Also in Paris ist man schnell. Wenn dann aber, wie gestern berichtet, die Metrofahrer streiken, tja, dann hast Du nochmals so lange vom Gare de Lyon zum Gare du Nord, wie für die Anreise nach Paris. Jässess war das ein Gestopf im Bus. Dafür lernt man Leute kennen. Ein junger Tunesier, also ein Fahrgast wie wir, managte in der Busmitte alles Mögliche. Er half Eltern mit dem Kinderwagen, erklärte parallel dazu einem überforderten Chinesen, wie weit er noch fahren müsse und dazwischen erfuhr ich, welche Sprachen tunesische Kinder in welcher Reihenfolge erlernen würden. Vom Französischen in der Schweiz wusste er Bescheid, Rumantsch Grischun war dann aber neu für ihn und das mochte ihn doch sehr interessieren. Die Fahrt wurde dadurch scheinbar verkürzt und es ist immer wieder schön, wenn Menschen arabischen Kulturkreises bei der Verabschiedung die Hand auf ihr Herz legen – as-salāmu ʿalaikum und wa-ʿalaikumu s-salām.
Jedenfalls kamen wir gen Mitternacht an, alle Zimmer in‘n Innenhof und unten Bufta-bufta bis Vier des morgens. Aber wenn man müde genug ist, geht das.
Die Gegend um den Gare du Nord riecht nicht nach La vie en Rose, sondern nach Pipi. Hunde müssen hier durchdrehen, gob der Duftmarken. Notabene nicht wegen der Duftmarken ihrer Artgenossen, sondern … lassen wir das.
Wohin, wenn man in Paris ist? Métro nach dem Trocadéro und Blick auf den Eiffelturm. Der Eiffelturm geht eben immer. Also taten wir. Es hatte kurz vor Zehn dermassen wenige Leute da – offenbar gibt es das noch – dass Schülerinnen und Klassenlehrer kurzerhand umdisponierten und wir dennoch die Treppen auf den Turm erklommen.
Der Eiffelturm ist schon noch ein krasses Ding. Ursprünglich nur als temporärer Bau für die Weltausstellung gedacht, wird er von fünf Millionen Nieten und unterdessen gaaanz viel Farbe zusammengehalten und dennoch gäbe es aus ihm, täte man ihn einschmelzen, gerade mal einen Eisenwürfel von 10 Metern Kantenlänge. Kaum zu glauben, wenn man die eleganten 324 Meter hochschaut. Aber den Eiffelturm einschmelzen wäre eine so gute Idee nicht und Eisenvorkommen gibt es wohl genug auf dieser Welt.
Gruppenfoto beim Champ de Mars. Mussten etwas zirkeln, damit nicht noch der penetrant fragende Eiffelturmkitsch vertickende Verkäufer mit drauf war. Ging aber.
Danach war Flussschifffahrt dem UNESCO-Weltkulturerbe Seine-Ufer entlang. Auch sehr schön. War noch so lustig. Der Kombination von Mittagessen-Verarbeitung, deftiger Sonneneinstrahlung und den Tuc-tuc-tuc-Geräuschen des Bateau Parisien war es wohl geschuldet, dass es gegen Ende der Flussfahrt einige von uns nahm, unter anderem auch mich selber.
Eine kurze Métro-Fahrt später, ohne Streik geht es eben schon gäbiger, waren wir beim Arc de Triomphe. Aber irgendwie mochte da niemand was sagen zu und rübergehen war bei dem Verkehr auch wenig anmächelig und heiss war es unterdessen auch wie Aff, wir mussten ohnehin in die andere Richtung und so liessen wir es dabei bewenden. Ich fädelte mich dann aus, um in den Mac-Store am Champs-Elysées wegen einer Ersatztastatur schauen zu gehen, meine jetzige scheint einen Wackelkontakt zu haben. QWERTZ hatten sie aber nicht, man versteht das, und schon gar nicht mit äöü, und so suchte ich die Gruppe einzuholen.
Bis zur bekannten Pyramide beim Louvre sind es zweieinhalb Kilometer und das ging in 25 Minuten. Man kann also auch in einer Minute über den Place de la Concorde, wenn man genug lebensmüde ist. Seinerzeit stand da die Guillotine, bis heute das sicherste Mittel gegen Kopfschmerzen, aber die war wohl auch nicht viel schlimmer als der Verkehr heute. Beim Louvre schlug ich dann gleichzeitig wie die Restgruppe auf, ein Dutzend Teilnehmende hatte sich bereits verflüchtigt. In den Louvre rein gingen wir diesmal aber nicht, Tom Hanks war auch nicht da und so beschlossen wir das offizielle Tagesprogramm. Ab in den Apéro, schliesslich sind wir in Paris und da soll man sich auch etwas den Gepflogenheiten anpassen. Vive la France!