Der Regen prasselt auf die Markise. Darunter sitzt es sich gemütlich. Es fühlt sich tropisch an. Wir hatten nicht nur Dusel spontan einen Platz auf dem Camping zu kriegen, wir erhielten sogar einen mit einer breiten Front direkt an der Loire.
Auf unserem Fleckchen an der Loire geniessen wir zwei Ruhetage
Wie oft wird der Mensch durchschnittlich krank? Also so Typ leichte Grippe, Erkältung plus, Männerschnupfen? Einmal pro Jahr? Besser erfasst sind unsere Anzahl Reisetage. Ihr kennt mich und könnt Euch wohl vorstellen, dass diese bestens erfasst und zusammengezählt sind. Seit 2003 waren wir zusammengezählt knapp drei Jahre auf Reisen. Interessanterweise waren wir dabei nie krank, auch nicht während der längeren Weltreise, auf welcher ich an sich damit rechnete. Eine Einflussgrösse dürfte die gausssche Ferienverteilungskurve mit Schwergewicht auf den Monaten April bis September sein. Ansonsten aber wäre das Eintreffen statistisch. Nun. Eben.
Frankreich zwischen Moderne und historischer Tradition
Aber ich lasse mich nicht madig machen und also reisen wir halt etwas gemächlicher. Wir hätten ohnehin einen Zweitäger an einem Ort einlegen wollen, weil Ferien von den Ferien eine tolle Sache sind, zudem die Front absehbar war, welche sich nun eben auf die Markise entleert und wir drittens zum dritten Mal auf dieser Reise Wäsche waschen sollten. Unterwegs bieten sich dazu Waschsalons an, da geht das flott. Ist man etwas stationärer, lässt sich so auf entsprechend eingerichteten Campingplätzen tun. Das ist deutlich ineffizienter, aber wenn man ja eh schon etwas löien möchte, passt das schon.
Das zu den „Les beaux villages de France“ gehörende Sancerre bietet bekömmliche Weine und einen schönen Blick auf die Loire
Und wo liesse es sich schöner erholen als an den Ufern der Loire zwischen den Régions Centre-Val de Loire und Bourgogne-Franche-Compté? Eine Amsel gesellte sich soeben zu mir und hüpft nun unter der Markise vorbei weiter. So lässt es sich auch mit Männerschnupfen gut leben.
Nur das Dessert ist ohne Fleisch!
Nachmittags um halb zwei in einem Restaurant, wie es französischer nicht sein könnte, wir die einzigen Ausländer: Auf der Speisekarte sechs Gänge. Davon sechs mit Fleisch: Wurst mit Innereien, Hase, Pouletschenkel, Filet mignon – sei alle –, irgendetwas vom Rind und der Chef empfiehlt; Kalbskopf. Börg! Wir nahmen das vom Rind … und gaben es nochmals in die Küche zurück. Wir vergassen beim Bestellen, dass in Frankreich à point bedeutet, dass der Koch das Fleischstück kurz anhebt, ihm von weitem die Pfanne zeigt und es danach roh auf den Teller legt. Auch die Salate: Stefan kriegte zu seinem Schinken und auf meinem war neben dem erwarteten Geisskäs auch noch eine Quiche mit Speck und Ente mit drauf. Quak! Kurz: Unter vegetarisch versteht man in der Gegend das, was durch die Sau durchging, bevor sie anschliessend auf dem Teller landet. ChatGPT schaltete sich ein uns berichtete uns, dass der Fleischkonsum in Frankreich um 66% höher sei als der in der Schweiz. Ich erinnerte mich an die Packung im Carrefour vor zwei Tagen. Das was aussah wie abgepacktes Hirn war tatsächlich auch Hirn. Immerhin scheint hier Nose to Tail gelebt zu werden. Wir freuten uns auf die Tarte aux Pommes.