Grosse Gewässer, vorzugsweise Meere, gehen meist mit Möwen einher. Oder umgekehrt. Während ich gestern Abend dieser Tiere lauschte, fragte ich zuerst mich und dann Stefan, ob Möwen eigentlich nachts auch Ruhe geben, wenn es nicht mehr dunkel wird. Wir wussten es beide nicht und so startete die Versuchsanordnung.
Heute Morgen war die Hypothese bestätigt: Sie geben nicht Ruhe. Geschrei um Zwölf, um Zwei, Drei, Fünf. Um Sechs stand ich auf, kloppte die Nullhypothese in die Tonne, bereitete mir Tee und schreibe eben diese Zeilen. Mit Blick auf den Geirangerfjorden. Mir sind durchaus schlechtere Morgen in Erinnerung. Zum Beispiel, wenn ich um vergleichbare Zeit im Büro in meinem Maileingang … aber jetzt kriege ich Puls. Schnell wieder andere Gedanken. Möwen.
Ein familiärer Privat-Grümscheli-Campingplatz mit direktem Zugang zu Fjord mag zwar sympathisch sein, nur musst Du die engen Serpentinen auf Schotter auch wieder hoch. Mit der Front voraus habe ich gerade mal zehn Meter geübt. Räder drehten durch und gruben sich alsdann ein, keine Chance auf Hochkommen. Das wäre höchstens mit viel Effe zu erwägen, aber dazu sind die Spitzkehren viel zu eng und zudem flankiert von Mauern, Gartengeräten, Bäumen und anderem Zeugs. Van gekehrt und alles im Retourgang hoch, weil auf diese Weise über zwei Tonnen auf der Antriebsachse zu liegen kommen und selbst da drehten die Räder bisweilen durch und ich musste die Steigung mit einer Mischung aus Schwung, Nerven und gutem Zureden lösen. Oben angelangt fragte ich mich, ob der Van für die Steigung gleich viel Diesel verbrannt hat, wie ich Blut geschwitzt habe. Jedenfalls waren wir oben.
Weiter also und rauf zum nächsten Fjell. Diese Passstrasse eröffnete nun ein solches Bild, wie ich es gestern erwartet hätte. Nehmen wir auch heute. Zurück beim Van glänzte mich im linken Vorderpneu der Kopf einer eingefahrenen Schraube an. So ne Scheisse! Das Rausziehen tat mir wohl mehr weh, als dem Pneu. Ob sie wohl durchgegangen ist? Wir werden es erfahren.
Der Van ist sich gewohnt Dinglichkeiten und sich selbst von A nach B zu bringen, aber selber Ladung zu sein, ist ihm neu. Heute so dreifach geschehen, weil Norwegen zwar durchaus eindrückliche Brücken zu stellen gewohnt ist, Fjorde aber dann doch meist nur mit Fähren zu queren sind. Die Aare ist in Bern derzeit hochwasserbedingt frei nach Koch nicht bebadbar. Gut sind die norwegischen Fjorde dafür befährbar. Dabei ist einzig darauf zu achten, den Van in Vestnes auf eine reguläre Fähre zu fahren und nicht versehentlich auf die Nagelfar zu stellen, weil Du sonst nicht nach Molde kommst, sondern direkt nach Nifelheim gefahren wirst. Und da wollen wir definitiv nicht hin, Odin behüte. Manche möchten nun einwenden, dass das spannend wäre. Bestimmt wäre es eindrücklich, nur kämen wir nie mehr zurück. Keiner kam jemals zurück von dort.
Auch unser Malibu 🚐 fährt gerne Schiff
Dann doch besser Trondheim, das liegt nämlich am Weg in den hohen Norden. Zudem wohnt der ersten Hauptstadt und seit tausend Jahren Krönungsstadt der norwegischen Könige die nördlichste gotische Kathedrale der Welt inne. Aber davon sei morgen gekündet.
Der lange Weg nach Trondheim führt über Brücken … … und Fjorde
Zweihundert Kilometer post Schraube wiesen beide Vorderräder übrigens 5.7 bar Luftdruck auf und mir kam noch die Idee des Seifenwassertests. Wir rührten solches an und brachten es auf der entsprechenden Pneustelle auf. Es begannen sich keine Seifenblasen wegen entweichender Luft zu bilden. Das ist ein gutes Zeichen. Wir sind daher guter Dinge den Pneu nicht verzapfen zu müssen und erkennen, dass Seifenblasen nicht nur etwas für Kinder und Kindgebliebene sind.