In voller Montur abfahrbereit an der Lobby angekommen, fragte der Concierge: „What is your program today, Sir?“ Ich: „Rotterdam.“ Er verzog das Gesicht schmerzhaft, zeigte auf seinen Hintern und meinte, dass uns dieser dann schmerzen würde. Nein, wird er nicht. Denn dazu müsste man ihn überhaupt noch spüren. Aktennotiz: In unserem Alter sollte man solche Dinge nicht mehr tun. Zudem haben auch schon Jüngere einen Herzkasper produziert.
Beim Losfahren schmerzte mir das linke Knie, beide nach Achilles benannten Sehnen und doch, der taub gemeinte Hintern meldete sich peinvoll. Das kann ja lustig werden auf den mehr als 60 Kilometern nach Rotterdam.
Heute starte auch ich mein literarisches Debut auf diesem Blog. Da den flinken Fingern von Steffu bis jetzt noch nichts entgangen ist, habe ich mich eher mit den technischen und bildhaften Aspekten des Blogs beschäftigt. Die Erkältung, die ich mit nach Holland gebracht habe, hat ebenfalls das Ihre dazugetan.
Doch kommen wir zurück zu unser heutigen Etappe. Während wir gestern an vielen pittoresken Ortschaften vorbei geradelt sind, war das Landschaftserlebnis heute eher bescheiden.
Die kurze Kaffe- und Apfelkuchenpause in Oudewater nutzten wir, um die gemütliche Stimmung des Wochenmarktes und der alten Häuser dieses schmucken Städtchens zu geniessen. Frisch gestärkt, nahmen wir den zweiten Teil der langen Route in Angriff, der sich wegen einigen Baustellen und aufgerissenen Strassen eher schwierig gestaltete. Steffu hat zwar die Routenplanung perfekt mit laminierten Velokartenblättern vorbereitet, doch der deutlich zu grobe Massstab machte es immer wieder nötig die GPS-App „Here“ auf dem Handy zu konsultieren, wenn wieder einmal nicht ganz klar war, wo wir uns genau befanden. Ausserhalb von Gouda versagte aber sogar dieses Hilfsmittel und wir kurven entnervt dreimal über die gleiche Brücke, bis wir die richtige Abzweigung gefunden hatten.
Solltet ihr einmal einen Artikel in „Schöner Wohnen“ schreiben müssen, empfehle ich eine Fahrradtour zu machen. Beim Radeln hat man Zeit die unzähligen, architektonisch mehr oder weniger gelungen Eigenheime zu bestaunen. Am besten haben mir die kunstvollen Reeddächer aus Stroh gefallen, die man auch bei neuen Häuser verbaut. Eine in der Schweiz eher unbekannte Eigenart ist es, dass viele Häuser von einem Wassergraben umgeben sind, als bräuchten die Holländer um ihr Haus ein eigenes kleines Grachtensystem.
In Rotterdam angekommen fanden wir an einer Tanke endlich mal wieder eine anständige Apparatur um Luft zu tanken. Für Autos. Wir haben Autoventile an unseren kleinen Rädchen. Zuerst einmal gemessen, was noch drin ist. Knapp 3 bar. Wo die Slicks 8 bar vertrügen. Schon klar, dass das so harzig ging. Lag also nicht bloss an der Ermüdung, respektive an der mangelhaften Fitness zweier Couch-Potatos. Eine solche Gelegenheit wäre VOR dem Antritt dieser langen Route nützlich gewesen. So‘ne Scheisse. Jänu. Es brauchte etwas Fingerspitzengefühl, damit uns die Pneus nicht um die Ohren flogen. Schliesslich ist der Apparat für Autos ausgelegt. Muss man halt etwas süferli, muss man.