Wikinger wählen ein gefährliches Leben. Das Konzept sieht zwar vor plündernd und brandschatzend andere zusammenzuhauen, aber diese können sich ja auch wehren und dann kann die Pension schon einmal flöten gehen. Wie davon gekündet, gingen wir gestern viking. Richtung Oslofjord wurde der Wellengang für Langboote wie dem unseren zwar ungemütlich hoch, ansonsten ging aber alles gut.
Nun bescheidet es sich bekanntlich, dass sich die meisten Unfälle nicht im Beruf, sondern im Haushalt ereignen. Ganz gefährlich ist die Küche und wer ein Badezimmer betritt ist schon so gut wie tot. Wie um dies zu unterstreichen, ereignete sich der Unfall gestern nicht beim plündern, rauben und brandschatzen, sondern erst dem folgend beim Bereiten der Vesper. Die Kanten der für den Seegang zwar versenkbaren, aber im Gebrauch eben waffengleich ausgefahrenen Griffe von Malibus Möbel sind spitz und scharf. Eine solche etwas weiter unten vermutend, fuhr mein Daumen einen sauberen Triangel ein, der selbst das zweite Pflaster nachts noch durchblutete. Haushalt ist des Todes.
Nicht gerade des Todes, aber vergleichsweise bemühend ist das nunmehr zwei Tage vorherrschende Wetter, es hat annähernd gleich viel Wasser im Himmel, wie in den Fjorden. Wir wollten unser Glück daher etwas südlich versuchen und verliessen die beiden Inseln Nøtterøy und Tjøme wieder.
Arendal mit Jungmöwe bei ihrem Stadt-Training und mit dem zweithöchsten Holzhaus in Norwegen
Irgendwie fanden wir sowohl gestern in Arendal, als auch heute in Kristiansand immer mal wieder eine Regenpause, um uns die beiden Städte zu besehen. Die Sonne muss schliesslich ab und an auch mal schauen, wo sie als nächstes hinbrunzen will und eben solche der Zielfindung dienende Pausen nutzten wir dann aus. Ansonsten können sowohl Arendal, wie auch Kristiansand nicht viel. In beiden Städten hatte es aber lustige Jungmöwen und das mochte mir doch sehr gefallen.
Zwischenhalt in Grimestad, wo einst der berühmte Dramatiker Henrik Ibsen eine Apothekerlehre absolvierte und sein erstes Buch schrieb
Kristiansand – für viele, die mit der Fähre von Dänemark anreisen, das Tor zu Norwegen
Zusammen mit … lasst mich kurz zählen … 27, 28, 29 anderen Wohnmobilen teilen wir uns Lindesnes Fyr, den südlichsten Punkt Norwegens. Von hier sind es 2518 Kilometer ans Nordkap, das ist so weit, wie von uns zu Hause nach Marrakesch. Dieses Norwegen zieht sich noch so. Da wir vor zwei Jahren aber am Nordkapp waren, müssen wir nun Süden. In Oslo mussten wir der Versuchung aber doch arg widerstehen, dem Van nicht wieder Peilung Nord einzustellen. Aber echte Reisende mögen Terra Incognita und so ist es schon gut, wie es ist. Heute sind es ein gerüttelt Mass an Felsen, ein Leuchtturm und gut 270 Grad um uns rum der hier in die Nordsee übergehende und ziemlich wütende Skagerrak.
Lindesnes Fyr – die südlichste Spitze von Norwegen
In Lindesnes Fyr wurde 1655 Norwegens erstes Leuchtfeuer angezündet, um den Seefahrern den Weg zu weisen. Sie taten daher das Gegenteil der Sirenen, welche mit ihrem betörenden Gesang die Seefahrer anlockten, um diese zu töten. Biester.
Wir konnten uns den Platz mit der besten Aussicht ergattern. Mit Blick auf die See, Brandung und den Leuchtturm. Allerdings sind wir eben dieser Physik geschuldet auch das am meisten ausgestellte Wohnmobil. Von Seite der See klatscht es den Regen eimerweise und horizontal an den Van, Sturmböen drücken und zerren am Malibu, dass es uns durchwalkt, als befänden wir uns nicht neben, sondern auf dem Skagerrak. Wenn ich mir die Wellen so anschaue, dann lieber nicht so …