gräber anstelle der Krippe und Thutmosis II anstelle des Weihnachtsmanns. Wenn nach einem schmalen gründen Band entlang des Nils die Wüste anfängt und die Sonne in diese reinballert, mag eher nicht so Weihnachtsstimmung aufkommen. Uns ist das einerlei, wenn wir im einstigen Theben sind und einen Friedhofbesuch im Tal der Könige abstatten können. Diese Form von Nekrophilie geht in Ordnung, darüber hinausgehend wird es etwas krank.
Das Frühstücksbuffet passt auch den Krähen gut
Zur Rekapitulation: Nachdem Narmer seine Gegner geknüppelt hatte und so die 1. Dynastie begründete, übten sie sich bis zur 3. Dynastie an ersten Pyramiden, um diese bereits in der 4. Dynastie in Gizeh zur Vollendung zu bringen. Danach war Schluss mit Pyramiden, aber die Dynastien nahmen erst vollen Anlauf, es folgten nämlich weitere 27. Das ist noch so viel, aber sie hatten auch 3100 Jahre Zeit dafür.

Es ist nicht ganz einfach die Übersicht über die 31 Dynastien mit ihren 170-200 Pharaonen – man weiss nicht ganz genau, wie viele es deren an der Zahl waren – zu behalten, auch wenn diese zum besseren Verständnis gegliedert sind in eine Vorgeschichte, eine prädynastische (0. Dynastie) und frühdynastische Zeit (1.-2. Dynastie), in ein altes Reich (3.-6.), eine erste Zwischenzeit (7.-11.), in ein mittleres Reich (11.-12.), der zweiten Zwischenzeit (13.-17.), das neue Reich (18.-20.), die dritte Zwischenzeit (21.-25.), die Spät- (26.-31. Dynastie) und griechisch-römische Zeit. Vom ersten Pharao hatten wir es bereits wiederholt, die letzte war Kleopatra VII. Alles klar?
Von aussen sind die Gräber im Tal der Könige völlig unscheinbar, reichen aber teilweise über hundert Meter in den Felsuntergrund
Ganz unter uns und im Vertrauen – wir sind noch gar nicht aufgebrochen zum Tal der Könige. Daran kann ungefähr meine Erquickung ermessen werden. Ich komme mir vor wie ein Pokémon in einem neuen Level, oder wie Ramses II bevor er in den Aggregatzustand einer Mumie wechselte und ins Grab KV7 gelegt wurde.
Vom Fluch des Pharao ist nichts zu spüren. Der Abstieg in die Gräber ist hell beleuchtet.
Die Abkürzung KV ergänzt um eine Zahl steht an sich für das Köchelverzeichnis, in welche die Werke von Mozart katalogisiert sind. Die Umstände von Mozarts Beisetzung und damit verbunden der genaue Beisetzungsort sind zwar schlechter dokumentiert als die vom Ramses II – da wurde schlampig gearbeitet in Wien – aber eines ist klar: Im Tal der Könige wurde Mozart nicht begraben. Also muss gegoogelt werden. Nun haben wir es: KV steht hier für Kings Valley. Okey, macht noch so Sinn.
Die Gräber wirken wie ein überdimensionales Bilderbuch. Die Farben und Kunstfertigkeit der Hieroglyphen sind überwältigend
Unterdessen sind wir in der 11. Dynastie des Tages und in einer halben Dynastie will uns Fadl unten an der Lobby haben, um uns das Tal der Könige und uns ihm näher zu bringen. Wohlan: Pa-cher-aa-schepes-en-heh-en-renpetju-en-pera’a-anch-wedja-seneb-her-imentet-en-waset (Die große und erhabene Nekropole der Millionen Jahre des Pharao – er lebe, sei heil und gesund – im Westen von Theben).
Sechs Stunden später sind wir zurück und haben zwischenzeitlich das Tal der Könige, das Tal der Königinnen, die Memnonkolosse beim Tempel des Amenophis III und denTotentempel der Hatschepsut besucht. In Theben geht das, die Ägypter haben die Anlagen kompakt beieinander erstellt.
Einmal nicht Fondue Chinoise sindern Tahine zu Weihnachten mit Blick auf die Kolosse von Memnon
Viele Gräber sind noch nicht erforscht, einige können nicht besucht werden und die, welche besucht werden können, werden abwechslungsweise für Besucher geöffnet, dazwischen wird den Gräbern des Denkmalschutzes wegen Ruhe gegönnt. Was uns anbelangt durften wir heute in die Gräber von Ramses III (KV 11), Ramses IV (KV 2), Merenptah (KV 8), Titi (QV 52), Chaemwaset (QV 44) und Amunherchepeschef (QV 55). Da die Gänge gerade und grossproportioniert gebaut wurden und vor allem weil sie komplett mit farbigen Bildern und Hieroglyphen geschmückt sind, «tötelt» es nicht darin, man fühlt sich sogar ausgesprochen wohl in diesen begehbaren Wimmelbildern. Also nix mit engen und mit Fackeln auszuleuchtenden Gängen, wo tödliche Fallen und schreiende Mumien auf einen warten.
Tempel von Hatschepsut
Nic 25. Dezember 2024
Bhuu ich bräuchte da schon längst eine Festplattenerweiterung bei dieser Dichte an geschichtlichen Daten. Aber ihr habt da voll den Überblick. Weiterhin viele spannende Reiseerlebnisse und Merci fürs bloggen!
Stefan und Steffu 26. Dezember 2024 — Autor der Seiten
Es ist super spannend 🤩. Es geht uns auch etwas so, so viele Eindrücke. Gut sind sie hier geübt das Gehirn auch mal durch die Nase rauszulöffeln bei Bedarf, wenn der Druck darin zu gross wird 😄.
Weiterhin frohes Mitreisen.