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Stefan & Steffu's travels

Geschichts-Junkies

Wir sind wohl nicht bloss Reise-, sondern eben auch Geschichts-Junkies. Kaum ein Steinhaufen auf dem Erdenrund ist vor uns sicher. Burgruinen, Steinkreise, Tempel: Was immer auf unserem Weg liegt, wird abgegrast. Da sind wir ein wenig wie die biblische Plage der Heuschrecken. Einfach ohne Tracheen und Exoskelette. Bei allem was wir auf unseren Reisen besucht haben, eine grosse Lücke bestand, welche auf dieser Reise geschlossen werden soll.

Die Antike zählte sieben Weltwunder. Der Artemis-Tempel, das Mausoleum von Halikarnassos, die Hängenden Gärten von Babylon, der Koloss von Rhodos und der Leuchtturm von Pharos, sie alle existieren nicht mehr. In Kriegszügen vernichtet, von Erdbeben zerstört, ins Meer gestürzt, von Heuschrecken aufgefressen. Zerfallen zu Staub, Asche. Fort, eingeebnet, weg. Aus sie Maus, Geschichte, Mythen. Ein einziges Weltwunder hat die Jahrtausende überstanden: Die Pyramiden von Gizeh.

Stein auf Stein, millionenfach – gebaut für die Ewigkeit

Im morgendlichen Gegenlicht näherten wir uns zusammen mit unserem Reiseführer Ashraf der grössten aller Pyramiden. Die 4500 Jahre alte Cheops-Pyramide war mit einer ursprünglichen Höhe von 147 Metern bis zur Vollendung des Kölner Doms während Jahrtausenden das höchste Bauwerk der Welt. Mit einer Basis von 230 Metern wurde sie aus rund 2,3 Millionen und bis zu 15 Tonnen wiegenden Kalksteinblöcken erbaut. Ihr Gesamtgewicht von rund 6 Millionen Tonnen entspricht der Masse von ungefähr 97 Millionen Menschen. Das ist beinahe die Gesamtbevölkerung von Ägypten. Gut waren die heute nicht alle vor Ort, das wäre ein Riesenpuff gewesen.

Hunde und die Sphinx ruhen neben den Pyramiden

Die Anzahl an Besuchern war sogar erfrischend moderat und so erklommen wir die ersten beiden Stufen in kürzester Zeit. Bis da darf man hoch, auch ein paar Meter linker- oder rechterhand gehen in Ordnung. Danach wird mit einer Trillerpfeife abgepfiffen, es würden wohl ein paar mal 9 mm aus ummanteltem Blei folgen. Das wollten wir dann nicht ausprobieren, wäre schade, gäbe es Löcher ins Kulturgut. Rechts über der Pyramide stand der Mond. Die Pyramiden von Gizeh sind von diesem aus zu sehen. Okay, stimmt nicht, tönt aber gut.

Auf, neben und im Umgelände der Pyramiden von Gizeh – überall erwarteten uns spannende Eindrücke

Auch nicht sehen kann man den Mond aus der Grabkammer der Königin Hetepheres I., der Gemahlin von Pharao Snofru und Mutter von Pharao Cheops. Wir durften in den engen und stickigen Gang der Königinnenpyramide G I-a hinuntersteigen. Nach 27 Metern ging es rechts, dann nochmals ein paar Meter und drin bist Du in der Grabkammer. Da die Gräber so ziemlich alle geplündert wurden, ist nicht restlos geklärt, ob in dem Grab tatsächlich Hetepheres I. bestattet war, oder nicht doch Meritites I. und erstere daneben in der Grablage G7000x ihre letzte Ruhestätte fand. 

Der Abstieg die Grabkammer erfolgt durch einen engen Gang – bei Platzangst sollte dieser Ort gemieden werden

Vieles wird für immer im Dunkeln der Grabkammern der Geschichte verborgen bleiben. Die alten Ägypter waren fleissig im aufschreiben. Wir alle haben die Bilder im Kopf von den mit Hieroglyphen überzogenen Tempeln, von beschriftetem Papyrus, gemeisselten Tafeln. Nun, das stimmt. Aber nicht für Gizeh. Kein einziges Zeichen hier, nichts. Solche kamen erst später. Die Pyramiden von Gizeh stammen nämlich allesamt aus dem alten Reich, also der Zeit der 3. bis 6. Dynastie.

Die Pyramide des Chephren mit Kamelen

Aber wir wollen es den damaligen Leuten nicht vorsehen. Immerhin schufen sie Werke, bei denen einem auch heute noch die Spucke wegbleibt und das liegt nicht am trockenen Klima der Sahara. In unseren Gefilden ward damals noch nicht einmal die mittlere Bronzezeit angebrochen. Da gibt es noch ein paar Kubik Fundamente von, welche heute von Schafen eingekackt werden, oder ein paar Pfähle im Neuenburgersee. That‘s itStonehenge und Ħal-Saflieni bilden da löbliche Ausnahmen.

Das koptische Kairo mit der hängenden Kirche und der Höhlenkirche Abu Serga an dem Ort, wo sich die heilige Familie vor den Häschern des Herodes versteckt haben soll

Ħal-Saflieni liegt auf Malta, aber hinter der Cheops-Pyramide die Chephren-Pyramide. Mit dem teilweise noch vorhandenen Verputz und scheinbar die grösste der neun Pyramiden von Gizeh ist sie geradezu der Archetyp aller Pyramiden und die, welche sich vor unserem inneren Auge auftut, wenn wir an solche denken. Pharao Chephren war der Sohn von Cheops und zumindest architektonisch ein ganz schlaues Füchslein mit Sinn für Perspektiven. Seine Pyramide scheint nämlich höher als die des Cheops, ist tatsächlich aber drei Meter kleiner und hat ein knapp 15% geringeres Volumen. Die Pyramide liegt jedoch etwas erhöht und weist einen steileren Steigungswinkel auf. «That‘ll do the trick», wird Chephren sich wohl gesagt und «Ätschbätsch» gedacht haben. Die alten Ägypter hatten nämlich auch Sinn für Humor, das ist erwiesen. Oder was denkt Ihr, weshalb latschen sie auf den Hieroglyphen alle seitwärts und mit merkwürdig angewinkelten Armen? Eben.

Seit heute wissen wir: Würden wir dereinst nach unserem Ableben mit einer Barke durch den Duat dem Feld der Rohrstängel entgegenfahren ohne Ägypten besucht zu haben – es würde etwas fehlen. 

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2 Kommentare

  1. Bulk 23. Dezember 2024

    Wow super schön bei euch. Es ist schon auf den Bildern eindrücklich. Wir wünschen euch eine ganz tolle Reise.

    • Stefan und Steffu 24. Dezember 2024 — Autor der Seiten

      Vielen Dank für die netten Reisewünsche. Das letzte Mal am anderen Ende der Welt, wart ihr ja dabei! Frohe Festtage

Antworten

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