Exploring the world

Stefan & Steffu's travels

Région Tarn & Neandertaler

Der Les plus beaux villages de France sind noch vieler und wer diese alle besuchen will, hat was vor. Und da mit Albi noch ein UNESCO-Weltkulturerbe auf dem Weg läge, ist der Karren für den Montag geflickt.

Der Hüter des Zeitplans und Meister des Rückwärtsterminierens beschied daher, dass Weckergeläut zur siebten Stund des Tages einzusetzen habe. Er selber ist unheimlicherweise und unabhängig von der gewählten Zeit jeweils vorzeitig wach und so heizte ich den Wohnraum hurti elektrisch ein, welcher des Nachts auf frische 16.2 Grad auskühlte. Da wir uns beim Gasmanagement verpeilt hatten, wird nun Busse getan und nicht mehr mit Gas geheizt, damit das Propan bis zur Heimkehr noch für Kühlschrank und Warmwasser reicht. Lieber im Kalten aufstehen als kalt duschen.

Noch hurti einige Liter Grauwasser abgeladen in Carcassonne und ab auf die Landstrasse

Carcassonne bis zum nächsten Mal hinter uns lassend, holperten wir uns eine Stunde zwanzig durch die Landschaft, dass die Milch im Kühlschrank zu Butter wurde. Die Ortschaft Lautrec sei eben eine der schönsten Ortschaften Frankreichs, aber nach dem Besuch war für mich klar, dass es von den schönsten wohl die hässlichste sei. Also zogen wir weiter, zumal die Physik eine lokale Anomalie aufzuweisen schien (Siehe Bild).

Lautrec – die hässlichste der schönsten Ortschaften Frankreichs

Sachen gibt es – physikalische Anomalie in Lautrec

Was Lautrec nicht kann, kann dafür Albi. Die Kathedrale, welche sich die Stadt leistete, ist keine Kirche, das ist ein Berg. Da sah man, wo im Mittelalter das Geld hinfloss. Aber die katholische Kirche war schon immer Meisterin darin, Wasser zu predigen und sich selber Wein zu genehmigen. Im Namen Gottes. Amen.

Beim Bischoffssitz von Albi wurde dermassen geklotzt, dass dieser heute UNESCO-Weltkulturerbe und in der Tat ziemlich imposant ist.

Kathedrale von Albi

Wo Gotik und italienische Künstler der Renaissance aufeinandertrafen

UNESCO-Weltkulturerbe Bischoffssitz Albi

Da aller guten Dinge drei seien – wieso eigentlich? – beschlossen wir den Tag in Bruniquel. Dieses ist die dritte der schönsten Städtchen in Folge, welches in einen senkrecht abfallenden Hügel verbaut wurde. Als Tourist tust Du gut daran, wenn Du im Sternzeichen Ziege und im Aszendent Gekko bist.

Bruniquel

Eindrücke aus Bruniquel

Merowingergrab – Merowinger, nicht Karolinger. Merowinger!

In Bruniquel wurde vor kurzem das älteste Zeugnis menschlicher Struktur tief in einer Höhle entdeckt. Die sich überlappenden Kreise aus abgebrochenen Stalagmiten sprengten die Datierungsmöglichkeiten der C-14-Methode und diese liegt doch immerhin bei knapp 50‘000 Jahren. Bereits da drehte die Archäologiewelt leer, aber als die Funde schliesslich mit einer pfiffigen Methode auf 176‘500 (!) Jahre datiert werden konnten, blieb der Fachwelt die Spucke weg. Hier liegt menschliches Schaffen vor, welches ums vierfache älter als dasjenige der Höhle von Lascaux ist. Krass ist, dass dermassen alte Zeugnisse zudem nicht vom Homo sapiens sapiens stammen können, also vom modernen Menschen. Wir konnten es also nicht gewesen sein, weil unsereins damals in Europa noch gar nicht domestiziert war. 

Dieser Punkt geht also an die Neandertaler und diesen traute man solches nicht zu. Dabei war es nicht damit gemacht, einfach ein paar Stalagmiten abzubrechen. Sollte man ja eh nicht tun, heute weiss ja jedes Kind, wie lange es dauert, bis die Dinger so gross sind, aber das wussten die Leute damals wohl nicht. Nein, wenn Du 300 Meter tief in einer Höhle zwei Tonnen Kalksäulen zerbrichst und zu Kreisen anhäufst, brauchst Du Licht und es dämmert uns, dass da mehr dahinter steckt. Aus den Beifunden wissen wir, dass sie als Fackeln Knochen brauchten, russt weniger als Holz und das Brennmaterial Tierfett spendete gut zwei Stunden Licht.

3D-Animation der Funde von Bruniquel

Einmal mehr zeigt sich also, dass wir so einzigartig wohl doch nicht sind, wie wir wahrscheinlich meinen. Immerhin hat der Sapiens heute die Grösse, sich selber in die kurze Reihe der Menschenaffen einzuordnen, wobei die anderen, also Gorilla, Schimpanse und Orang-Utan im Gegensatz zu uns den Planeten nicht an die Wand fahren. Das taten die Neandertaler zwar auch nicht, auch wenn sie an Stalagmiten rumfummelten. Ausgestorben sind sie trotzdem.

WIE DATIERT MAN ETWAS, DAS 176’500 JAHRE ALT IST?

Nicht alle Atome sind stabil. Bestimmte Atome einiger Elemente, die sogenannten radioaktiven Isotope, zerfallen nach einer gewissen Zeit. Dabei senden sie radioaktive Strahlung aus und wandeln sich in andere Elemente oder Isotope um. Wann genau ein bestimmtes Radioisotop zerfällt, ist völlig zufällig. Die Zeit, nach der die Hälfte der vorhanden Radioisotope zerfallen ist – die Halbwertszeit –ist jedoch für jedes Radioisotop typisch.

Ein solches radioaktives Isotop des Elements Urans, das Uran-234 (234U) findet sich in geringsten Mengen gelöst in Mineralwasser. Verdunstet das Wasser lagert sich das Uran mit dem Kalk ab.

234U zerfällt mit einer Halbwertszeit von rund 245’000 Jahren zum Element Thorium (Th), wobei α-Strahlung ausgesandt wird:

234U → 230Th + α

Da Thorium schlecht wasserlöslich ist, war es zur Zeit der Ablagerung nicht vorhanden. Das Verhältnis an 234U und neu entstandenem 230Th hängt damit mit dem Alter der abgesagten Kalkschicht zusammen.

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