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Stefan & Steffu's travels

Dschāmi‘ al-kabīr

Je nach Zoomstufe liegen Toledo, Córdoba und Sevilla mal einen finger-, mal eine handbreit auseinander. Jedenfalls scheint auf der analogen oder digitalen Landkarte in Spanien alles nahe beieinander zu liegen. Doch als wir nach den bereits zurückgelegten 2000 km Wegstrecke die heutige Etappe von 330 km in Angriff nehmen, wurde uns bewusst, wie kleinräumig wir es in der Schweiz haben und wie gross Spanien doch ist. Da in Toledo um halb neun noch kein Café offen war, frühstückten wir etwas ausserhalb an einer Raststätte, wo im Fernsehen über die bevorstehende Referendumsabstimmung in Katalonien berichtet wurde. Es wird sich morgen zeigen, ob Spanien nun doch noch etwas kleiner werden wird und wir unter Umständen bei der Rückfahrt durch ein neues Land fahren werden. Doch soweit wird es die spanische Regierung wohl nicht kommen lassen.

Von Kastillien-La Mancha nach Andalusien führte uns die Autobahn an kargen aber doch farbigen Ebenen und Hügellandschaften vorbei. Leuchtend gelbe Felder mit verdorrtem Gras wechselten mit offenen erdroten Fläche ab, in denen Olivenbäume mit den grünen Blätterkronen für einen kontrastreichen Farbtupfer sorgten. Je näher wir Córdoba kamen, umso mehr Olivenhaine waren zu sehen. Wohin man auch sah, überall waren Olivenbäume schön hinter- und nebeneinander gereiht zu sehen. Kein Wunder, ist Spanien doch der weltweit grösste Olivenölexporteur.

Von Aussen wenig spektakulät – Córdobas Mezquita

Als wir in Córdoba ankamen, wollte uns das Navi von allen Seiten durch die Fussgängerzone zum Hotel führen. Das hat man davon, wenn man eine zentral gelegene Unterkunft will. Da half nur eines, Navi ausschalten und nach altmodischer Art der Beschilderung folgend das nächste Parkhaus ansteuern, das wir dann auch mitten in der Altstadt fanden, nachdem wir uns mit unserem Boliden durch die engen Gassen gequetscht hatten. Eng war es auch im Parkhaus. Nach mehrfachem Würgen und dank der elektronischen Helferchen stand der Wagen schliesslich in der engen Parklücke. Nach der etwas angespannten Anfahrt wurden wir mit der umwerfenden Aussicht auf die Mezquita, der einzigartigen Moschee-Kirche von Córdoba, belohnt, die wir direkt vom Balkon unseres Zimmers betrachten konnten.

Innen eindrucksvoll

Wunderbare islamische Mosaike

Obwohl klar war, dass die Mezquita, die Moschee, die Sehenswürdigkeit von Córdoba schlechthin ist, ist diese dann doch noch eine rechte Überraschung. Von Aussen, naja, eine vermeintliche Kirche, breitet sich im Inneren eine Halle von 23‘000 m2, aufgeteilt in19 Schiffe mit je bis zu 36 Jochen, aus. Es handelt sich bei der al-Dschāmi‘ al-kabīr, oder auch Dschāmi’ Qurṭuba genannt, um einen der grössten Sakralbauten der Welt. Die 856 Säulen aus Jaspis, Onyx, Marmor und Granit aus der Römerzeit erzeugen den Eindruck einer Entgrenzung nach oben, so wie die große Zahl einander kreuzender Schiffe einen Eindruck von Unendlichkeit in der Waagerechten erzeugt (Quelle: Wikipedia). Die Emire und Kalifen von Córdoba und deren Architekten und Bauleute leisteten hier ganze Arbeit.

Islamische Pracht

Daneben Katholischer Prunk

Die Moschee wurde im Jahr 784 am Ort eines römischen Tempels, welcher einer frühchristlich Westgotischen Kirche wich, errichtet. Die nach der Reconquista eingelassenen gotischen und später barocken Bauten wirken irgendwie grotesk in der einstigen Moschee. Wir bewundern islamische Elemente, drehen uns um, sehen eine barocke Kirche, gehen einige Meter, uns wieder in einer Moschee wähnend, um dann in einem gotischen Kirchenschiff zu stehen. Ich sagte da noch, dass der Bau schön gewesen sei, bis ihn die Christen mit ihrem Firlefanz verunstalteten. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, wie sich fünfhundert Jahre früher, als die Kirche gegen den vehementen Widerstand der Stadtregierung von Córdoba in die Moschee hineingebaut wurde, König Carlos I. äusserte:

„Ich wusste nicht, um was es sich hier handelte. Denn wenn ich es gewusst hätte, hätte ich nicht erlaubt, dass man Hand an das alte Gebäude legt. Ihr habt getan, was möglich war, etwas erbaut, was es andernorts schon gibt, und dafür habt ihr etwas zerstört, was einmalig in der Welt war.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

 

Diese 3D-Animation gibt einen guten Eindruck von dem Bauwerk

Hier gut als islamisch-katholischer Hybride erkennbar

Umwerfend

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