Nach dem eher gemächlichen Tag gestern, stand heute Einiges an, vor allem hatten wir rund 270 km Insel unter die Räder zu nehmen. Daher standen wir heute diszipliniert früh auf und verliessen Hobart bereits um 07.45 Uhr.
Als erstes gingen wir das vom Reiseführer empfohlene und etwas nördlich von Hobart gelegene Richmond besuchen, welches ‚considerably pitoresque‘ sei.
Und in der Tat wähnt man sich in diesem Dorf etwas in der Filmkulisse vom ‚Vom Winde verweht‘; hübsche Häuschen mit Büschen aus Lavendel zieren die zur ältesten Brücke Australiens führende Strasse, die anglikanische Kirche steht etwas abseits und ist hübsch umzäunt.
Auf der Fahrt nach Port Arthur haben wir dann viele Wombats und Wallabys gesehen. Im Strassengraben oder auf dem Asphalt. Liegend. Ab und zu eine Krähe drauf. 🙁
Die 1830 gegründete Sträflingskolonie Port Arthur ist sehr eindrücklich und steht in einer unverdauten Landschaft. Der Eintritt ist zwar sauteuer, dafür bekommen Besuchende aber auch etwas geboten, wie beispielsweise eine rund einstündige Einführung durch einen Guide mit Rundgang.
Tausende Verurteilte aus dem gesamten Königreich Britanniens wurden hierhin bis 1852 zu Schwerstarbeit verschifft. Die jüngsten Sträflinge waren gerade mal neun Jahre alt, ein Siebzehnjähriger verbüsste für das Stehlen einer Brieftasche 14 Jahre hier, ein zwei Jahre älterer gar lebenslänglich. Die Straftaten schienen teils absurd drakonisch. So reichte bereits das Stehlen eines Seiles für eine Verbannung nach Port Arthur. Es ist jedoch zu beachten, dass in diesem Fall unterschlagen wurde, das am Ende des Seiles ein teures Rennpferd angebunden war.
Einerseits unterstanden die Gefangenen britischem Recht und hatten daher auch Rechte, konnten hier Bildungsangebote wahrnehmen, für sich selber Gemüseanpflanzen und die Kirche besuchen, andererseits unterstanden sie strengen Regeln und bereits kleinste Vergehen wurden mit bis zu hundert Peitschenhieben bestraft. Bald schon aber dämmerte es den Briten, dass das Auspeitschen gar eine Art Status bedeuten konnte und die Männer nicht etwa besserte, sondern gar härter machte und so ersetzten sie die Körperstrafe durch Isolationshaft. Das hatte mehr den gewünschten Effekt, war aber nicht minder grausam. Im Museum gab es sogar einige Computer, wo man die Datenbank der ehemaligen Sträflinge abfragen konnte, die bis zur Schliessung des Gefängnisses 1877 eingesessen waren. Dies ist für Australier besonders interessant, da nicht wenige von Familien freigelassener Sträflinge abstammen.
Während es auf der Hinfahrt zu Port Arthur noch geregnet hatte, konnten wir nun den längeren Teil der Fahrt bei blauem Himmel und Sonnenschein in Angriff nehmen. Einen Wildtierpark (austr. unzoo), den wir auf der Hinfahrt entdeckt hatten, liessen wir wegen den hohen Eintrittspreisen jedoch links liegen. Es hat zwar fast keine Autobahnen in Tasmanien, dafür kann mann Ausserorts meist 100 km/h fahren. Dieses Tempo ist jedoch nicht dauernd angebracht, da die Strassenverhältnisse ständig ändern und sich vierspurige Trassen mit engen, sich schlängelnde Strässchen abwechseln. Dies ist jedoch kein Problem, da es kaum Verkehr hat. Man kann daher auch die wunderschöne Landschaft geniessen mit den grünen Hügeln, Feldern und Wälder, die immer wieder von Flüssen, Seen und bezaubernden Meeresbuchten durchkreuzt werden.
Nach dreistündiger Fahrt erreichten wir endlich unser Bed and Breckfast Sheoaks in Coles Bay vor dem Freycinet National Park, wo uns der Hausherr Alan freundlich begrüsste und besorgt aber mit einem Lächeln nachfragte, ob wir uns verfahren hätten. Da hier aussen im „Busch“ Restaurants offenbar bereits um 20.00 Uhr schliessen, fuhren wir sofort weiter und assen im nahe gelegenen Edge of the Bay mit malerischem Blick auf das Meer und die Berge des Freycinet Nationalparkes bei Sonnenuntergang ein feines Abendessen.
Beim Restaurant sahen wir dann endlich auch einige Wallabys, die weder Vogelfutter noch Fall für den Forensiker darstellten und fröhlich im Abendrot überall herumhüpften. Süss!
Am zweiten Tag habe auch ich (Pädu) die grosse Ehre mich im Reiseblog zu beteiligen. Für mich ist die Reise bisher eine entspannte Sache, da die Mannen prächtig organisiert sind und ich mich gemütlich entspannen kann. Zwei privat Chauffeure – so etwas hatte ich noch nie. Zum Reiseprogramm ist aus meiner Sicht zu erwähnen, dass ich die prächtigen Sonnenuntergänge sowie die super süssen Tierchen als australischer Student bereits ein wenig gewohnt bin. Jedoch ist die Landschaft hier in Tasmanien total anders als in Queensland wo ich zu Hause bin. Port Arthur war ein tolles Highlight mit interessanten Fakten über die Geschichte dieses Landes. Es kann also Morgen mit weiteren Highlights weitergehen.