Bereits zu Vivaldis Zeiten im ausgehenden 17. Jahrhundert war Venedig ein Tourismusmagnet, der Kulturbegeisterte aus ganz Europa anzog, bevor es das Wort Tourismus überhaupt gab. Neben dem Karneval, der prachtvollen Architektur und den unzähligen Kanälen mit Gondeln und Brücken, die damals wie heute immer noch die Reisenden magisch anzieht, bietet die Serenissma ein erlesenes Kulturprogramm.
Obwohl wir für einen ausgiebigen Besuch der Biennale, dem berühmten, alle zwei Jahre stattfindende Kunst- und Kulturfestivals Venedig, leider keine Zeit fanden, kamen wir doch immer wieder in Berührung mit den Kunstwerken verschiedenster Künstler, die in der ganzen Stadt in öffentlichen Pärken, Plätzen oder Galerien zugänglich sind. Besonders angetan haben uns die hyperrealistischen Plastiken der amerikanischen Künstlerin Carole Feuerman, die wir in der Nähe des Arsenals entdeckten.
Enttäuschend hingegen war die vielversprechende Installation eines Franzosen, der einen Bioreaktor in seine Kunst eingebaut hat. Wie sich herausstellte, handelte es sich um einen leeren Raum mit phosphoreszierender Tapete und wirr flackernder Glühbirnen, die aus dem in Paris stehenden Reaktor gesteuert wurden. Was für eine halbverdaute Ursuppe!
Da hilft nur ein fruchtiger Drink, z. B. ein Bellini, den man am besten am Ort seiner Schöpfung, nämlich in Harry‘s Bar unweit unseres Hotels am Canale Grande geniesst. Beim Cocktail aus trockenem Prosecco und Pfirsichmark, den Guiseppe Cipriani erfand, wähnt man sich am Tisch mit Ernest Hemingway, Orson Wells oder Truman Capote, die in den 50ern und 60ern sich dort mit dem Rest des Jetsets traffen. Geblieben sind amerikanischen Touristen und unverschämte Preise.
Den kulturellen Abschluss unserer Reise bildete das Vivaldi-Konzert in der Chiesa San Vidal. Mit Inbrunst liessen die Streicher der Interpreti Veneziani ihre Bögen über Violinen und Cello huschen und schmetterten uns Vivaldis Vier Jahreszeiten um die Ohren.