König, der etwas auf sich hält, mag sich kaum mit einem Schloss abgeben. Ein Schloss. Das wäre es noch. Fünf sollten es werden, eines teurer als das andere. Bei dreien sollte es schliesslich bleiben, da der verschwenderische König Ludwig II. vorher vom Staat für „Seelenkrank“ erklärt wurde. Auf diese Weise konnte er vom Steuertopf ferngehalten werden. Fertig wurde nur Schloss Linderhof, Neuschwanstein und Herrenchiemsee blieben unvollendet.
Wie der Name vermuten lässt, liegt Herrenchiemsee auf dem Chiemsee und zwar auf der neben der Fraueninsel gelegenen Herreninsel. Alles muss seine Ordnung haben.
Da eine Seefahrt bekanntlich lustig und schön sei, liessen wir es uns nicht nehmen, mit anderen Pensionären – wir üben schon mal – gleich etwas auf dem See herumzutuckern. Auf der Fraueninsel stiegen wir aus und fanden uns unerwartet in der karolingischen Torhalle wieder, einem Bau aus dem Jahre der Dame 850. Nicht von schlechten Eltern.
Allzu lange konnten wir uns aber nicht auf der Fraueninsel verlustieren, da das Kursschiff nur einmal die Stunde fährt und unsere Führung durch das Schloss einen Termin kannte. Hier muss alles seine Ordnung haben.
Auf der Herreninsel hätte ich besser den Blattsalat mit Pilzen genommen. Aber irgendwie liess ich mich von Stefans Bestellung dazu verleiten auch die Wiener Würste zu nehmen. Weil für uns ohnehin klar war, dass da je ein Paar Würste angeliefert kämen, lasen wir nicht genau. Auf den Tellern lagen dann je zwei Paar Würste. Unterschätze nie die Bayern, wenn es ums Essen geht. Also verräumten wir zusammen acht Würste. Die letzten Bissen gingen nur unter Einsatz von reichlich Bier das Rohr runter. Nie mehr Wienerli!
Gut, dass wir durch die Distanz zum Schloss postvesperandum zu einem längeren Spaziergang genötigt wurden. Auf diese Weise konnten wohl je 0.2 Würste kalorienmässig wieder gutgemacht werden. Unterwegs hatte es Pferde, die erstaunlich offensiv auf uns zukamen. Da ich auf dem Weg zu ihnen an einem Birnbaum mit reichlich Fallobst vorbeikam, erkannte ich die Intentionen der Tiere und brachte ein paar kleine Birnen mit. Da ich noch etwas zuwarten musste, bis kein Bauer nicht mehr in Sicht war, stellte ich fest, dass es den Pferden wirklich um die Birnen ging, sie wurden leicht grantig. Dann aber kauten sie, dass einem schier die Ohren weh taten.
Ludwigs grosses Vorbild war der französische Sonnenkönig und dem entsprechend sollte Schloss Herrenchiemsee mehr oder weniger eine Kopie von Versailles sein. Der Unterschied war lediglich, dass die Räume hier noch um einiges pompöser werden sollten. Allein im Prunkschlafzimmer wurden zweieinhalb Kilogramm Blattgold verwendet. Das gibt einige Quadratmeter vergoldete Fläche. Geschlafen hat der König nie in dem Zimmer. Dazu war es nicht gedacht. Mehr so um anzuschauen.
Wahnsinn ist auch der Spiegelsaal. Auf hundert Metern Länge befanden sich dutzende Kronleuchter und Luster. Die rund 2500 Kerzen wollten für den König auch angezündet sein. Besuch empfing er aber keinen, er mochte keine Menschen und lebte zurückgezogen. So kann man das natürlich auch machen.