
Es ist viel zu warm. Ist das nun Wetter oder Klima? Nur die Tatsache dass alles zu hat und manche mit geschmacksverwirrten Weihnachtssujet-Pullovern rumlaufen, erinnert an Weihnachten. Zur Ehrrettung des Volkes der Slawen sei hier davon gekündet, dass wir aussliesslich Touristen solches haben tun sehen, vor allem Italiener und Griechen, meist paarweise auftretend.


Bratislava ist hübsch, gibt aber für einen längeren Aufenthalt so viel dann wieder auch nicht her, also reisen wir heute nach Ungarn. Für Bahnreisende bietet sich Budapest als Destination an. Direktzug, knapp zweieinhalb Stunden, Essen aus richtigem Geschirr in der 1. Klasse, gut und günstig, was will man mehr?
Ruszwurm Cukrászda, Budapest: Das Ruszwurm gibt es seit 1827, aber offenbar ist dieses Café kein bisschen in die Jahre gekommen, die Leute stehen gerne auch mal Schlange hier. Ein Stück der hiesigen Patisserie verkostet, verstehen wir auch warum das so ist. Diese hat Potenzial süchtig zu machen und noch vor dem Verlassen des Lokals Diabetes auszulösen. Die Marzipanlikörschnitte war aber nicht einfach süss, sondern geschmacklich ausgewogen und erst noch schön anzusehen.

Horizontal geht es entlang der Donau zu und her, als wir uns aber zu dieser orthogonal zu bewegen begannen, wurde es anstrengend. Das Ruszwurm liegt nämlich auf dem Burgberg, dessen Name ist Programm und ohne Treppensteigen kommt man da nicht hoch. Die Aussicht über Budapest will verdient sein.


Das für die Kulisse von Budapest bekannte Parlamentsgebäude Országház ist neogotisch. An sich geht Neogotik gar nicht, genauso wenig wie Neoliberalismus oder Boris Johnson. Aber in diesem Fall muss ich von dieser Haltung temporal abweichen – das Gebäude macht mächtig etwas her und ist eine Weide für das Auge.

Weil an sich zu weit östlich für mitteleuropäische Zeitzone, wird es hier schampar früh dunkel und so liessen wir es dann auch rasch mal gut sein. Morgen wollen wir schliesslich auch noch etwas zu tun haben.