Exploring the world

Stefan & Steffu's travels

Massif central

Wer eine Strecke reist, sich etwas beschaut, dann selbiges wiederholt, findet sich eh er sich versieht an den abseitigsten Orten wieder und wundert sich, was es alles gibt. Wir bereisen Frankreich nun seit nunmehr zwei Jahrzehnten dermassen intensiv, dass wir uns wundern, dass unsere Tätigkeit noch nicht längst als Invasion betrachtet wird. Vermutlich ist das den Franzosen einfach noch nicht aufgefallen. Oder aber sie mögen es, weil das ja auch Devisen bringt. Uns kam es noch seltsam vor mit der A75 eine Autobahn gefundenen zu haben, auf welcher nicht nach jedem Dutzend Kilometer eine Wegsteuer fällig wird, die auch bei mildtätigem Licht betrachtet als konfiskatorisch bezeichnet werden muss. Genau genommen wird auf der A75 gar nichts verlangt.

Als ich mir beim Durchmessen der Gegend diese besah – Zeit und Gelegenheiten gab es deren an der Zahl schliesslich in Hülle und Fülle – beschlich mich noch so ein Gedanke. Tatsächlich fand der Beifahrer heraus – auch er hatte genügend Zeit und zudem ein Mobiltelefon – fand er eben heraus, dass die nicht einverlangte Maut tatsächlich als Wirtschaftsförderung für diese infrasturkturschwache Gegend vorgesehen ist. Nimm es also nicht den Reichen und gib es dem Ficus, sondern nimm es gar nicht und baue darauf, dass die fehlende Wegelagerei attraktiv auf Wandersleut wirkt und diese, darob ergötzt, alsdann grosszügig Almosen verteilen.

Aber die haben nicht mit uns gerechnet. Wir fahren nämlich nur durch, stehen gratis, verpflegen uns im Van und kloppen dann den Müll in die Tonnen. So wie es der durchschnittliche Teutone halt tut. Nein. Machen wir natürlich nicht. Zum Mittagessen kehrten wir im einzigen Restaurant von La Couvertoirade ein. Wobei. Salat, Pizza mit Miel & Chèvre, Aligot mit Schinken für Stefan, zwei Glas Wein, einmal weiss, einmal rot, anschliessend Gâteau à la noix de coco plus zwei Kaffee machten gerade mal 23 €. Das ist ja auch schon fast gratis.

Vermutlich ist der Schweizer Franken unterdessen einfach dermassen steinhart, dass alles, was nicht unmittelbar an diesen gekoppelt ist, fast nichts mehr kostet. So wie beispielsweise das stadtmittige Altstadthaus, dessen wir gestern in Sainte-Enimie ansichtig wurden. 185 Quadratmeter auf vier Etagen, Gewölbekeller, Vorplatz unter einer Laube. So günstig, dass du dafür bei uns in, sagen wir mal Schwamendingen, nicht einmal ein Zimmer souterrain kriegen würdest. Und in Schwamendingen will nun wirklich niemand wohnen. Ausser vielleicht Harry Hasler und der ist eine fiktive Figur, also gar nicht wirklich echt. Sein Darsteller lebt zudem nachweislich nicht in Schwamendingen, sondern im Winterthurer Casinotheater, wo er Verwaltungsrats-Präsident ist. Aber ich weiche ab. Ich wollte das Haus jedenfalls kaufen. Nochmal etwas investieren und dann wäre das ein Bijoux. Kohle vom Konto und der PK abziehen, Job in den Wind schiessen und ab nach Sainte-Enimie. Stefan war von der Idee weniger angetan. Also zogen wir unverrichteter Dinge wieder von dannen.

Sainte-Enimie liegt malerisch eingebettet in der Gorges du Tarn, von Les Plus Beaux Villages de France gelabelt versteht sich von alleine und dürfte auf deutsch übrigens Heiliger Feind heissen. Reisen bildet.

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