Übernachten in unmittelbarer Nähe der Chempen geht, aber es träumte sich also nichts Mystisches, kein Mittsommer-Sonnenaufgang mit integrierter Sonnenfinsternis plus Blutmond – in Träumen gehen solche Kombis –, mir begegneten keine Schamanen, gekleidet in Kuhhäute, welche sie ihren Corbusier-Liegen abgezogen hätten oder ähnliches. Nur der übliche Stress. Besser also aufstehen.


Wir versuchten uns in aller Früh bei Stonehenge. Es hatte zwar ein Gatter aus Holz, aber Gatter halten Kühe ab, nicht aber uns. Das Schild daran verfehlte die Wirkung dann aber nicht: Unauthorised trespassing is a criminal offence. Au, weia, das ist deutlich. Dann wohl besser erst einen Tee trinken und die ordentlichen Öffnungszeiten abwarten. Schliesslich ist Teekultur auch very british, isn‘t it?
Ja, Stonehenge. Geht. Sollte man schon mal fast gesehen haben, wenn sich die Neolithiker vor 4500 Jahren extra so Mühe gegeben haben.


Moderne Archäologie beginnt die Entstehungsgeschichte von Stonehenge aufzudecken
Und wir wissen heute noch immer nicht wirklich gesichert, wie es genau um die Bauwerke bestellt war. Die Leute schrieben im Gegensatz zu anderen zeitgleichen Kulturen wie den Ägyptern ja nichts auf. Wäre nützlich gewesen. Aber man soll sich ja ab und an rar und damit interessant machen.


Soviel vermutet man aber: Holz sei für die Lebenden, also verhielt es sich in dem neolithischen Ort Durrington und dem unmittelbar daneben errichteten Woodhenge, bei dem der Name Programm war, gleiches Prinzip wie Stonehenge, aber eben aus Holz. Avenue zum Fluss, Wasser, sechs Meilen dem Flusslauf folgend wieder Avenue Richtung Sonnenauf-, respektive Untergang, je nachdem ob Sommer oder Winter, und dann Stonehenge. Steine seien für die Toten, denen man ein Andenken bewahren soll. That‘s it.

Wir fahren weiter, gibt Grossbritannien doch viel her und Reisen bedeutet Arbeit, Arbeit, Arbeit. Also auf zum Silbury Hill. Wir waren uns zuerst nicht sicher, ob wir uns den auch noch auftun sollen, aber die Tatsache, dass es sich dabei um den grössten, künstlich aufgeschütteten prähistorischen Hügel Europas handelt, gab den Ausschlag, doch noch einen kurzen Haken zu schlagen. 248‘000 m3 sind ein Argument. Schliesslich gaben sich auch diese Leute viel Mühe und bewegten für den 37 m hohen Höger immerhin gleich viel Material, wie dies auch für eine stattliche ägyptische Pyramide vonnöten war. Einfach aus Torf, Erde, Geröll und Kreide und nicht aus behauenen und über den Nil herangeschippertem Stein. Einen Echnaton fand man darin jedoch keinen, auch keinen Ramses, Thutmosis oder eine andere eingewickelte Figur, eigentlich fand man überhaupt kein Grab darin, was doch ungewöhnlich ist und über den Zweck darob Rätsel aufgibt. Vermutlich war den Leuten einfach langweilig. Gab ja damals noch keine Pauschalreisen, Netflix oder Kochsendungen mit Jamie Oliver.
Bildungsarchitektur vom Feinsten
Mittlerweile sind wir in Oxford und Stefan müde. Und ich muss sagen: Oxford vermochte zuerst noch nicht zu überzeugen und immerhin raffelten wir schon jene Kilometer in der City mit den Bromptons ab. Im Universitäts- und College-Quartier angekommen, sieht es aber dann doch sehr hübsch aus. Vielleicht erwerbe ich mir im Uni-Shop dann gleich noch ein PhD.