GRATIAS AGIMUS TIBI, aus den Lautsprecherboxen erschallen wir gleich selber. Ist das sehr narzistisch, die eigene Musik zu hören? Vermutlich nicht, wenn man nur ein kleiner Teil eines grossen Chors war. PROPTER MAGNAM GLORIAM TUAM, schön ist sie halt schon, Mozarts C-Moll-Messe. Vor allem, wenn sie so toll vorgetragen wird, wie es gerade das Duett von Sopran und Mezzosopran tut. DOMINE DEUS, AGNUS DEI, FILIUS PATRIS, der Herr schütze die Soprane vor den Tenören.
So ein Werk eignet sich nicht für hurti ein, zwei Stücke zu hören, ein hunderte Kilometer langer Autobahnabschnitt ist da schon viel besser, wobei eingebrahmste Klassikfans es bestimmt als Sakrileg auffassen, dererlei Werken auf einer Autobahn fahrend zu lauschen.
Kunst oder Kitsch auf der Autobahn – wie die Sujets andeuten: Es geht allmählich nach Hause
In den Zeiten, als die uns unbekannte Kultur die Megalithanlagen von Cambous anlegte existierte der Begriff Sakrileg noch nicht, ist dieser doch in der Renaissance angelegt und die war damals noch tausende Jahre in der Zukunft entfernt. Spannend wäre ein Besuch der Site préhistorique de Cambous gewesen, aber in der Nebensaison hat diese nur Samstags von zehn bis halb elf oder so offen. Also mussten wir uns mit dem Dolmen von Cambous begnügen. Dieser ist nur über Stock und Stein und mit nassen und bisweilen vom Dornengebüsch zugerichteten Beinen zu erreichen. Wir scheinen nicht die einzigen zu sein, die den Weg jüngst genommen haben, an gar manchen Stellen war die Erde ziemlich übel und unlängst umgewühlt worden. Also taten wir nicht nur gut daran uns nach dem Dolmen, sondern auch noch nach Wildschweinen umzusehen. Alsbald standen wir aber wildschweinfrei bei dem offenen Dolmen von Cambous, den wir ohne Luftbild und GPS-Positionierung nie gefunden hätten. Wir wunderten uns, dass dieser gar nicht abgesperrt ist, Endstein, Eingangssteine, alles offen. Vermutlich liegt es daran, dass er so abgelegen und gut versteckt liegt und die Wildschweine offenbar auch nicht interessiert. Oregano scheint für sie auch nicht so spannend, diesen fassten sie nicht an. Es duftete herrlich.
Wer hier wohl einst seine letzte (Un-)Ruhestätte fand?
Es kommt ab und an vor, dass wir einen Ort nach einiger Zeit wieder besuchen. In Pérouges tagt es sich aber erst ein Dutzend mal, seit ich dieses letztmalig heimsuchte. Da war aber Simon bei und ich verfügte, dass dieser Ort auch Stefan gefallen möge. Zudem liegt Pérouges gut streckenhalbierend zwischen dem Hérault und daheim. Weil da müssen wir hin.
Ich (Stefan) kann’s bestätigen: Pérouge gefällt mir sehr!
Reisen leben vom Unterwegs-Sein, also kommen, so weit ich dies mit meinen bescheidenen physikalischen Wissen begreifen kann, Raum in drei und die Zeit in der vierten Dimension zusammen. Zudem geht es nicht ohne etwas Entropie. Aber da Zeit, Raum und Entropie sich gegenseitig bedingen und die Zeit eine eben nicht unverzichtbare Komponente des Reisens ist, muss letztere mit dem verstreichen der ersteren zwangsläufig irgendwann enden. Da kann man nichts machen.
Das war‘s also wieder einmal für eine weitere Reise. Um Neujahr – da ist sie wieder, die Zeit – fahren wir ins Alsace, aber da machen wir keinen Blog von. Weiter geht es dann wohl wieder im Frühjahr und auf eine ausgedehnte Sommerreise freuen wir uns bereits heute. Bis dahin alles Gute, häbit‘s gäbig et bon voyage!