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Stefan & Steffu's travels

Dat Jitt et nur, nur, nur in Kölle!

Angekommen

In Kölle ufjeschlage hetzten die Leute übers Perron, ich fühlte mich gleich wie in Zürich. Die Hektik steigerte sich allenthalben und mir kam der Gedanke, dass ich es da besser habe, weil kein Stress. Dann blieb ich stehen, schaute dem emsigen Treiben zu und fühlte mich wie in einer Blase. Vielleicht kam das Gefühl auch daher, dass ich dick eingepackt war im Mantel, unter Cashmere-Mütze und umwickelt mit einem Schal wie Mahlers Germanisten. Ich stand also da. Dann war der Spuk plötzlich vorbei. Stille stellte sich ein und nun drollte auch ich mich.

Also wenn man im Bahnhof Köln ankommend den Dom nicht findet, hat man Zuckerrüben vor den Augen, das Ding füllt die ganze Fensterfront aus. Wobei das so gewollt war, die Grossartigkeit des Doms sollte sich dem mit der Bahn einfahrenden Besucher in voller Pracht darbieten. Also packte Mann den Bahnhof damals vor den Dom. Unsereiner ist schon ziemlich abgebrüht, aber praktisch ist das allemal, vor allem bei dem heutigen Pissewetter.

Der Dom füllt gleich die ganze Fensterfront des Bahnhofs Köln aus

Also ums Eck und gleich rein in den Dom. Da war es wieder, das Gewusel. Ich musste mich zurückhalten, die Heerscharen nicht beim fotografieren zu fotografieren. Gemerkt hätte es keine*r, die waren zu beschäftigt. Von Andacht keine Spur, der heilige Geist hätte es schwierig gehabt, in die Leute einzufahren. Das war früher bestimmt anders.

Kreuzgewölbe des einst höchsten Gebäudes der Welt

In der Krypta las ich, dass Archäologie und Alles und im Dom überhaupt 2000 Jahre Kulturgeschichte kreuzweise aufeinanderlägen und man könne das an einer Führung für € 12.—. Das hat mich dann schon gereizt, aber ich hatte das ganze Gepäck am Rücken tragen, die Führung dauert Eineinhalb und ausserdem begannen sich Kopfschmerzen zu manifestieren. Also liess ich es bleiben.

Das Weitwinkelobjektiv des iPhone 11 ist eine feine Sache

Wieder oben im Kreuzgewölbe, flashte ich den Sarkophag, in dem die Gebeine der heiligen drei Könige liegen sollen. Gerade am Auslösen, hörte ich eine Stimme hinter mir: „Sie können das durch die Gitterstäbe fotografieren, so wie es der Herr gerade tut, …“, ich Daumen gen Gruppe hoch, „der sich eben vorgedrängt hat.“ Also davon war mir nichts bewusst. Ich gab mich mit einem „Bin gleich weg.“ versöhnlich, was die Guide mit einem „Das sagen sie alle.“ verdankte. Ich mochte mich da nicht aufhalten mit, verbuchte das unter der Direktheit lokalen Kolorits und liess die nette Dame hinter mir zurück.

Ruhestätte der heiligen drei Könige – eine Pracht mittelalterlichen Kunsthandwerks

Wenn wir beim Thema Lokalkolorit sind, habe ich das Kölner Grundgesetz versprochen, gequellt aus Wikipedia:

Et Jrundjesetz vunn Kölle:
§1: Et es wie et es!
§2: Et kütt wie et kütt!
§3: Et hät noch immer jot jejange!
§4: Wat fott es, es fott!
§5: Et bliev nix, wie et wor!
§6: Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet!
§7: Wat wellste maache!
§8: Maach et jot, ävver nit ze of!
§9: Wat sull dä Quatsch?
§10: Dringste eine met?
§11: Do laachs dich kapott!

Dann jitt et do noch die volljende Zusatzartikelsche:
§12: Wat däm ein sing Ül eß däm andere sing Naachtijall.
§12a: Mir sin ävver nit aaberjläubisch!
§13: Wer fiere kann, dä kann och arbeide!
§14: Mer weiss et nie, mer stich nit drinn.
§15: Jede Jeck es anders.
§16: Dröm Jeck loß Jeck elahns!
§17: Och dä raderdollste Aasch hät sing Visaasch!
§18: Jeddem Dierche sing Pläsierche.
§19: Dat jitt et nur, nur, nur in Kölle!
§20: Dat sull ech jesaat hann?
§21: Du bes Kölle!
§22: Der wiess nix
§23: Hammer nit, künnemer nit.

23 Paragraphen später und wieder aus dem Dom raus, regnete es noch immer und die Kopfschmerzen waren schlimmer. Doch der heilige Geist in mich eingefahren und es wurde zu eng im Schädel? Wohl eher nicht, weil da würde ich dann schon eine andere Erleuchtung erwarten. Aber vielleicht mag mir der heilige Geist auch nicht so, da ich nicht sonderlich religiös bin. Irgendwie mag ich den von der heiligen Dreifaltigkeit aber besonders – ich stellte ihn mir immer als Vogel vor, seit ich 1979 an der Taufe meiner Schwester die Teilnehmenden der Taufe mit einem Kommentar zum heiligen Geist amüsierte. Die Überlieferung sagt, dass auch der Pfarrer schmunzeln musste. Glück gehabt.

Noch gerade etwas früh für das Einchecken im Hotel – in Deutschland ein Fauxpas, die nehmen es da ganz genau – tat ich mir einen Cappuccino auf und las etwas Zeitung. Nur weil weg, dispensiert einem das ja nicht davon, sich auf dem Laufenden zu halten, oder? Danach Hotel. Am Empfang zwei Türken, wie ich schätzte. Dann hätte ich wohl doch etwas früher einchecken dürfen. Egal.

Wow – sagenhaft ist auch der Schatten des Doms, welchen die Beleuchtung auf die tief liegenden Wolken wirft

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2 Kommentare

  1. Stefan 14. Dezember 2019

    Ha!
    Normalerweise stehe ich eigentlich selber auch auf der „Blogbühne“, doch jetzt komme ich mir etwas wie Waldorf und Statler von der Muppet-Show vor, die die Geschehnisse aus sicherer Distanz von der Loge aus kommentieren können. Aber keine Angst, bissige Kommentare gibt es nicht.
    Super Fotos vom Dom! Was für ein Bauwerk! Den hätte ich lieber auch live gesehen. Ich muss mich einfach noch etwas gedulden.
    Gute Weiterreise!

    • Stefan und Steffu 14. Dezember 2019 — Autor der Seiten

      Merkwürdig ist es auch, Dich auf der anderen Seite des Blogs zu haben. Ha, sehr schön, Statler und Waldorf sind ja immer zu zweitund so stänkere ich auch lieber mit. Wenn schon!
      Bis bald in Wien!

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