Schon wieder an der Nordsee!
Gestern Abend bin ich zusammen mit einer Schulgruppe des Schwerpunktfaches Biologie und Chemie mit dem Zug in Bern nach Basel aufgebrochen, wo wir in den Nachtzug Richtung Hamburg gestiegen sind. Die Nacht in der Couchette war nicht unbedingt erholsam, doch umso erfreuter nahmen wir am Morgen das kleine Frühstück entgegen, dass die ÖBB offenbar im Nachtzug offerierte. Einen solch zuvorkommenden Service habe ich in der Couchette noch selten erlebt.
Auf die Minute pünktlich stiegen wir in Hamburg-Harburg ein den Metronom-Zug nach Cuxhaven, wo wir mit dem Bus den Fährhafen erreichten, von wo aus das Schiff der Reederei Cassen-Eils nach Helgoland seit neuestem ablegt.
Ich bin noch nie mit dem neuen Schiff der Reederei gefahren. Das Schiff, oder besser gesagt ein schwimmendes Restaurant, ist modern und geschmackvoll eingerichtet. In der Mitte haben die Ingenieure sogar Platz für einen Glaslift gefunden. Mir ist das ganze aber dann irgendwie doch zu fahrgastfreundlich eingerichtet und ich vermisse etwas das urtümliche Gefühl auf einem leicht nach Diesel riechenden Stahlkahn zu sitzen und durch die Wellen zu schunkeln. Das neue Schiff gleitet ruhig durch die Wogen, so dass man gar nicht merkt, dass man überhaupt über das Meer fährt. Da hilft nur ab aufs Aussichtsdeck, um das Gesicht in den kühlen Fahrtwind und in die Sonne zu halten.
Mittag, am Horizont zeichnen sich langsam die Silhouetten der Düne und der Hauptinsel Helgolands ab. Halbeins, wir treffen im Südhafen wohlbehalten und frisch gesonnt ein. Nach dem wir das Gepäck entgegengenommen haben, das wir neuerdings für eine Gebühr von 2€ haben abgeben müssen, rollen wir unsere Koffer mit dem Tross von Touristen über die Betonplatten ins Zentrum von Helgoland.
Im Gästehaus Siemens eingecheckt zielen wir als erstes zum Taucherzentrum der Forschungstation AWI zu, wo wir von der Biologiedoktoranden Lisa begrüsst werden. Wir erhalten einen spannenden Einblick in die Tätigkeit einer Forschungstaucherin und bekommen die bis zu 50 kg schwere Taucherausrüstung zu sehen. Bei 6° C Wassertemperatur, die im Sommer die 18° C Marke nicht übersteigt, muss man sich für das Tauchen warm anziehen. Ich bin erstaunt, als ich erfahre, dass pro Ausfahrt höchsten 30 Min. getaucht wird. Wahnsinn welcher Aufwand betrieben wird, um dann doch noch kurz unter Wasser sein zu können. Das Tauchen ist hier auf Helgoland nicht ganz ungefährlich, da offenbar ab und auch Roben oder Seehunde auf die Taucher zuschwimmen und Sie an den Flossen ziehen oder am Kopf knabbern. Etwas schaurig sich vorzustellen, dass plötzlich aus dem trüben Wasser eine zwei Meter lange Gestalt erscheint.
Nach der Taucherstation nehmen wir die Treppen hinauf vom Unterland ins Oberland, wo wir als erstes beim Gedenkstein von Werner Heisenberg verharren. Heisenberg, der 1925 vor den Gräserpollen auf Helgoland geflohen ist, hat hier seinen Durchbruch bei der Beschreibung der Quantenmechanik geschafft, was ihm 1933 mit nur 32 Jahren den Nobelpreis einbrachte.
Nächste Station bei wunderbarem Wetter sind die Nistplätze in den Bundsandsteinfelsen. Am ersten Felsband entdecken wir mit den Fernrohren nebst den Trottellummen, Basstölpeln (siehe Film oben) und Möwen, die etwas selteneren Eissturmvögel und Tordalken (siehe film unten). Beobachtungsziel erreicht.
Den berühmten freistehenden Felsen „Lange Anna“ bekomme ich leider nicht zu Gesicht, da ich einen Schüler, dem Unwohl ist, zurück ins Gästehaus begleite. Ein Fischbrötchen später, offenbar hat der Arme einfach eine Hungerattacke verspürt, sind wir dafür mit dem Fischbudenbesitzer ins Gespräch gekommen, der, wie sich herausstellt, ursprünglich aus London kommt, aber seit 1969 wegen einer Frau und unterdessen wegen mehreren Frauen, die ,wie er anfügt, aber alle glücklich seien, auf Helgoland lebt.
Während unsere Schüler und Schülerinnen in der Gemeinschaftsküche selbst bekochen, geniessen ich und Hansruedi den Abend in der Bunten Kuh am Pier und bei einem Sonnenuntergangsspaziergang am Hafen.