So. Hier sind wir wieder. Tarraleah unterstrich den historischen Eindruck dahingehend, dass es kein Wifi und auch sonst kein Netz gab. Dabei hätten wir Euch etwas zu erzählen gehabt und zwar Folgendes:
Weil Strahan nicht so ist, verliessen wir dieses rasch. Auf der Route nach Tarraleah hielten wir in der Minenstadt Queenstown. Einmal mehr Wilder Westen. Scheint hier Programm zu sein. Von dem sehr in die Jahre gekommenen Bahnhof aus kann man täglich mit einem dampflokomotivbetriebenen Zug nach Strahan fahren. Für bescheidene 165 $.
Es folgten Kurven, Berge, Kurven, Wälder, Kurven, Buschland, Kurven und Kurven, bis mir beinahe vom selber fahren noch schlecht wurde. Als sich an einer Stelle das Buttongras besonders saftig vom Eukalyptus-Waldrand abzuheben schien, witterte ich ein hübsches Sujet (siehe Bild). Also links rangefahren. Und zwar exakt am richtigen Ort, wie sich eine Minute später rausstellen sollte. Ich krallte die Kamera, stieg aus und machte mich das kurze Stück zurück zu Fuss auf. Keine fünf Meter unterwegs raschelte es im Unterholz und ich hielt in Vorfreude auf ein Tier Ausschau. War aber kein Ameisenigel, sondern eine grosse, Black Tiger Snake, welche giftiger als eine Königskobra ist. Ich sofort die Kamera aufnahmebereit machend und Stefan rufend in eine Tangentialbewegung übergegangen, die Schlange ihrerseits sehr zu meinem Erstaunen direkt auf mich zu. Fotografieren ist wichtig, aber safety first. Ich mich daher in Erinnerung rufend, dass hinter mir die Strasse sei und es irgendwie blöd wäre, wie ein Wallaby mit einem Hunderter flachgefahren zu werden. Also sicherheitshalber kurz den Verkehr überprüft und dabei nach Stefan Ausschau gehalten. Derweil hatte er begriffen, um welche Art Schlange es sich handelt, er also die Autotüre wieder zugeschlagen. Ich den Blick zurück in Richtung Schlange. Und weg war sie. Zwei Meter vor meinen Augen. Von einem Moment auf den nächsten verschwunden. Irgendwie. Vermutlich in ein Loch. Deshalb kam sie wohl auch auf mich zu, weil ihr Unterschlupf in meine Richtung lag. Und nicht mal abgewartet, bis ich sie schön im Kasten hatte. Mist.
Einerseits wurmte es mich, dass ich dieses schöne Exemplar nicht fotografieren konnte, andererseits hatte ich ein riesiges Glück, überhaupt eine Black Tiger Snake zu Gesicht bekommen zu haben. Die Besitzerin des Sheoakes hat vor ein paar Tagen gesagt, dass sie hier zeitlebens gerade mal drei Schlangen gesehen habe. Und die Gute war auch nicht mehr die Jüngste. Schlangen spüren die feinen Vibrationen menschlicher Schritte, haben ja schliesslich viel Bauch am Boden, und machen sich dann davon. Dort wo wir hielten, wird wohl nie ein Mensch durchgehen und wahrscheinlich habe ich die Schlange völlig überrumpelt.
Beim Visitor Center des Lake St. Clair National Park lösten wir den üblichen Parkpass und entschieden uns für den Platypus Track, in der Hoffnung einige Schnabeltiere beobachten zu können. Windböen liessen die hohen Eukalyptusbäume gefährlich ächzen und hin und her schaukeln. Als wir bei der Platypus Bay ankamen, hatte sich das Wetter wieder beruhigt und der Himmel war stellenweise sogar wieder blau. Wir harrten etwa 20 Minuten hinten einer Bretterwand mit Ausgucköffnungen aus, doch kein Schnabeltier wollte sich uns zeigen. Dafür konnten wir Vögel beobachten und Stefan beim Beobachten fotografieren.
Etwas enttäuscht, man kann nicht immer Glück haben, liefen wir dem Pfad entlang weiter und nahmen dieses Mal die Abzweigung des Aboriginespfades, um zum Visitor Center zu gelangen. Der Weg führte an riesigen Eukalyptusbäumen, offenen Stellen mit Button grass und dichtem Buschwerk vorbei. Leider gab es kaum Infotafeln, so dass der Weg ausser der eindrücklichen Natur weit weniger informativ war, als angenommen.
Nach Derwent Bridge erreichten wir viele Kurven später die Ortschaft Tarraleah. Das Check-In erfolgte im Restaurant, da die Rezeption bereits geschlossen war. Um spätestens 17 Uhr werden die Stühle in Tasmanien auf die Tische gestellt. Mit freudigem Erstaunen stellten wir fest, dass wir zur Übernachtung ein ganzes Haus zur Verfügung hatten. Tarraleah ist, wie sich herausstellte, ein Geisterdorf, dass 1996 aufgegeben wurde und etwas später zu einem Feriendorf umgewandelt wurde. Das Dorf wurde ursprünglich von der Hydroelectric Comission für die Mitarbeiter errichtet und zähle 1980 noch etwa 1600 Einwohner, wurde aber einige Jahre aufgegeben. Die wunderbar renovierten Art Deco Häusschen mit blumenreichem Umschwung und stilechtem Interieur aus den 40-ern und 50-ern, sind wahre Kleinode. Es war zwar etwas merkwürdig für eine Nacht ein ganzes Haus zur Verfügung zu haben, wir genossen jedoch das stilvolle Ambiente. Steffu fühlte sich aber ein wenig als Eindringling, der im Haus eines Anderen aus längst vergangenen Tagen wohnte und stellte sich schon mal auf nächtliche Gespenster ein. Allerdings liess dann nur der Sturm des Nachts die Balken knarren … oder war da doch mehr?
🐙i 14. Dezember 2016
Hey ehr zwöi höbsche
Einisch meh tolli ufnahme ond 🐙i het weder e enteressanti Guetnacht-Gschecht z läse gha ☺️
Aber was mer am beschte gfaut, esch des Weasels Gsechts-Schmock 😍
E guete Start i neu Tag be euch ond guet Nacht do be eus 😘
Stefan und Steffu 15. Dezember 2016 — Autor der Seiten
Uhuu 🐙i
Schön, dass Dir die Guetnacht-Gschichte gfalle. Isch fasch wie früecher, nume itz virtuell und um die halb Wält ume ☺️. Gibe mir drum Müeh, dass de jede Abig äs Bettmümpfeli hesch.