Wer nicht in britischen Gefilden ansiedelt und Oxford hört, wird Cambridge mitdenken und vice versa. Als wir vor einigen Tagen nach oben fuhren, besuchten wir Oxford – wobei nach oben fahren semantisch wenig korrekt ist, beziehen sich die Adverbien oben und unten räumlich doch auf die z-Achse und bloss weil Landkarten seit der Renaissance nordorientiert sind, was keineswegs so sein müsste, sollte nicht von oben sprechen, wer nördlich meint. Oxford kommt allerdings eher mittig in Grossbritannien zu liegen. Cambridge auch, aber östlicher von ersterem. In angemessener Distanz, damit es nicht Ärger gibt zwischen den beiden renommierten Universitätsstädten.
King’s College, Queen’s College, Trinity College, … – eine renommierte Schule an der anderen
Oxford ist zudem eher geisteswissenschaftlich orientiert, währenddem Cambridge die Naturwissenschaften näher stehen. Da 50% von uns Naturwissenschafter sind, währe es einem Affront gleichgekommen, Oxford zu besuchen und Cambridge eben nicht. Man soll ja niemanden beleidigen und so fanden wir die Idee recht schön, bei südwärtiger Fahrt eben Cambridge zu besuchen.
Fast hätte ich beizufügen vergessen und es ruft sich mir in Erinnerung, dass Cambridge mir in den Jahren 2010 und 2012 je ein Certificate hat zupass kommen lassen. Damit geht einher, dass ich selber bisher zwar nie, an meiner statt hingegen zwei Prüfungsbögen von mir schon hier waren. Ich sehe die bedauernswerte Studentin bildlich vor mir, welche sich das Studium damit finanziert, Bögen unbedarfter und des Englischen nur bedingt mächtiger Menschen wie mir bewerten zu müssen. Ich stelle mir vor, wie sie sich meiner sprachlichen Unbedarftheit wegen wiederholt an den Kopf greift, für sich denkt Oh, my goodness, gracious me, my eyes are burning, einen roten Buchstaben setzt und nahe am Nervenzusammenbruch ist, der jedoch niemals eintritt und stattdessen im Körper zitternd pocht.
Gar mannigfaltige Bauwerke gibt es in Cambridge zu entdecken
Auf solches wie Arbeit mochten wir uns heute jedoch nicht aufs geringste einzulassen, wir besahen uns lieber die Stadt von allen möglichen und unmöglichen Seiten, der Praktikabilität halber mit den Bromptons.
Malibu wartete derweil abseitig in einem Quartier und suchte sich mit seinen zwo Meter fünf auf dem schmalen Parkstreifen bestmöglich dünn zu machen. Die Menschen, welche in der Stellplatz-App unserer Wahl den Aufwand auf sich genommen hatten eine Rezension zu schreiben, waren des Lobes voll zu dieser Parkgelegenheit. Aber da wir uns stets grosse Vorsicht auferlegen und uns das Nächtigen an eben dieser Stelle darüber hinaus wenig idyllisch vorkam, beschlossen wir, weiterzuziehen.
Nun stehen wir irgendwo im Niemandsland, umgeben von gut einer Million Brennnesseln. Dem Malibu sind diese einerlei, er ist da wenig empfindlich. Wir auch nicht, wenn wir in diesem drin sind. Hier hat es nichts, kaum Verkehr, aber nonstop Leute, die zu Fuss vorbeigehen, als kämen sie von der Arbeit im Büro. Scheint hier so ein Ding zu sein.
Irgendwie war Cambridge dem Stefan zu wuselig, was mich doch recht in Erstaunen zu setzen vermochte, erschien mir Cambridge doch sehr gemütlich. Ob es an den ungezählten und stets in Rudeln umhergehenden Kiddies aus Italien gelegen sein mag? Irgendwie scheint es zum italienischen Schulplan zu gehören, Cambridge zu besuchen, oder aber dann haben Italien und Cambridge eine Städtepartnerschaft.