Wo bin ich? Ah, ja. Hotel. Spanien. Toledo. Check. Rasch wach, aber gerädert. Dabei habe ich gestern nicht gesoffen und spät wurde es ja auch nicht. Elf. Reisen ermüdet. Beim Rumliegen würde die Müdigkeit aber lediglich Faulheit weichen, was auch nicht gut wäre, also raus aus den Federn und ab in die City. Schliesslich will Toledo erkundet werden. Im Café ännet der Strasse des Hotels ist der Cappuccino stark und gut. Das macht müde Reisende unternehmenslustig.
Leute, kanntet Ihr den Künstler El Greco? Picasso ja, Dali, klar, Goja sowieso, aber El Greco. Da musste ich passen. Es gab zwei berühmte Flamenco-Tänzer Greco, aber die malten nicht. Der Name lässt erahnen, dass El Greco ursprünglich wohl nicht Spanier gewesen ist und in der Tat hiess der eigentlich Δομήνικος Θεοτοκόπουλος, aber das wird hier kein Schwein ausgesprochen haben können, ich auch nicht, und so halt El Greco. Also, dann schliessen wir diese Bildungslücke und gehen den mal anschauen, also seine Werke natürlich.
Der Mann hatte das Malen im Griff. Seinerzeit war er kaum bekannt, später gar beinahe in Vergessenheit geraten und im 19. Jahrhundert wiederentdeckt worden. Vielleicht war seine schon fast an zeitgenössische Kunst erinnernde Malweise zu progressiv für die damalige Zeit. Seine Werke sind auf das Wesentliche reduziert, Vieles nur angedeutet, der Pinsel schien nicht einmal zu viel angesetzt worden zu sein. Die Gesichter sind nicht geschönt und ausdrucksstark. Aber allzu viel sollte man, zumal als Laie, wohl nicht über Kunst schreiben. Lassen wir doch besser die Bilder sprechen. Fotografieren wäre im Museum wohl nicht erlaubt gewesen, aber da wir des Spanischen nicht übermässig mächtig sind, haben wir die darauf hinweisenden Piktogramme wohl nicht verstanden.
Toledo ist die erste Station auf unserer Reise, an welcher wir zwei Nächte bleiben. Von unserer Weltreise her wissen wir, dass dies wesentlich weniger ermüdend ist, als tägliches Weiterreisen. Und so planten wir auf dieser Reise fünf solche Aufenthalte ein. Auf diese Weise ist die Belastung ausgewogen und wir kommen dennoch flott voran und sehen Vieles. Vermutlich werden wir die Aufenthaltsdauer pro Ort später, wenn wir älter sind, also in ungefähr zehn Jahren 😜, länger ausgestalten.
Das Essen in dem Land ist zwar durch und durch deftig, der Vorteil von Tapas, Tostas und Pinchos ist jedoch, dass man die Menge beliebig selber bestimmen kann und so fiel das Mittagessen heute leicht aus. Zwei kleine Tostas und ein Cazpacho und gut war.
Dass wir unterdessen weit im Süden von Europa sind, bekamen wir auf dem Stadtrundgang zu spüren, die Temperaturen stiegen auf über 30°. Und weil es in Toledo entweder bergauf oder dann bergab geht, selten jedoch gerade aus, kamen wir in Kombination mit den sommerlichen Temperaturen dann doch arg ins Schwitzen.
Kurz vor Vier waren wir des Sightseeings schliesslich überdrüssig und zogen uns zur Siesta ins Hotelzimmer zurück.