Exploring the world

Stefan & Steffu's travels

Dover – Calais

Ober sticht Unter und König, Dame, Läufer, Turm. Aber Könige sind für Märchen, Hexen auch, Wölfe auch, es sei denn, sie treten im Wallis in Erscheinung, aber da werden sie bleiern niedergestreckt. Die Realwelt aber wird vom Schnöden Mammon regiert. Und so mag es nicht erstaunen, dass es der Familie eines Schatzministers möglich war ein Schloss für sich zu errichten, welches grösser war als das des Königs. Das Bauen ist das eine, aber man muss es dann auch noch unterhalten können und da fingen die Probleme an. Oder um es ökonomischer Auszudrücken: Umsatz bringt wenig, wenn er von den Gestehungskosten verschlungen wird, daher sei der Gewinn zu betrachten, am besten vor Zinsen und Steuern.

Audley End House – Der Malibu passt knapp durch das Tor

Wie pflegte doch Hamlet – hier tritt er nun wieder in Erscheinung – zu sagen: Canterbury or not Canterbury, that‘s the question. Und so mochten wir den Gedanken einer wohlwollenden Prüfung anheimstellen, ob es der Vernunft vielleicht nicht zuträglicher sei, vor der Wochenend-Landflucht weiterer Angelsachen nach dem Festland, eben diesem unsererseits zeitig entgegenzustreben. Und also sollte es geschehen, wir betrachteten den Entscheid als vorläufig definitiv, umfuhren London orbital, liessen Canterbury links liegen, steuerten Dover an und packten uns so fort.

Über M11, M25 und M20 flitzen wir vorbei an London nach Dover

Wir schlugen in Dover nahezu ungebremst auf, kein Verkehr, keine Briten, leere Strassen, Stille, leer, nichts. Darob doch arg verunsichert, begann der Geist im Hause Malibu Ausschreitungen zu feiern und wir kamen nicht umhin uns zu fragen, ob der Fährverkehr nun zur Gänze eingestellt worden sei und es niemand für nötig befunden hätte, uns darob gebührlich zu unterrichten.

Letztes Wochenende ist man hier noch stundenlang angestanden – das sagen jedenfalls die Möwen

Immerhin sollte der Zoll besetzt sein – on parle français de nouveau – und ehe wir uns versahen, standen wir bereits zuvorderst in der Lane 128, bettelnde Silbermöwe inklusive. Möwe gefüttert, soll man ja nicht, aber uns stand nunmal der Sinn danach, zumal die Möwe, obwohl der menschlichen Sprache nicht mächtig, dergestalt klare Signale zu geben vermochte, dass ob ihres Zieles keine Zweifel aufkommen konnten.

So vergeht die Zeit und ehe wir uns versahen, stehen wir nun etwas abseitig eines von Vigilanten bewachten Strassendorfes im Pas-de-Calais. Schattseitig hinter einer einstigen, in Bachsteinen gehaltenen Pulverfabrik, backbordseitig ein rauschendes Bächlein, uns weiter umschmiegend schliesslich das Espace Naturel Départemental de l‘ancienne Puderie d‘Esquerdes. Platz wäre vorhanden für gar manches Kraftfahrzeug, dennoch stehen wir alleine. Schliesslich wird das Campingkonzept unserer Wahl als Freistehen bezeichnet. Die Bezeichnung wild Campen wollen wir uns verbeten haben, solches trifft zudem nicht zu. Da sind wir gehalten präzise zu sein. Wild campiert, wer Campingverhalten an den Tag legt. Da wir solches nicht tun, gilt Malibu als zugegebenermassen zwar etwas grösserer, aber schliesslich doch als leichter Motorwagen und was uns anbelangt, machen wir blosse Wegrast zur Wiedererlangung der Fahrtüchtigkeit. So argumentiert, kommt Freisteher insbesondere in deutschen Landen immer ungeschoren davon.

Wieder zurück auf dem Kontinent!

Dies ist eine wortreiche Umschreibung dessen, was dabei unerwähnt bleibt, aber das eigentliche Ziel ist: Den bei Aufenthalten auf Campingplätzen einhergehenden Dichtestress vermeiden und frei sein. Und so dürfen wir darauf hoffen einen Platz für das Nachtlager gefunden zu haben, der heute unser allein sein soll. Nom de Dieu de putain de bordel de merde de saloperie de connard d’enculé de ta mère, wie es le Le Mérovingien dezent ausdrückte pflegte. In französischer Sprache klingt selbst das Fluchen schön. Ahh, la France!

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