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Stefan & Steffu's travels

Wildniskirche Bei Inarijärvi

Weit kamen wir heute nicht. Es reichte gerade mal für 20 Kilometer und bei den skandinavischen Distanzen ist das Nahe Null. Am Inarijärvi war vorerst mal Schluss. Weil Stefan auf Google einer Wildniskirche ansichtig wurde. Teile von uns wollten dann da hin.

Wildniskirche tönte nach Das-kennen-wir-noch-nicht-ergo-es-könnte-spannend-sein. Alas ist die Bezeichnung unschwer als Kuppelwort zu erkennen, welches den Begriff Wildnis beinhaltet. Dieser ist in meinem Gehirn wiederum synaptisch mit Termini wie ‚mühsam‘, ‚wandern‘ und lokal bedingt mit ‚Mücken‘ verknüpft. Dem entsprechend hielt sich meine Begeisterung in Grenzen, zumal Wildnis in dieser Weltgegend eben nicht gleich ums Eck meint.

Da hilft nur das Mückenkopfnetz aus dem Outback von Australien

Also angemessen robustes Schuhwerk angeschnallt, Körper moskitotauglich verhüllt – inklusive ein dem Nikab nicht unähnliches Netz überm Kopp – und losmarschiert.

Urzeitlich anmutende Seenlandschaft

Das Wandern sei des Müllers Lust, heisst es. Nur bin ich nicht Müller. Eben. Die Natur ist aber schon hübsch, das gebe ich zu, und so gab ich mich dem Verschieben über Stock und Stein hin. Die lokale Natur nahm es damit sehr ernst und das ausgiebig vorhandene Wurzelwerk und Findlinge ohne Ende verunmöglichten flottes Durchmarschieren. Zudem bekam ich, vollverschleiert wie ich war, ziemlich rasch ziemlich heiss. Lüften des Schleiers gab ich aber rasch auf. Tat ich so, stürzten die Mücken alsgleich wie deutsche Stukas auf mich hernieder. Ich brauchte mir nur noch den sirenenartigen Lärm des Sturzfluges vorzustellen.

Sturzflüge macht man mit diesem Wasserflugzeug wohl eher nicht

Alles hat ein Ende, auch ein Wildnispfad – sofern Du unterwegs nicht verendest und sie Dein Skelett ein Jahr später an einen Felsblock angelehnt auffinden – und so erreichten wir fünfundsiebzig Minuten und ungefähr gleich viele Mückenstiche später die Destination der Wahl.

Wanderung zur Wildniskirche Pielpajärvi

Musik: Máddji | Dobbelis – Beyond | Ghukki – Far (Apple Music, Spotify, Youtube)

Die Wildniskirche stammt aus dem Jahre des Herrn 1760, Glocke und Pfarrgewänder wurden damals von der schwedischen (!) Königin gesponsert. Die Kirche ist aus Holz, verlassen und dermassen unheimlich, dass ‚The Blair Witch Project‘ gemütlich ist dagegen. Stilgerecht knarzten Fensterläden und Türen und um den Haupteingang nutzen zu können, musste zuerst ein Stein weggeschoben werden, der die Türe verschlossen hielt.

Beten täte innere Einkehr bedeuten, kannst Du hier aber gleich knicken, weil die kleinen geflügelten Dämonen auch in der Kirche auf uns warteten. Alleine in der Kirche stachen mich zwei dieser Arschlöcher in den Kopf.

Die Wanderung semmelte mich vor Allem darum an, weil wir exakt denselben Weg wieder zurück mussten. Wir konnten also nicht mittels einer Rundwanderung für Abwechslung sorgen. Wir hätten es zwar versuchen können, aber da käme wieder der mit den Skeletten. Ein Vorteil hätte es allerdings Skelett zu sein – Du bist dann nicht mehr interessant für die finnischen Mücken.

Gemütlicher Rastplatz am Flussufer

Der Polarfuchs zieht seine Kreise und wird von der Krähe angeschrien.
Am Skerstadfjord laichen Welse und still gemahnt ein Denkmal der Toten.
Kaum bemerkt verschiebt sich der Polarkreis und hält die Erde dennoch umschlungen wie es Miðgarðsormr tat. Oder tut sie es noch immer?
Tiefrot weigert sich die Sonne vor Vestvågøy das Meer zu berühren.
Die Katze vollzieht ihren irren Tanz auf dem Kirkegård, dass einem Angst und Bang werden möchte.
Und in Å lassen die Fische die trocke-nen Köpfe hängen und werden von den Silbermöwen lauthals verspottet.
Lapplands Rentiere kümmert das nicht. Sie trennen sich von ihrem Winterfell und gehen durch das von Mücken beherrschte Dickicht weiter.
In der Tundra bewegt sich das Gras im sanften, sich nach nordwest drehenden Wind.
Die Elche bleiben versteckt und der Hase läuft gerade aus.
Dort ist der Norden.

Unbekannt

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