Heuer bin ich geschätzt zum zehnten Mal in Sant Pere Pescador, dabei habe ich Kuh (span. la vaca, lat. VACCA), die ich bin, aber nie geböggt, dass es in kaum mehr als XII Stadien Distanz eine krasse Ausgrabungsstätte zu besuchen gäbe. Da paarhufen wir uns zu unserer Bildung in antiken Fragen vom Hadrianswall (lat. VALLUM AELIUM) in Schottland bis ins jordanische Jerasch (semitisch-griech. Γέρασα), rennen also allen möglichen Steinhaufen hinterher. Dabei gäbe es solche in direkter katalanischer Nachbarschaft zu sehen.
Unterwegs mit den Bromptons – Beeline unterstützt auf der Route
Auf der Suche nach einer fahrrädlichen Betätigungsmöglichkeit, entdeckte Stefan Empúries. Empúries ist der Plural von Empúria und das passt sehr gut, sind damit doch die griechische Stadt Ἐμπόριον und das römische EMPORAE gleich mitgemeint. Ihr habt richtig gelesen. Eine griechische Stadt. An der Costa Brava. Bei Ἐμπόριον handelt es sich um die westlichste Stadt, welche die Griechen in der Antike errichteten. Dabei waren sie durchaus willkommen, da sie als Händler kamen. Wer also eine antike Akropolis oder Stoa besuchen möchte, der braucht nicht Eulen nach Athen zu tragen, sondern kann das auch bequem an der Costa Brava erledigen.
Das griechische Ἐμπόριον – in diesem finden sich auch frühchristliche Sarkophage
Einzigartig ist, dass in Empúries auch noch gleich eine römische Stadt mitbesucht werden kann. Das griechische Ἐμπόριον und das römische EMPORAE liegen nämlich gleich nebeneinander und koexistierten während gut 150 Jahren. Ich stelle mir das sehr praktisch vor: Zum Mittagessen konntest Du beim Griechen vergorenen Fisch futtern und dich danach nebenan in der römischen Therme tummeln. Ob die Römer die Griechen in die Stadt gelassen haben?
Vom römischen EMPORAE sind 85% noch nicht archäologisch erschlossen
Heute kann jedenfalls beides für einen bescheidenen Obolus besucht werden. Alas sind von der Fischverarbeitung im griechischen Ἐμπόριον nur noch die Becken in den Böden vorhanden und das römische HYPOCAUSTUM ist nicht mehr wirklich beheizbar. Meist brennt die Sonne aber ohnehin unerbärmlich, so auch heute. Es ist fast schon November und wir suchen die Schatten von Pinien und die der römischen Mauern auf.
Wo heute das Altstädtchen Sant Marti d’Empùries ist, befand sich einst die erste griechische und vor ihr eine Eisenzeitliche Siedlung