Fünf Stunden Schlaf sind zu wenig. Hätte ich nicht um halb Zwei noch ein Bier getrunken, ein Durchschlafen wäre durchaus im Bereich des Möglichen gelegen. Zudem träumte mir vom Militär. Da ist es angenehmer, einen neuen Tag in Spanien zu beginnen. Also raus aus dem Land der Träume und den Federn und ab an die lustige Stierhatz.
Wie bereits erwähnt, ist zurzeit grosse Fiesta in Corella und da tanzt der Bär oder hier eben der Stier. Und den soll man bekanntlich bei den Hörnern packen, was sie hier durchaus wortwörtlich meinen.
Gegessen wird während der Fiesta ununterbrochen. So starteten wir mit einem reichhaltigen Desayuno bei Juancho und Carmita und waren aber froh, dass uns von den üblicherweise folgenden drei weiteren Mittagsmahlzeiten bloss erzählt wurde. Gestärkt ging es dann ins Städtchen hinein, wo hinter massiven Holzabschrankungen bereits viele Einheimische auf die traditionellen Böllerschüsse warteten, die den Start des Kuhrennens im Rahmen der San Miguel Festitiväten ankündigten.
Während Mutige in den Strassen versuchten sich in den Weg der wilden Rinder zu stellen und sie zu necken, feuerten die hinter den Abschrankungen stehenden die tierischen und menschlichen Rindviecher in den Gassen tüchtig an. Nach zwei Durchgängen war der Spuk jedoch bereits vorbei und alle machten sich auf dem Weg zur Arena, wo das Spektakel weitergeführt wurde.
Furchtlose Männer versuchten Ringe mit kleinen Fahnen über die Hörner der in die Arena gelassenen Stiere zu streifen oder sich den Tieren in den Weg zu stelklen, um dann mit akrobatischen Manövern auszuweichen, um nicht auf die Hörner genommen zu werden. Im Gegensatz zur Corrida führen diese Spiele aber nicht zum Tod der Tiere. Ob der Stress, dem die Rindern in der Arena und in den Strassen der Stadt ausgesetzt sind, tiergerecht ist, sei dahingestellt.
Wir bedankten uns bei Juancho und Carmita für die freundlichen Beherbergung und die tollen Eindrücken, die wir mit ihnen erleben durften und machten uns gegen Mittag auf den Weg nach Teruel, dass wir nach einem Zwischenstopp an einer Raststätte gegen halb vier erreichten. Müde von der Fahrt durch die prärieähnlichen Weiten des Ebrotales und des südaragonischen Hochlandes, ruhten wir uns erst etwas im Hotel Botanicos aus, bevor wir einen Rundgang durch den die Altstadt Teruels machten.
Nebst einigen wunderschönen Jugendstilhäusern rund um den Torico-Hauptplatz ist Teruel vor allem für die Mudéjar-Bauwerke bekannt, wegen denen es zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Die arabischen Ornamente an den christlichen Bauwerken ergeben eine spannende Mischung. Das Mausoleum der „Liebenden“, das an eine der Sage nach vor 800 Jahren stattgefundenen tragischen Liebesrommanze im Stile von Romeo und Julia erinnert, liessen wir jedoch links liegen, um die letzten Sonnenstrahlen bei etwas Jamón und Rotwein auf einer Plaza zu geniessen.