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Stefan & Steffu's travels

XXIV ET XIX EST XLIII

Die Rezensionen des Campingplatzes La Bastide sind durchzogen. Die Fahrt vom Campingplatz in die Stadt mit den Fahrrädern ist zudem eine absolute Zumutung, aber wir sind im Süden von Frankreich und da stellt sein Camper besser nicht irgendwo hin, wer ihn einigermassen sicher wissen möchte.

Der uns zugewiesene Platz Nummer 7 ist schön schattig und steht so gut unter dem Blätterdach, dass ihn kein Satellit mehr zu entdecken vermag. Malibu camouflé. Aber als ich den Van heute Morgen rückwärts ins Dichte Blattwerk einparkte, dachte ich noch, uhhh, dachte ich und also sollte es sich später erweisen.

Aber darum wollten wir uns vorerst erst mal nicht kümmern. Angekommen, Van mit dem Landstrom verkabelt und solchen gezapft, Bromptons raus und ab Richtung Nîmes centre. Sind gut sechs Kilometer an der Zahl. Aber sechs Kilometer können verdammt weit sein in einer autophilen Gegend wie dieser. Erst mal fahren einem Lastwagen und Autos um die Ohren, dass einem Angst und Bange werden möchte. Nach gut drei Kilometern Abgase nuckeln, manifestiert sich so etwas wie ein Fahrradweg, aber die kriegen es also hin, diesen abwechslungsweise mit dichtem Sand zu versehen, dass die Räder wegrutschen, dann Schilder mitten in die Spur, nützlich vor allem Nachts und das Geilste war, als der Fahrradweg voll und frontal an einer Wand einer Unterführung endete, das Fahrradsymbol 50 cm vor der Mauer an den Boden gesprayt. Der Stadtplaner hasst wohl Fahrradfahrende oder dann ist er konsequenter Darwinist – survival of the fittest.

Wir beide stehen wohl noch gar nicht so schlecht auf der Nahrungskette, wir haben nämlich nicht nur die Hin-, nein sogar auch noch die Rückfahrt überlebt. Aber nochmals tue ich mir das nicht mehr an in Nîmes. Beim nächsten Stadtbesuch steige ich bei der nächstgelegenen Militärbasis vom Van auf einen Leclerc Panzer um und kettenraupe mich mit dem in die Stadt. Dann schaue ich beim Büro des Stadtplaners vorbei und dann mache ich auch mal einen auf Darwinismus.

Jemand musste vor dem Amphitheater die Kamera halten …

Die römische Stadt NEMAUS war um einiges grösser als die mittelalterliche Folgestadt und es steht doch noch so einiges von den Römerchen und wenn Du mal in einer französischen Grossstadt drin bist, sind Fahrräder dann das Mittel der Wahl und Du rasch und überall.

„Italienisches Design“ vom Feinsten

Einer der am besten erhaltenen römischen Tempel ist das Maison Carrée. Wer kommt auf einen solchen Namen für einen römischen Tempel? Aber egal, sie wollen das offenbar so. Der Tempel kann recht gut datiert werden, allerdings auf Kosten der beiden, denen der Tempel gewidmet ist. Auf einer abgegangenen, aber noch rechtzeitig identifizierten Inschrift stand also nämlich geschrieben: C. CAESARI. AVGVSTI. F. COS. L. CAESARI. AVGVSTI. F. COS. DESIGNATO PRINCIPIBUS. IVVENTVTIS. Alles klar? Ist zugegeben für eine heutige Leserschaft nicht sehr zugänglich, mal abgesehen – wer liest heute überhaupt noch? Mein jüngster Cousin riet uns von nicht mal so langer Zeit dazu anstelle eines Blogs einen Youtube-Kanal zu schalten. Wahrscheinlich hat er Recht. Sein Youtube-Kanal hat viel mehr Klicks als unser Blog. Aber uns liegt dieses Format mehr und ich bin mir ziemlich sicher als Influencer überhaupt nichts zu taugen. Ich war schon als Jugendlicher dermassen neben dem Mainstream, aber das war mir Wurscht und ich weiche ab. 

La Tour Magne – ein weiteres Wahrzeichen aus der römischen Zeit

Eben die Inschrift, sie will soviel meinen wie: [Gewidmet] Caius Caesar, Sohn des Augustus, Konsul, und Lucius Caesar, Sohn des Augustus, designierter Konsul, den Ersten der Jugend. Den beiden war ein eben nicht sonderlich langes Leben beschieden. Caius war zwar designierter Nachfolger des Kaisers, starb aber nach einer Verwundung mit gerade mal vierundzwanzig und seinem jüngeren Bruder ging es noch beschissener, dieser starb nämlich bereits mit neunzehn. Auch letzterer stand in der Erbfolge des höchsten Amtes, aber das bringt auch nichts, wenn Du vorher den Styx überquerst. Dann ist mir lieber, mir ist kein Tempel gewidmet und Kaiser möchte ich schon gar nicht sein – IUPITER behüte – dafür kann ich mir solche Dinge in einem erreichten Alter besehen, das dasjenige der beiden von Rom gegangenen aufsummiert übersteigt. XXIV ET XIX EST XLIII und mit XLVI bin ich bereits III darüber. FELIX gehabt. @ IUPITER: Gerne noch L drauf, es dürfen auch mehr sein.

Mediterranes Flair in den Gässchen von Nîmes

Zwanzig Kilometer befahrradtes Nîmes später und wieder zurück: Wir erinnern uns an den Anfang, Stichwort „uhhh“. Stefan fuhrwerkt zwischen Camper und Camping-Infrastruktur, macht Wäsche von der Waschmaschine in den Tumbler und umgekehrt und ich? Ich setze keinen einzigen Fuss mehr vor den Van. Links, rechts, ja selbst über den Dachfenstern tanzen die Mücken und sie wollen alle rein. Wenn die Schiebetüre sich zwecks Zu- oder Ausgang von Stefan kurz öffnet, schafft es auch jeweils der eine oder andere geflügelte Dämon im Miniformat rein. Ich sehe – NOX IOCOSA ERIT 😬.

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4 Kommentare

  1. Sebastian 1. Oktober 2021

    Witzig geschrieben! Danke! Passt auf euch auf. Vive la France !

  2. Selina Monn 1. Oktober 2021

    😃👍

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