M77, Höhe Glasgow: Die Strassenführung erlaubt das Schreiben einiger Zeilen. Auf den letzten 255 km war daran nicht zu denken. Zu eng, zu kurvig, zu verschlaglocht. Das Übliche halt.
Wie die Winterreise, so endet auch diese einmal und im Falle einer Reise in den Norden Grossbritanniens, ist das von der Schweiz aus als Rundreise nicht machbar. Will meinen, dass Deine ballistische Kurve zuerst hoch an ihren Kulminationspunkt und danach wieder runter geht. In unserem Fall zwei mal durch das Nadelöhr Dover – Calais.
In Dover hatten sie am Wochenende ja ein Riesenpuff. Gut sechs Stunden Wartezeit in der glühenden Sonne. Aber stimmt: Nach Brexit war erst mal lecker Covid und an diesem Weekend begannen in England und Wales die Ferien und dann ist natürlich grosse Stampede. Ist fast wie am Gotthard, da kommen für uns doch gleich Heimatgefühle auf, das greift ans Herz.
Bei Regen macht Sightseeing weniger Spass – daher nur ein kurzer Augenschein der Burgruine Urquhart.
Aber hat sich da nicht irgendwas im Loch Ness bewegt? Doch, Nessie verabschiedet sich von uns.
Wir griffen vorerst zu unseren mobilen Geräten und sicherten uns vorsorglich einen Platz auf der Fähre. Weil ohne kommst Du von der Insel nicht runter. Durch den Tunnel nämlich auch nicht, weil da ist auch Ghetto. Was beim Gotthard recht ist, müsste auch beim Kanal billig sein, also versuchen wir uns dann nicht am Wochenende, sondern zielen auf einen Werktag. Wir berichten dann, wie es gegangen sein wird gehabt hat.
Weil eben ballistisch, querten wir heute die westlichen Highlands und da kann man wirklich sagen, doch, ist schön. Es ist schön! Schön viele Touristen hat es dem entsprechend auch. Komplettes Gaudi auf den Bergen.
Passend taten wir auf einem Pass Mittagsrast. Da ward ein gar lustig Gewusel, so ziemlich jede Nation vertreten. Ein total hipp gekleidetes asiatisches Paar passte optisch so gut in die Gegend, wie ein siebzigjähriger im Frack auf eine Hüpfburg. Kann man aber machen, klar. So weit, so gut. Zehn Meter raus in die Torflandschaft die beiden, Selfie, es reichte gerade noch zu Stefan zu sagen, es würde mich nicht verwundern, wenn der Zigarettenstummel … und schon landete dieser im Torf. Im Naturschutzgebiet. Was soll man da noch sagen? Zeit sei ein Zeichen zu setzen. Ich stieg aus …
Gemütlich Suppe löffeln mit Blick auf Loch Tulla
Stefan hat erneut ein super Händchen bewiesen bei der Wahl des Campingplatzes, wobei diesmal das Hauptkriterium das Vorhandensein eines Waschturmes war. Wir müssen nämlich Wäsche. Und Wäsche ist. In den Waschtürmen 2 und 3. Dauert eine Stunde dreissig und kostet ungefähr dieselbe Menge in Pfund. Geht. Passt. Reicht für eine kurze Tour mit den Bromptons.
Maidens ist ein total verschlafener Küstenort nahe Glasgow, ein paar Bungalows, Boote, Quallen und so. Von aussen war das Gaffee fast nicht zu sehen, aber an der Tür stand open geschrieben. Wir hofften mal, dass drinne nicht die Knusperhexe auf uns wartet und waren dann angenehm überrascht. Schick, hausgemachte Kuchen … doch Knusperhexe? … Flachbildschirm von gegen hundert Zoll an der Wand. Aus diesem flötet uns Cher entgegen. Aber alles kann man nicht haben. Teile von Cher sollen unterdessen ja bereits 76 sein.
Fels oder Insel im Meer, welche bei der Anfahrt aussah, wie ein schwebendes Ufo. ID4 von Roland Emmerich oder was? Es klart auf. Das gehen wir uns anschauen, bevor Bundwäsche 40° und 60° fertig sind. Aber wie kommt man da hin? Doch, da hat es ein Strässchen. Private Property. Aber nicht abgesperrt. Was jetzt nun? Können wir da durch oder riskieren wir erschossen zu werden? Schild. Vielleicht klärt das. The Turnberry Lighthouse … bla, bla, bla … established 1873 … bla, bla. Ahh, hier kommt was. Visitors are welcome. Müsste demnach ohne Schrot im Bauch gehen. Wohlann, quer durch den Golfplatz. Beim Lighthouse fanden wir heraus, wem das Grundstück gehört. Donald J. Trump. Oh, je.
Zumindest leuchtet ein Regenbogen auf dem Trump’schen Golfplatz