Stefan verwandte grosse Sorgfalt auf der Wahl unseres letzten Reiseziels. Auf dem Weg zu diesem brachte ein Schild ein UNESCO Welterbe zur Anzeige. Welterbe ist noch mehr wie Les plus beaux Villages de France und in dem Fall beides auf einen Streich. Vorbeifahren geht in einem solchen Fall natürlich nicht, das wäre ja noch. Uns dachte, dass um diese Zeit und an einem Sonntage ein Parkplatz wohl zu finden sei. Der schwer abschüssige Parkplatz war aber voll wie eine Strandhaubitze bei Flut und unser Malibu zudem nicht eben so klein. Also machten wir uns längsseitig kurzerhand einen Parkplatz. In Frankreich geht das. Noch brav ein Ticket für zwei Euro fufzig gelöst und rein nach Vézelay.
Vézelay: ein unerwartetes französisches Bijou
Der Ort wartet standesgemäss mit einer nicht gerade kleinen und romanischen sowieso Kirche auf. Vor der Kirche drei Gendarmen. Gut so. Wenn sie die Messe bewachen ist nix mit genau hinschauen beim Parkplatz. Die Sicherheit der Messebesucher ist wichtiger. Nun mussten wir natürlich dafür besorgt sein beim Besuch der Kirche die Andacht nicht zu stören. Tatsächlich schnorrte vorne einer. Er war in eine lange Robe gewandet. Also vermuteten wir, dass er irgendeine offizielle Funktion inne haben wird. Die Leute schienen ihm jedenfalls zuzuhören. Oder zumindest so zu tun.
Unterdessen liegt bereits ein weiteres Reiseziel, das eben von Stefan mit Bedacht gewählte, hinter uns und er steuert den Malibu auf der A6 der Schweiz entgegen. Ich kann gerade nicht fahren. Habe dem Männerschnupfen geschuldet Kopf und darob 200 mg von Irgendetwas plus ein Pichet Weissen intus. Das desinfiziert auch. Auf der Autobahn kann gut am letzten Blogbeitrag dieser Reise gearbeitet werden.
Unser letztes Ziel war Avallon. Schon wieder Avallon sind auch wir geneigt zu denken. Dieses Avallon ist allerdings im Gegensatz zu dem von Glastonbury mit zwei ‚l‘ geschrieben. Es versteht sich von selbst, dass es sich bei dem Aval(l)on hier ebenfalls um das echte handelt. Ist ein wenig wie bei Reliquien halt. Nimmst du bei denen alle Knochen eines Heiligen zusammen, entstehen erstaunlich komplexe Körper mit sechs Beinen, fünf Armen, Rippen von der Anzahl einer Schlange gleich, vier Köpfe und so. In dem Fall flüchtete der anglo-romanische Heerkönig Riothamus nach einer Niederlage im Jahr 470 nach Avallon und wurde zu einem Vorbild der Artus-Sage. Vier Köpfe. Ich sag‘s ja.
Ob Arthus oder Vauban, irgendeiner dieser zwei Herren verfolgt uns auf unseren Reisen immer
Wir erkennen: Ohne, dass wir uns speziell Zwang auferlegt hätten, wurde diese Reise förmlich zu einer auf den Spuren des legendären König Artus. Daher wollen wir ihm an dieser Stelle nochmals huldigen: Hail the King. Hail King Artus!
Ja. Wie geht es nun weiter? Ab Ende August macht Stefan dann total Alarm und wird zuerst nach Helsinki reisen. Zurück aus Finnland wird eine Reise nach Japan folgen, liegt ja quasi ums Eck. Nach der Rückkehr dann hurti zu Hause Wäsche abwerfen, neue laden und gleich ab nach Spanien. So geht Reisen! Da werde ich dann auch wieder dabei sein und den Malibu in südliche Lande steuern. Stefan wird auf der Fahrt dem Jetlag beikommen.
Macht‘s gut bis dahin und godspeed, bon voyage, hyvää matkaa, dōchū go buji ni & buen viaje!
Baumgartner Ueli und Vreni 7. August 2024
Liebe Reiseberichterstatter
Wieder habt ihr uns auf eine Reise mitgenommen.
Wir haben viel vernommen und gesehen. Vielen Dank dafür.
Der Text und die Bilder waren wie immer vorbildlich und aussagekräftig.
Die Unterscheide zwischen England/Wales und Frankreich sind erkennbar.
Beide Länder haben aber etwas gemeinsam: Eine Zeitlang haben sie die Welt geherrscht und viel Entwicklung aber auch viel Leid in der Welt verbreitet.
Heute ist ihre Bedeutung gesunken, sogar am Verschwinden, und sie haben mit den Folgen der Kolonialisierung und anderen Sünden zu kämpfen.
Wir freuen uns auf die nächste Berichterstattung und wünschen euch schon jetzt eine schöne Reise mit vielen guten Begegnungen.
Es grüssen
Ueli und Vreni Baumgartner
Stefan und Steffu 18. August 2024 — Autor der Seiten
Meine Lieben,
Danke Euch einmal mehr für das mitdenkende Mitreisen und für die Diskussion der abgestiegenen Grossmächte.
Es ist genau dieser Umstand, welcher mir in Lissabon so gefällt und welcher mir die Stadt einzigartig erscheint: Man sieht ihr an, dass es sich um ein Zentrum einer Weltmacht handelt. Nun befindet sich die Stadt in einem Dornröschenschlaf aus dem sie auch nicht mehr erwachen wird. Aber ein Schlaf hat auch etwas Schönes.
Es bleibt zu vermuten, dass der Westen als Gesamtes absteigen wird. Aus Machtüberlegungen muss dies nichts Schlechtes sein, ist doch gut erwiesen, dass Macht korrumpiert. Mehr Sorgen bereiten mir die Alternativen.
Ich rechne stets mit dem Schlimmsten, erwarte das Zweitschlimmste und werde dann gerne angenehm überrascht.
Bleiben wir also achtsam, dabei aber auch positiv.
Sommerliche Grüsse an Euch beide
Stefan & Steffu