Manche gehen oft auswärts essen. Als Connoisseure nehmen sie in einem mit siebzehn Punkten bei Gault-Millau geadelten Etablissement Hähnchen-Carpaccio an einer Gurken-Kapern-Concassée als geschmacklich-sinnliches Erlebnis von feiner Textur im Gaumen wahr. Andere ziehen Hausmannskost in einer Schenke vor. Kaum ein Landrestaurant, welches nicht die grössten Cordonbleus anbietet. Eineinhalb Pfund Schnitzel, welche links und rechts mehrere Fingerbreit über den Tellerrand hinausragen, sind der Goldstandard. Den Schinken und den aus den Cordonbleus heraustropfenden Käse nicht mitgerechnet. Wiederum andere lassen sich von einem verhackstückelten und vertikal aufgeschichteten, seitlich begrilltem Tier Teile abrasieren und in Pide oder zu Reis reichen. Ihnen allen ist gemein, dass sie sich eben bewirten lassen. Angeschriebene Häuser gibt es seit der Sesshaftwerdung des Menschen. Unterdessen hat sich diese Form der Nahrungsaufnahme in unseren Genen festgeschrieben.
Nah an der jeweiligen Esskultur sind Reisende in den lokalen Küchen
Trotz den Wirkmechanismen der Epigenetik gehören andere weniger der aufsuchenden Gilde an. Sie bereiten ihr Essen selber zu. Diese auch nicht eben kleine Gruppe lässt sich vereinfacht und eine gewisse Unschärfe zulassend in zwei Subtypen einteilen. Die einen prozessieren ihr Essen schwergewichtig aus ökonomischen Erwägungen selber, schlägt dies in aller Regel doch um Faktoren weniger zu Buche als ein Besuch eines Wirtshauses. Die verbleibende Gruppe schliesslich begibt sich aus sinnlichen Überlegungen in die Küche, steht in Sachen Erleben also wiederum den eingangs Erwähnten nahe. Sie können als Mischtypus verstanden werden: Der Essensgenuss ist ihnen wichtig, sie erschaffen aber in einer Zeit, welche von denkender Berufstätigkeit geprägt ist, gerne etwas mit ihren Händen, das sie anschliessend dem Verzehr zuführen.
Dieser Text, mit welchem ich mich dem Thema annäherte, lässt erahnen, dass wir letzterem Habitus angehören, also meistens selber kochen. Wobei wir hier ich meint. Stefan ist zwar durchaus ein guter Koch, aber dann, wenn er sich in die Küche begeben würde, steht da meist schon einer und malocht, dass die Pfannendeckel scheppern. Das geschätzte Verhältnis von selber kochen zu auswärts essen dürfte in unserem Fall bei ungefähr 23:1 liegen. Fehlertoleranz +/- 4.
Nun ist es an der Zeit der Auslegeordnung die Dimension des Campierens hinzuzuführen. Man soll das Leben nicht komplizierter machen als nötig, aber eben auch nicht einfacher. Unterkomplex ist eben auch nicht das Wahre, oder, um beim Kulinarischen zu bleiben, das Gelbe vom Ei. Dabei ist selbstverständlich stets zu fragen, ob zuerst das Huhn oder das Ei da war. Dabei ist uns allen klar: Die Frage ist natürlich falsch gestellt. Huhn und Ei haben sich gemeinsam herbeievolutioniert. So wie Concassée und Cordonbleu gewissermassen. Item. Grundsätzlich ist das Einführen der Dimension des Campens im Thema so komplex nicht. Sie bietet bei dieser Reiseform im Grundsatz mal einfach die Möglichkeit das Essen selber zu bereiten, ohne dass gleich auf die vor rund zehn Jahren gehypte Neanderthal Diet zurückgegriffen und draussen ein Feuer entfacht werden müsste, damit das vorangehend eigenhändig erwürgte und abisolierte Mufflon nicht roh verzehrt werden muss.
Sorgt für Essgenuss und gute Laune – der Lotus-Grill
In so gut wie allen Wohnmobilen sind Küchen verbaut, handelt es sich nun um vollintegrierte, teilintegrierte, Alkoven oder wie im Fall des Malibus um Camper-Vans. Die Unterschiede sind meist einzig, ob deren Küche in Zeilen- oder L-Form, in Längsrichtung gesehen links oder rechts verbaut ist und über einen Zwei- oder Dreiflammen-Herd verfügt. Grössere haben oft auch einen Ofen eingebaut. Viele führen zudem in ihrer Garage einen Grill mit. Diese werden oft mit einer Gas-Kartusche, manche sogar mit einem Gasanschluss am Wohnmobil betrieben. In dem Fall ist es besonders ratsam diesen wieder zu versorgen, bevor weitergefahren wird. Sonst scheppert es ganz grauenhaft und ist vor allem unendlich peinlich. Auf den Campingplatz braucht nicht mehr zu kommen, wem das einmal passiert ist.
Interessant ist, dass eben alle Wohnmobile Küchen eingebaut haben, viele Besitzer diese aber nie über das Einschenken von Lambrusco hinaus benutzten. Das mag zum einen der Tatsache geschuldet sein, dass auf einer Fläche einer Telefonkabine kocht, wer sein Essen im abgestellten Fahrzeug zubereitet. Auch mit dem etwas umständlicheren Abwasch kann argumentiert werden, vor allem beim Freistehen, weil da keine zentralisierte Abwaschinfrastruktur zur Verfügung steht.
Uns hält das nicht vom kochen ab. Wobei uns hier vor allem mich meint. Das geschätzte Verhältnis von selber kochen zu auswärts essen verschiebt sich auf unseren Camperreisen hingegen doch deutlich auf durchschnittlich 4:1. Fehlertoleranz +/- 1. In der Folge wollen wir uns mit dem selber kochen beschäftigen, weil das Beschreiben des auswärts Essens gegenüber dem allerseits Bekannten keine Erkenntnis bringende Varianz zu Tage fördern dürfte.
Nach den einführenden sieben Abschnitten haben wir uns nun also in genügender Weise dem Thema genähert und können nun basierend auf dem gewonnenen Vorwissen konkret werden. Malibu verfügt über eine Zeilenküche mit Zweiflammen-Herd, Spüle, Absorberkühlschrank mit Eisfach. Ein Ofen ist in Form der pfiffigen Omnia dabei. Auch ein Grill reist mit: Der Lotus-Holzkohlegrill nimmt wenig Raum ein, ist aber erstaunlich potent und macht dabei so gut wie keine Sauerei. Das Bisschen Asche, welches am Schluss verbleibt, dürfte in etwa der eines halben Päckchens abgeaschten Zigaretten entsprechen. Einfach ohne dass dabei die ekligen Filter verbleiben. Das auf dem Grill Zubereitete schmeckt zudem um Dimensionen besser als auf Lunge gerauchte Kippen. Dabei muss es durchaus nicht immer Fleisch sein. Kartoffeln, Auberginen, Zucchetti (Zucchini), Peperoni (Paprika), Zwiebeln, Brot, Halloumi und andere Grillkäse, Tofu und Fleischersatzerzeugnisse auf Basis von Soja, Styropor oder Polymeren, schmeckt alles herrlich. Es empfiehlt sich einfach den Grill draussen zu betreiben, sonst muss das Wohnmobil anschliessend in die Tonne getreten werden. Auch versteht sich von selber, einen solchen nur auf einem Campingplatz und in keinem Fall beim Freistehen zu verwenden. Wer frei steht, hat kein Camperverhalten zu zeigen. Wer solches tut, kommz nach dem Ableben in die Camper-Hölle. Eine solche gibt es. Drei Stockwerke tiefer und linkerhand des Fegefeuers. Nachzulesen bei Dante Alighieri und in Camperzeitschriften.
Aufläufe, Empanadas, Curries, Brot – das alles kann im Omnia-Ofen zubereitet werden
Wenn wir schon bei Hitze sind, wenden wir uns nun der Omnia zu. Wem der Sinn nicht nach Gegrilltem oder nach in Pfannen Gekochtem oder Gebratenem steht, kann in diesem gerade mal sechshundert Gramm leichten Kleinstbackofen backen und dämpfen, was immer die Fantasie hergibt. Gratins, Pizzen, Hähnchen, Fisch, Gemüse, Brot, Kuchen – es geht alles, was sich auf irgendeine Weise und nötigenfalls mit Gewalt in eine gebogene und allenfalls kreisrunde Form mit Loch in der Mitte bringen lässt.
Wer etwas erfindungsreich ist, kann auch erstaunlich umfangreiche Menus kochen. Der Reduktion auf zwei zeitgleich betreibbare Flammen wegen ist dabei ein aktives Pfannenmanagement gefragt. Will meinen, Pasta raus und beiseite stellen, Polenta rein, in der Bratpfanne links Gemüse, mittig Spiesschen bereiten und schliesslich Pasta rechts zum wieder Erwärmen dazu und Pesto drauf. Zwei Flammen, vier Produkte.
Kaffeebohnen schliesslich werden in der Handmühle auf zweitfeinste Körnigkeit gebracht und in der Art Deco Stilikone von Bialetti unter Zugabe von heissem Wasser auf kleinster Flamme (wichtig!) zu einem als Mokka bezeichneten Gebräu gebracht, welches einmal eingeflösst auch dem Drehzahlbegrenzer eines gesunden Herzens alles abverlangt, damit dieses nicht den Dienst quittiert.
Frisch gemahlene Kafeebohnen sorgen als Mokka zubereitet für Erweckungserlebnisse