Wieso muss an der Sitzung der Verbandsprüfungskommission die Qualität der kartografischen Abschlussarbeiten kritisiert werden, wo wir doch in technische Kompetenzen zu investieren hätten? Dieses Rückwärtsschauen bindet nur Energie, die wir besser einsetzen könnten. Streit. Nää. Dann doch lieber nach Bordeaux fahren. Dazu muss ich allerdings erst aufwachen, heute früher als sonst auf dieser Reise.
Mir schien, ich hätte ich auch schon in frischere Gesichter gesehen auf dieser Reise, als heute Morgen um 07:15 Uhr beim Treffpunkt an der Réception des Campingplatzes. Aber das lag wohl an der Dunkelheit und am kalten Licht der LED-Beleuchtung. Gibt halt einen etwas blassen Teint. Geht nicht anders.
Wo waren wir nochmal? Ah, ja. Bordeaux. Bordeaux funktioniert des öfteren als Ersatzhauptstadt, wenn Paris gerade indisponibel ist, weil die Deutschen mal wieder in Frankreich einfielen. Das taten sie gerne und wiederholt, beispielsweise 1870, 1914 und 1940. Aus tourismustechnischer Perspektive kann ich das gut nachvollziehen: Frankreich ist ein schönes Land und Deutschland … naja. Sie haben andere Qualitäten. Bordeaux war dann eben jeweils Hauptstadt.
Bordeaux hat Einiges zu bieten, muss es als UNESCO-Weltkulturerbe ja. Die heutige Stadttour haben Jascha und Artem organisiert und besprochen. Bei der Basilique Saint-Michel machten wir einen grösseren Halt, um den 115 Meter hohen Turm treppig zu erklimmen. Unter dem Turm hatten sie siebzig Mumien ausgestellt, die bei der Aufhebung des lokalen Friedhofs gefunden wurden. Ich freute mich aber zu früh auf etwas Grusel, die Mumien wurden 2013 entsorgt, respektive erneut beerdigt.
«Ces visages effrayants, cette foule de têtes sinistres ou terribles » et « Imaginez un cercle de visages effrayants au centre duquel j’étais. Les corps noirâtres et nus s’enfonçaient et se perdaient dans la nuit. Mais je voyais une foule de têtes sinistres et terribles qui semblaient m’appeler avec des bouches toutes grandes ouvertes, mais sans voix, et qui me regardaient avec des orbites sans yeux.»
Victor Hugo
In Bordeaux machen sie natürlich auch in Wein. Diesem wurde das sehr geschwungene und wie mit mehreren Glas Wein intus entworfene Museaum Cité du Vin gewidmet. Das wollten wir uns natürlich auch beschauen und also taten wir.
Anschliessend reichte die Zeit sogar noch für einen individuellen Besuch der Stadt Bordeaux, dann allerdings kaum noch für rechtzeitiges Erscheinen am Bahnhof, weil dieser dann doch noch eine gäbige Strecke von der besuchten Altstadt entfernt war.