Dieses Gericht findet sich (wahrscheinlich) in keinem Betty Bossi Rezeptbuch. Bei den beiden „Zutaten“ handelt es sich nämlich um eine Grün- und eine Braunalge, die man im Felswatt von Helgoland und sonst wo am Meer findet. Doch wer weiss, vielleicht liesse sich aus den beiden Algen etwas schmackhaftes kreieren. Denn essbar sind sie schon. Aus der japanischen Küche sind sicherlich die Nori-Blätter bekannt, die man zum Einwickeln der Sushi-Rollen nimmt. Für die Herstellung der Blätter werden Rotalgen verwendet. In der Bretagne findet man verschiedene Rezepte mit Meersalat (Grünalge). Und auch der leicht süsslich schmeckende Zuckertang, der zudem einen relativ hohen Proteingehalt besitzt, lässt sich essen oder wird als Zusatzstoff für Kosmetikprodukte verwendet.
Outdoor–Algenkochstudio?
Algen haben es also in sich! Grund dafür sind die Mehrfachzucker (Polysaccharide) aus denen die Algen und Tange vor allem bestehen und die für die gummiartige Konsistenz verantwortlich sind. Die Polysaccharide sind durch ihre chemische Struktur hervorragende Geliermitteln und werden dafür auch in der Küche oder für Nährböden in der Biochemie (z.B. Agar-Agar, Alginat). Aktuell wird jedoch auch der Einsatz in der Medizin oder Pharmazie erforscht. Algen bilden also eine noch weitgehend ungenutzte Rohstoffquelle. Interessant ist auch der hohe Gehalt an Iod (bis 2 %), dessen medizinischen Nutzen bei den Iodtabletten im Strahlenschutz und zur Vorbeugung eines Kropfes (Struma, Schilddrüsenerkrankung) bekannt ist.
Anwendung von marinen Mehrfachzuckern in der Pharmazie.
Da auch viele Bakterien die Mehrfachzucker abzubauen wissen, kann ein grosse Ansammlung von Algen potenziell gefährlich werden. So ist in der Bretagne ein Mann durch die in einem Algenfeld freigesetzten Fäulnisgas Schwefelwasserstoff (siehe letzten Beitrag) fast erstickt (Link).
Die vor sich hinmodernden Algen im Felswatt von Helgoland waren hingegen ungefährlich, und vor allem interessierten wir uns vor allem um die gefangenen Garnelen, Krebse, Schnecken, Plattfische und Seehunde, die wir dort wieder angetroffen haben.
Spannende Beobachtungen im Felswatt
Auch wenn der Tag heute vor allem von der Überfahrt von Amrum nach Helgoland und der Bezug unsere neuen Unterkunft geprägt war, so sorgte der Besuch des Felswatts für eine tolle Abwechslung.