Um halb Acht wurden wir heute vom gesprächigen Glenn und seiner italienischen Begleiterin abgeholt. Glenn fuhr den Wagen und kümmerte sich um uns zwei englisch Verstehende, Sandra war als Italienerin um ihre vier Landsleute besorgt, welche ebenfalls in Australien in den Ferien sind und heute mit auf Safari kamen.
Zuerst fuhren wir ins gebirgige Hinterland von Northern Queensland, wo wir auf einem Track durch den Regenwald zwei 45 Meter hohe Baumriesen bestaunen konnten. Diese stehen seit 1200 Jahren nebeneinander. Unglaublich, die Bäume standen bereits im Frühmittelalter dort und irgendwie finden wir es romantisch, dass die beiden so nahe beieinander sind. Die beiden Kaurifichten waren deutlich älter als 1000 Jahre als wir zur Welt kamen und sie werden hoffentlich noch lange weiter existieren, wenn wir dann nicht mehr sind.
Danach war einmal mehr Platypus-Watching angesagt und diesmal konnte Stefan für einen ganz kurzen Moment eines erspähen, als es Luft holen kam. Ich musste mich mit einem Frosch begnügen, aber Frosch ist auch gut.
Bei unserem nächsten Halt konnten wir etwas für uns ganz Neues und enorm eindrückliches bestaunen – den 700 Jahre alten, mächtigen Curtain Fig Tree. Dieses unglaubliche Ding setzte sich zuerst als Epiphyten auf einen Ast eines Baumes und wuchs dort. Danach liess die Pflanze Wurzeln bis an den Boden wachsen und strangulierte schliesslich den Baum, auf dem es wuchs. Dieser kippte um und blieb an einem anderen Baum hängen, der seinerseits dann auch stranguliert wurde. Beide getöteten Bäume vermodern über Jahrzehnte und zurück bleibt der Curtain Fig Tree. Dinge gibt es!
Nach dem Mittagessen stand Krokodil-Suche in den Mangroven auf dem Programm. Das mochte uns doch sehr gefallen. Die Krokodile aber glänzten durch Abwesenheit. Wahrscheinlich war Siesta. Der Bootsführer und sein Assistent erwähnten, dass man stets glaube, dass es kaum Krokodile habe, bis man einmal nachts durch die Mangroven fährt und dann überall Licht reflektierende Augen im Wasser sieht. Aber die Krokodile machten sich vorerst rar. Dann verreckte der Motor. Kennen wir doch. Der Skipper vermutete, dass wohl etwas in die Schraube gekommen sei und halste ins Wasser. Beim Fotografieren meinten wir noch zueinander, dass Horrorfilme stets so beginnen würden, bis am Schluss niemand mehr übrig bleibt. Glenn fragte mich noch, ob ich mit der Kamera bereit sei, wenn ein Krokodil den Skipper in den Kopf beissen würde, dann könnten wir das auf Youtube stellen.
Aber wir sind ja nicht in einem Movie und der Bootsführer hatte Recht und die Schraube binnen kurzer Zeit wieder frei und ein Krokodil kam auch nicht zuschnappen und irgendwann war die Zeit um und natürlich wurmte es uns kein Krokodil gesehen zu haben. Da kaum einer vernünftig das Ufer absuchte, machten wir uns dann mit unserem Feldstecher daran. Kurz vor dem Anlegen japste der Skipper „Crocodile right over there“ und drosselte den Motor. Und tatsächlich lag da ein zudem ziemlich grosses Exemplar ein paar Meter vor unserem allmählich zum Stillstand kommenden Boot. Lag da, tat keinen Wank und beobachtete uns aus seinen schmal geschlitzten Augen. Als es direkt auf uns ausgerichtet war, prüfte ich sicherheitshalber meine Position im ziemlich tief im Wasser liegenden Boot. Dann aber wurde es offenbar auch dem Krokodil zu heiss, lautlos tauchte es ab und blieb verschwunden. Krokodile können bis zu acht Stunden unter Wasser bleiben.
Nach diesem eindrücklichen amphibischen Erlebnis fuhren wir zum Fuss des grössten Berges von Queensland, wo wir einen hübsch im Regenwald liegenden Wasserfall besuchten. Geradezu kitschig lagen darunter zwei Wasserbecken, in welchen man baden konnte. Also badeten wir. Die nasse Abkühlung tat gut. Beim Zurückgehen zum Auto setzte Regen ein und uns fiel einmal mehr auf, wie herrlich laut Regenwald ist. Im Regenwald sein ist schön.
🐙i 21. Dezember 2016
Do hend er einisch meh e tolle tag met mega Iidröck dörfe erläbe, super ☺