Tschou zäme – hier sind wir wieder. Man kann täglich Blog schreiben. Kann man. Muss man aber nicht. Und so gönnten wir nicht nur dem Malibu, sondern auch uns etwas Pause.
Wir haben nun genug Sandburgen gebaut…
Im letzten Beitrag war mir zu schreiben, dass wir das Konzept des Strandurlaubs zu verstehen begünnen. Es sollte aber beim Beginnen bleiben, auf Dauer kann es das irgendwie nicht sein. Auch stimmten wir darin überein nicht zu den ganzen anderen Menschen zu passen, welche in den Ferien offenbar nichts anderes tun, als in den Liegestühlen zu hängen und abends den Grill anzuwerfen. Wichtig ist dabei auch, einen gehörigen Bierbauch mit sich zu führen, das scheint nach den fetten Wohnmobilen und den Vorzelten in der Grösse von Blockhäusern wichtiges Statussymbol zu sein. Eine Camperin war total begeistert, als sie mich beim Wäschetrockner ordentlich Hemden zusammenzufalten sah. Darüber reflektierend ist mir aufgefallen, dass die Waschmaschinen auf Campingplätzen meist im Bereich der sanitären Einrichtungen der Frauen anzutreffen sind. Zeitgemässe Rollenmodelle scheinen es noch nicht in die Campingkultur geschafft zu haben. Also ran an den Herd, die Damen, ausser es sei ein Grill, der ist Männersache. Zwar sieht man zunehmend die Herren den Abwasch machen, aber vermutlich ist das dem Umstand geschuldet, dass sie nicht kochen.
Nachdem wir dergestalt nun drei Tage lang in bester Wallraff-Manier quasi investigativ Journalismus betrieben haben, schien uns, wir hätten unsere Schuldigkeit getan. Auch weiss ich nicht, wie viele Mückenstiche mein Organismus noch ertragen hätte. Vom Sangria ganz zu schweigen, ich muss wieder runter von dem Gesöff. Unter uns: Ein Fässchen von zwei Litern ist im Kühlschrank eingelagert, ein kalter Entzug will gut überlegt sein. Kalter Sangria ist mir da lieber.
Ämu sind wir nun wieder Abenteuerlustig, die Batterien sind voll, landstrombedingt auch die des Malibu und uns erschien eine kombinierte Pyrenäen-Berg-Küste-Kurvenfahrt auf Kotzkurs nach Frankreich spannender als 0815 via Figueres auf die Autobahn.
Dann gibt es die Gorges de l’Hérault. Wer Sinn für Schönes hat und sich von rauh zerklüfteten Landschaften und Kulturgütern anfassen lassen will, kann hier nur richtig liegen. Beim Eingang in die Schlucht wartet Le Pont du Diable aus dem X. Jahrhundert auf. Ob hier wie in der Schöllenen eine Geiss rüberjoggte, ist uns nicht überliefert, aber Brücken scheinen noch gerne mit dem Teufel zu tun zu haben. Merkwürdig nur, dass diese am Jakobsweg liegt. Ob בעל זבוב hier frommen Pilgern auflauerte, um diese in der Unterführung zu suchen? Immer schön feste dagegenhalten, mit den Händen über der Bettdecke schlafen und im Zweifelsfalle vierzig Dutzend Ave Maria rezitieren, dann kommt es gut.
Neben uns armen gab es keine weiteren Teufel auf der Brücke
Wenn das nicht reicht, kann auch einfach das nahe gelegene Saint-Guilhem-le-Désert und dessen romanisches Kloster besucht werden. Der mittelalterliche Ort ist dermassen unverschämt pittoresk, dass er eben noch haarscharf, aber gekonnt stilsicher am Prädikat kitschig vorbeischrammt.
Es gibt hier mehr Fotosujets als Einwohner
Günter Wallraff wurde übrigens in diesen Tagen achtzig. Happy Birthday!